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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht
Autoren: Steven Spruill
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»Krebs 1962. Sie war achtzig. Unser Sohn George
starb im Jahre 1985 im Alter von dreiundsiebzig Jahren an einem Herzanfall. Lange vorher, 1928, mußte ich meinen eigen en Tod vortäuschen. Wenige Monate zuvor hatten Alexan dra und ich unseren zwanzigsten Hochzeitstag gefeiert. Segelunfall, Leiche nie gefunden. Ich habe sie einige wenige Male danach gesehen, aber ich konnte ihnen nicht gut erlau ben, mich zu sehen. Ich war an Alexandras Bett an dem Tag,
als sie starb, aber ich konnte sie nicht trösten, und sie konnte mich nicht trösten.«
    »Wie furchtbar.« Verzweiflung bemächtigte sich Katies. Erst vor einer Stunde hatte sie noch solche Hoffnung gehabt. Er trauerte, aber sie würde ihn trösten. Schließlich war sein
schreckliches Geheimnis offenbart, und sie liebte ihn immer noch. Bestimmt mußte das reichen, um schließlich doch die
Barriere zwischen ihnen beiden niederzuringen.
    Aber Liebe war nicht genug.
    »Wenn du dich weiter ... nährst, wie viel länger wirst du dann noch leben?«
    »Der älteste Sauger, von dem ich weiß, wurde fünfzehn hundert und ein paar Jahre alt - wenn man sich auf sein Geburtsdatum verlassen kann. Die Erinnerungen trügen manchmal, Akten werden zu Staub. Es könnte andere gege ben haben, die länger gelebt haben.«
    Katie schüttelte den Kopf. Fünfzehnhundert Jahre - sie
konnte es sich einfach nicht vorstellen. Nachdem sie gestor ben war, würde Merrick noch sechs Jahrhunderte weiterleben. »Und was ist, wenn du aufhörst, Blut zu dir zu neh men? Würdest du dann nicht anfangen zu altern?«
    »Nicht in der Art, wie du das verstehst. Ich würde eine Periode schnelleren Alterns durchmachen - ein Jahr lang -,
    und dann würde ich an Leukämie erkranken. Ich würde dann noch .ein oder zwei Jahre oder noch mehr brauchen, um zu sterben. Ich wäre in beständiger Agonie. Ich weiß nur von einem einzigen Sauger, der dazu die Courage hatte.«
    Sie spürte, daß da mehr war, aber daß sie nicht fragen sollte.
    »Schmeckt... schmeckt Blut dir gut?« Die Frage wider strebte ihr, aber irgend etwas in ihr mußte es einfach wissen.
    Er blickte sie einen Augenblick lang an, bevor er antwortete. »Das geht über den Geschmack hinaus ...«
    »Du lechzt danach.«
    »Ja. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber ...«
    »Ich kann es verstehen«, sagte sie.
    Merrick maß sie mit den Blicken, und sie fühlte sich auf sonderbare Art glücklich, ihr eigenes kleines Geheimnis zu haben.
    »Würdest du mich einen Augenblick entschuldigen?« fragte sie.
    »Natürlich.«
    Sie ging in sein Badezimmer und spülte die übriggebliebe nen Ritalin-Kapseln die Toilette hinunter. Als sie zurück kehrte, griff er über den Tisch hinüber und nahm wieder ihre Hände. »Ich liebe dich, Katie«, sagte er weich. »Ich würde alles darum geben, mit dir alt zu werden und mit dir zusam men zu sterben. Aber ich habe Angst, wieder miterleben zu müssen, wie die Frau, die ich liebe, von mir geht.«
    »Ich habe nur vor einem Angst: immer unstillbare Sehn sucht nach dir zu haben. Den Rest schaffen wir zwei schon.«
    »Katie, die Sache mit dem Blut dürfte ans Tageslicht kom men.«
    »Zane hat mich gezwungen, Byner anzurufen«, erinnerte sie ihn. »Und Byner war froh, das Blut vergessen zu können.«
    »Was ist mit Art?«
    »Was soll mit ihm sein? Du hast ihn doch gesehen - er kam doch gerade erst zu sich, als wir wieder hier ankamen. Er erinnert sich an gar nichts. Er weiß nur, was wir ihm erzählt haben
    - daß ich in der Lage war, Zane mit einer Injektion unserer Probe Nummer acht zu töten, genau so, wie wir es gehofft hatten.«
    »Art weiß eine Menge mehr als das. Er hat dir geholfen, das Blut zu studieren.«
    »Er weiß auch, daß du ihm das Leben gerettet hast«, sagt Katie. »Wenn er denken müßte, der Killer sei noch immer da draußen, könnte er das Gefühl bekommen, als müsse er zur Polizei gehen. Aber die Menschen sind jetzt in Sicherheit, und er weiß, wenn er irgend etwas sagt, würde er mich in eine Welt voll Probleme stürzen. Ich glaube nicht, daß er das will.«
    Merrick sah sie lange nachdenklich an. »Du könntest recht haben.«
     
     

     
    ENDE
     
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