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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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Trotzdem eilte sie hin und her und bemühte sich, es allen recht zu machen. Dies war jedoch unmöglich. Ihre Bedrängnis ließ erst nach, als das Essen fertig war.
    Neffa kam mit einer Frau im Schlepptau zu ihr, deren Brandzeichen aussah, als sei es erst vor Kurzem verheilt. Ihr junges Gesicht wurde von langem schwarzem Haar und einer blaugrünen Schramme unter einem Auge umrahmt. »Du wirst heute Abend mit Memni auftischen«, sagte Neffa zu Dar. »Geh mit ihr.«
    »Komm mit«, sagte Memni. »Wir müssen uns zuerst waschen. «
    »Ich habe heute schon gebadet.«

    »Trotzdem. Du bist verschwitzt. Die Orks haben Nasen wie Jagdhunde.«
    Memni führte Dar zu einem Zelt. Im Inneren stand ein großes Kupferbecken, das mit Kräutern vermischtes heißes Wasser enthielt. Der dem Becken entsteigende Dampf roch danach.
    »Die Kräuter überdecken unseren Körpergeruch«, sagte Memni. Eine nackte Frau stand in dem Becken und schrubbte sich eilig mit einem Tuch ab, das sie in das duftende Wasser getaucht hatte. Der Rest der Frauen aus dem Zelt, insgesamt etwa ein Dutzend, hatte sich wohl schon gewaschen, denn sie trugen saubere Gewänder.
    »Warst du heute mit einem Mann zusammen?«, fragte Memni. »Wenn ja, sei vorsichtig. Orks können den Geruch nicht ausstehen.«
    »Ich bemühe mich, mich von Männern fernzuhalten«, sagte Dar.
    Memni schien erfreut, dies zu hören. »Wie heißt du?«
    »Dar.«
    »Dies ist Dar«, sagte Memni zu den anderen Frauen im Zelt. Die Anwesenden warfen Dar uninteressierte Blicke zu; ansonsten wurde sie nicht zur Kenntnis genommen.
    »Du kommst aus den Bergen, nicht wahr?«, sagte Memni. »Ich höre es an deiner Aussprache. Viele von uns kommen aus den Bergen. Ich wurde in Luvein geboren, aber mein Onkel … Hoppla, du bist dran. Beeil dich.«
    Dar zog sich aus, stieg ins Becken und wusch sich ab. Da ihr das Erlebnis am Fluss einfiel, wusch sie sich diesmal gründlich.
    »Wenn du fertig bist, zieh eins von den Gewändern da drüben an.« Memni deutete auf einige Kleider aus Leinen, die über einer Leine hingen. »Wenn du mit dem Auftischen fertig bist, bring es hierher zurück und wasch es in dem Becken.«
    Dar beendete ihre Wäsche und zog ein Gewand an. »Was soll ich denn tun?«, fragte sie.
    »Du bringst den Orks die Verpflegung. Sie sitzen. Wir bedienen sie. Es ist wie eine Zeremonie. Mach mir einfach alles nach. Außerdem musst du dabei ›Muttah-yer-rat-thas-affa‹ sagen. «
    »Was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung«, sagte Memni. »Aber es ist wichtig. Wenn man es vergisst, werden die Orks wütend. Manche geben dir dann eine Ohrfeige. Das willst du doch bestimmt nicht. Ich hab mal gesehen, wie einer einen Menschen umgebracht hat. Mit einem einzigen Schlag. Ich weiß nicht mal genau, ob es seine Absicht war. Sie sind so …«
    »Memni!«, rief eine Frau. »Tratsch nicht mit dem Schorfkopf rum ! Mach dich fertig!«
    Memni legte rasch ihre Kleider ab und enthüllte dabei einige weitere Schrammen. Nachdem sie sich gewaschen und in ein sauberes Gewand gekleidet hatte, verließen alle Frauen das Zelt. Die aufzutischende Verpflegung stand bereit. Ein langer Stab war durch die Griffe eines großen Kessels mit Hafergrütze geschoben, damit zwei Frauen ihn heben und tragen konnten. Außerdem warteten Körbe mit dampfendem Gemüse auf sie. Die Frauen wuchteten das Essen hoch und schritten in einer langsamen Prozession zu dem kreisförmig abgegrenzten Gebiet. Memni und Dar wurde der Kessel zugewiesen. Memni grunzte vor Anstrengung, als sie ihr Ende des Pfahls anhob. »Keine Frau tischt gern auf«, sagte sie. »Besonders dann nicht, wenn es Hafergrütze gibt. Bis wir fertig sind, ist nur noch ein Rest für uns übrig. Aber ich habe ja meinen Söldner, und …«
    »Schscht!«, machte eine Frau, als sie den Kreis der senkrechten Äste erreichten. Die Frauen schritten an den konischen
Gebilden vorbei auf das offene Gelände, das sie einfassten. Dort saßen endlose Reihen von Orks im Schneidersitz, ohne sich zu rühren. Die die Prozession anführende Frau rief laut: »Saf nak ur Muthz’la!«
    Tiefe Stimmen antworteten im Gleichklang: »Shashav Muth’la!« Für Dar klangen es wie das Brüllen einer Lawine. Die Angst und Ehrfurcht, die sie bei der ersten Begegnung mit Garga-tok empfunden hatte, kehrte zurück, als ihr Blick auf die monströsen Gesichter fiel. Jedes Gesicht sah zwar anders aus, doch allen war eine grundsätzliche Fremdartigkeit zu eigen. Die an Tiere erinnernden Pupillen der Orks leuchteten wie
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