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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst
Autoren: Antje Szillat
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Jérôme und für mich.
    »Anna.« Sabines Stimme war ein heiseres Flüstern. »Woher hast du es gewusst?«
    »Was meinst du?«
    »Dass es Udo war. Und dass er es noch einmal versuchen würde …«
    Wieder schwieg ich einen Moment. »Jérôme hat es mir gezeigt«, sagte ich dann.
    Sabine nickte langsam und nahm meine Hand. »Wie gut, dass er dich hat.«
    »Kann ich jetzt zu ihm?«, fragte ich. »Bitte, ich muss ihn sehen.«
    »In Ordnung, aber nur kurz. Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen. Komm mit.«
    Vorsichtig setzte ich mich neben Jérôme aufs Bett und legte meine Hand auf seine.
    »Du hast alles mitbekommen, da bin ich mir sicher. Dann weißt du ja auch, dass es jetzt Zeit für dich ist aufzuwachen, oder?« Ich hatte mich bemüht, sorglos zu klingen, aber ich merkte selbst, dass mir das nicht gelungen war.
    Ich drückte seine Hand noch ein wenig fester und hatte auf einmal das Gefühl, als ob die Luft zu vibrieren anfing, im rhythmischen Takt seines Herzschlags.
    »Jérôme? Hörst du mich?«
    Eine Woge tröstender Wärme breitete sich in mir aus. Hüllte mich ein und gab mir das Gefühl von Geborgenheit. Ich glaubte, Jérômes Stimme zu hören. Und sein Lachen. Sein raues Lachen, das ich so sehr liebte.
    Ich blickte zum Fenster hinaus. Noch immer war der Himmel wolkenverhangen. Doch ich sah, dass hier und da die Sonne hervorlugte. Zögerlich, fast ein wenig schüchtern. Sie war nicht stark genug, um die dunklen Wolken beiseitezuschieben. Aber das konnte sich bald ändern.
    Ich schloss die Augen und spürte die Wärme, die von Jérômes Hand auf mich überging und durch meinen Körper zu strömen schien, beglückend und hoffnungsvoll. Sie erzähltemir eine Geschichte. Von einem Jungen und einem Mädchen, die sich sehr liebten, egal ob sie zusammen oder getrennt voneinander waren. Denn sie wussten, dass sie für alle Zeiten eng miteinander verbunden sein würden.
    Doch jede Geschichte hatte ein Ende. Und ich fragte mich, ob meine und Jérômes Geschichte hier endete. Sollte das wirklich alles sein? Jetzt wo ich mit Jérômes Hilfe herausgefunden hatte, was ihm in jener Nacht zugestoßen war? Würde ich für immer an seinem Krankenbett sitzen und darauf warten, dass er erwachte?
    Ich streichelte sein Gesicht, meine Finger tasteten über seine Augen, seine Nase, seinen Mund. Schließlich beugte ich mich zu ihm hinunter. Es dauerte ein wenig, bis meine Lippen seine trafen. Und dann spürte ich, dass keine Angst mehr in meinem Herzen war. Und kein Gedanke mehr in meinem Kopf, an das, was hinter uns lag. Das hier war jetzt. Das hier war unsere Zukunft.
    »Ich habe noch so viele Fragen an dich«, sagte ich. »So vieles ist mir noch immer nicht klar. Und ich möchte die Antworten darauf von dir hören, aus deinem Mund.« Sanft berührten meine Lippen die seinen.

    Die Dunkelheit hatte sich verzogen. Das warme Licht war zurückgekommen und hatte die Finsternis und all ihre Schrecken vertrieben.
    Er streckte sich dem hellen Schein entgegen und spürte die Wärme.
    Sein Körper fühlte sich schwerer an. Er spürte sich wieder, war keine leblose Hülle mehr.
    Nur noch das helle Licht und ihr Lächeln.
    So sollte es sein. Für alle Zeiten.
    Er rief ihren Namen und hielt sich daran fest, so wie an dem rhythmischen Klang seines unbeirrbaren Herzschlags.

33.
    »Hier steht es!« Ich breitete die Zeitung auf Jérômes Bett aus und räusperte mich.
    »Drogenbürgermeister verhaftet!«, las ich die rote Schlagzeile vor. Daneben war ein leicht verschwommenes Foto von Michael Krause abgebildet. Links unten in der Ecke befand sich ein weiteres Bild. Hier waren die Augen des Mannes von einem schwarzen Balken verdeckt. Dennoch erkannte ich Jérômes Onkel sofort.
    »
Rauschgift für mindestens 900 000 Euro verkauft
!«, las ich weiter. »
Nach Blitz-Informationen liegt der Fall schon ein paar Wochen zurück, wurde der Presse aber erst jetzt zugespielt. Der Fabrikant und Bürgermeister eines kleinen Dorfes zwischen Hannover und Bremen soll einer der Hauptdrahtzieher eines Rauschgiftrings gewesen sein, der in großem Stil synthetische Drogen herstellte und bundesweit verkaufte
.
    Seit Jahresbeginn ermittelten die Beamten, doch erst Monate später schnappte die Falle zu: In dem kleinen Dorf nahe Bremen hoben Polizisten eine illegale Chemieküche aus und stellten im luxuriösen Anwesen des 54-Jährigen 1kg reines Amphetamin(Aufputschmittel) sicher. Weitere Ermittlungen führten zu einem 44-jährigen Landwirt. Er steht im Verdacht,
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