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Soldner

Soldner

Titel: Soldner
Autoren: Howell Morgan
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gebracht hatten. Sie schaute am Flussufer entlang. Keine Frage, sie standen irgendwo in der Ferne, belauschten sie, grinsten breit. »Ich kann jetzt nicht baden.«
    Der Körper des Orks spannte sich. Er machte den Mund auf, entblößte seine Reißzähne und blies knurrend den Brustkorb auf. Aus dem Knurren wurde ein Brüllen, das am Flussufer Echos warf. Während der ganzen Zeit bohrte sich der Blick seiner grünlichen Augen in Dar. Seine Drohung war unmissverständlich. Dar ignorierte die Spanner. Sie legte ihre Kleider ab und warf sie ans Ufer. Während der Ork zuschaute, nahm sie Ufersand und verrieb ihn auf der nackten Haut. Nachdem sie ihn abgespült hatte, wollte sie zum Ufer gehen. Der Ork verbaute ihr den Weg und zog die Nase hoch. »Noch immer stinken«, sagte er.
    Dar watete in den Fluss zurück und schrubbte sich noch einmal ab. Als sie fertig war, schnupperte der Ork und schickte sie
noch einmal ins Wasser. Inzwischen wusste Dar, dass sie nicht sterben würde. Ihre Furcht machte Verärgerung Platz. Obwohl sie es nicht wagte, sich dem Ork zu widersetzen, schaute sie ihn wütend an. Sie hatte keine Ahnung, ob er ihren Blick verstand; er bleckte einfach nur die Zähne und murmelte: »Dargu nak theef turpa a la ga.«
    Als er Dar endlich gestattete, das Ufer zu erklimmen, leuchtete ihre Haut schweinchenrosa, und ihre Arme und Beine waren um mehrere Nuancen heller geworden. Sie wusch in aller Eile ihr Kleid, indem sie es auf einen im Wasser liegenden Stein schlug und nass anzog, bevor sie sich ihr anderes Zeug vornahm. Als das letzte Kleidungsstück sauber war, wirkte der Ork zufrieden. »Komm mit«, sagte er. »Du gehen zu Neffa.«
    Er führte Dar in einen Teil des Lagers außerhalb der mit Ästen gekennzeichneten Umrandung. Sie kamen an ein langes, seitlich offenes Zelt, das doppelt so hoch war wie die anderen. Es war mit schwarzem Ruß bedeckt, denn es war über eine Grube gespannt, in der man Essen kochte. »Neffa!«, brüllte der Ork.
    Eine Frau kam aus dem verqualmten Zelt und eilte auf sie zu. Ihre Kleider, ihr Haar und ihre Haut waren rußfleckig, ihre Augen blutunterlaufen. »Hier ist neue Washavoki«, sagte der Ork. Dann ging er davon, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Neffa wirkte so erschöpft, dass es Dar nicht leicht fiel, ihr Alter einzuschätzen. Neffa musterte sie nur flüchtig. »Wir sollten doch zwei Mädchen kriegen«, sagte sie. »Wo ist die andere? Bockt sie mit irgendeinem Söldner?«
    »Sie ist tot«, erwiderte Dar.
    Neffa wirkte nicht überrascht. »Schon?«

4

    DAR GING DAVON AUS, dass Neffa sie einweisen würde, doch die Frau sagte nur: »Sorg dafür, dass das Feuer nicht ausgeht.« In der langen Grube brannten mehr als ein Dutzend Feuer. Davor standen Frauen, die in großen Kesseln rührten. Als Dar auf genauere Anweisungen wartete, drehte Neffa sich um und schlug eine Frau, die lustlos Hafergrütze umrührte. »Pass auf, was du machst!«, schrie sie. »Lass nichts anbrennen!«
    »Neffa!«, brüllte Murdant Teeg. »Die Männer haben Hunger! «
    »Es gibt gleich Hafergrütze«, sagte Neffa.
    »Hafergrütze? Ich hab euch Ludern doch heute Morgen Wurzelgemüse geben!«
    »Das kocht noch.«
    »Dann kocht es schneller«, rief Murdant Teeg.
    Neffa musterte Dar finster. »Was stehst du da rum?«
    Dar legte ihr Bündel ab und ging zu einem Holzstapel in der Nähe. Sie packte einen langen Ast und schleppte ihn zu einer Frau, die einen Kessel voller Gemüse umrührte. Die Frau packte Dar am Arm. »He, Schorfkopf. Was machst du da?«
    »Ich soll mich ums Feuer kümmern.«
    »Dummkopf! Der Ast ist doch viel zu groß. Willst du das Zelt abbrennen?«
    »Ich kann ihn klein hacken«, sagte Dar. »Wo ist eine Axt?«
    Die Frau verdrehte die Augen im Kopfe. »Woher soll ich das wissen?«
    Dar schleifte den Ast ins Freie und schaute sich nach etwas um, mit dem sie ihn zerkleinern konnte. Sie suchte noch, als eine andere Frau rief: »Holz, Schorfkopf! Bring Holz!«
    Dar eilte zu dem Aststapel und nahm einen anderen, den sie mit Händen und Füßen zerbrechen konnte. Sie machte ihn rasch klein und warf die Stücke ins Feuer. Schon schrie die nächste Frau nach Holz. Andere schlossen sich in ihren Rufen an.
    »Holz, Schnecke! Holz!«
    »Schwing die Haxen, Schorfi!«
    »Beeil dich, Bergluder! Essen kocht sich nicht allein!«
    Dar, an ein Leben in Einsamkeit gewöhnt, fühlte sich von den lautstarken Stimmen fast erschlagen. Die Abruptheit des Geschreis ließ sie annehmen, dass man sie quälen wollte.
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