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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Sie war eine Lamia und niemand, dem man etwas in die Feder diktierte. Wenn schon, diktierte sie selbst. Kurz überlegte sie, ob sie die Sprache von dem Brief auf ihr eigenes Anliegen bringen sollte. Andererseits konnte das Verhalten einer Strega lehrreich sein.
    „Mein Geliebter …“, hob Aurora wieder an.
    „Das steht hier bereits.“
    „Mein Herz bricht bei dem Gedanken, dein Blut fließen zu sehen. Du sollst nicht um meinetwillen verletzt oder gar niedergestreckt werden von Tizzios Klinge. Somit werde ich euch jeden Grund für ein Duell nehmen, indem ich fortgehe und mich von dir lossage. Es wird nicht mehr nötig sein, um mich zu kämpfen, wenn ich nicht mehr da bin.“
    Alarmiert hielt Berenike inne. „Was soll das heißen: nicht mehr da?“
    Bebend atmete Aurora ein, richtete die Augen ins Leere und fuhr fort. „Deine Marke ist verloren, die Larvae haben sie mit sich genommen. So bin ich nicht länger deine Gefährtin noch werde ich jemals die eines anderen werden. Suche nicht nach mir, denn ich bringe dieses Opfer für dich.“
    „Ist das dein Ernst?“
    Aurora presste beide Fäuste an ihre Brust als hätte sie starke Schmerzen. „Ich weiß, er wird mich dafür hassen, weil er die Wahrheit kennt. Aber ich werde sie nicht niederschreiben. Ich zürne ihm. Ja, so ist es! Er kämpft um etwas, das ihm bereits gehört. Und das nicht, weil er es sich angeeignet hat. Ich selbst habe meine Wahl getroffen und ein Duell entscheidet nicht darüber, zu wem ich mich bekenne, mit wem ich mein Leben teile. Aber das will weder er noch Tizzio begreifen. Für sie bin ich ein Besitztum. Ich weiß, dass er mir das nicht verzeihen kann, aber alles ist besser, als ihn sterben zu sehen.“
    Immer hitziger stieß sie die Worte hervor, rieb über ihre Augen und lehnte sich dann vor, um das Schreiben zu überfliegen.
    „Werwölfe kämpfen ständig um irgendetwas. Das liegt ihnen im Blut“, wandte Berenike ein, obwohl sie damit im Sinn eines Werwolfes sprach. Sie verstand nicht, was Aurora antrieb.
    Aurora erwiderte nichts, nahm Berenike die Feder aus der Hand, drehte das Papier und unterzeichnete. Die Feder glitt aus ihren Fingern und hinterließ einen letzten Tintenklecks am Boden.
    „Wirst du mir einen weiteren Gefallen erweisen, Nike?“
    „Kommt darauf an. Solltest du vorhaben, dich umzubringen wegen eines Duells, dann werde ich dich daran hindern.“
    Aurora nutzte das Bett als Stütze, stemmte sich auf und wäre beinahe der Länge nach auf die Matratze gefallen. Am Ende wäre es das Beste für sie gewesen. Das Gefecht gegen die Larvae hatte sie ihrer Kraft beraubt und dieses ominöse Duell zehrte an ihr und drückte sie nieder. Berenike stand kurz davor, sich auf die Suche nach Ruben zu machen und ihm die Faust zwischen die Augen zu schmettern.
    „Hilf mir beim Ankleiden, Nike. Hinter dem Paravent hängt mein Hochzeitskleid. Es ist … angemessen.“
    „Du willst fliehen? Damit er dich nicht findet, musst du aber eine große Strecke zurücklegen. Andererseits könntest du entkommen, wenn ich dich begleite. Wir könnten eine Reise machen durch ganz Europa. Eine Grande Tour wie die Sterblichen. Einer Lamia und einer Strega wird es leicht fallen, ihre Spuren zu verwischen.“
    „Das klingt aufregend. Ich fürchte nur, dass ich zu einer solchen Reise nicht in der Verfassung bin.“
    Fürwahr, Aurora konnte ohne Hilfe nicht einmal in ihre Unterröcke steigen. Berenike half ihr hinein, schnürte ihr Korsett, legte ihr das Panier um. Zuletzt streifte sie ihr die Robe über. Schlicht und gerade dadurch elegant. Solange man über Auroras Teint hinwegsah, der die Farbe ausgeblichener Knochen angenommen hatte.
    „Weshalb wartest du nicht mit deinem Aufbruch? Ohnehin wird dein Brief nichts ausrichten. Sie werden ihn nicht lesen.“
    Aurora klemmte die Schatulle, in der sie das Grimoire verwahrte, unter den Arm und fasste Berenike ins Auge. „Du wirst ihn vorlesen. Ich verlasse mich auf dich, Nike.“
    Auch das noch. Bevor Berenike ablehnen konnte, war Aurora bereits in den Gang hinausgetreten. Ihren Umhang hatte sie vergessen, dabei war es draußen bitterkalt. Berenike folgte ihr und legte ihr den Umhang um die Schultern. Den Brief steckte sie achtlos ein. Vorlesen würde sie ihn nicht. Wenn es nach ihr ginge, konnten sich Ruben und Tizzio getrost niedermetzeln. Es wäre kein großer Verlust.
    „Wohin willst du, Aurora?“
    Unter der Kapuze wirkten Auroras schmale Züge ausgezehrt, regelrecht krank, als hätte sie alles in
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