Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
die Hand an den Fensterrahmen über die Verriegelung. So einiges war ihr abhandengekommen, darunter die Liebe ihrer Mutter. Die Fähigkeit, Schlösser durch ihren Willen zu öffnen, war ihr geblieben. Aurora hob nicht den Kopf, obwohl der Riegel laut über das Holz schabte. Sie reagierte auch nicht auf die Windböe, die mit Berenike in das Schlafzimmer eindrang. Eilig schloss sie das Fenster hinter sich und öffnete die Samtvorhänge, damit Tageslicht hereinströmen konnte. Viel war an diesem Tag davon nicht vorhanden.
    Aurora war blind gewesen, als Berenike sie vor einigen Stunden verlassen hatte. Auf Taubheit hatte jedoch nichts hingewiesen. Sie musste das Rattern der Vorhangringe auf den Stangen gehört haben. Zögernd, was sie verärgerte, da diese Eigenheit nicht in ihrer Natur lag, setzte sie sich neben Aurora auf die Bettkante. Von ihrer Hexenmacht war nichts zu spüren. Sie wunderte sich nicht einmal über Besuch, der durch das Fenster einstieg. So saßen sie Seite an Seite und betrachteten ihre Füße. Schwer seufzte Aurora.
    „Es ist nicht akzeptabel.“
    Konnte sie Gedanken lesen? Über Stunden befasste sich Berenike mit der Aussichtslosigkeit ihrer Lage. Es hatte sie große Überwindung gekostet, hierherzukommen. Offenbar war es der richtige Schritt gewesen. Sie hatte noch kein Wort gesagt und schon gab die Strega Antwort. Es war nicht akzeptabel. Mehr musste dazu nicht gesagt werden. Das alte Volk hatte an Machtverloren. Das Bündnis mit den Werwölfen sollte gefestigt werden. Scheinbar war sie der Schlüssel dazu. Nichts davon konnte sie hinnehmen. Da Zeit etwas war, das ihr im Übermaß zur Verfügung stand, brütete sie weiter vor sich hin, in Erwartung weiterer Aussagen aus dem Mund einer Hexe.
    Wie etwa die Frage, ob die älteste Lamia des alten Volkes den Verstand verloren hatte. Oder die Feststellung, dass eine Verbindung zwischen einer Lamia und einem Werwolf nie vorgekommen war und auch in Zukunft nicht vorkommen durfte. Die einzige Verbindung zwischen ihren Völkern war von jeher der Wunsch gewesen, den anderen tot vor sich liegen zu sehen. Das war gut und richtig so, denn ihre Welten fügten sich nicht ineinander. Ein Aufeinandertreffen führte zu explosiven Gewalttaten. Es lag in der Natur der Sache, nichts anderes war ihnen gegeben. Und doch versuchten Mica und Selene, unverbrüchliche Tatsachen zu ändern und das alte Volk zu bekehren. Wann würde die erste Lamia in ihrem Verlangen nach einem alle selig machenden Frieden auf die abstruse Idee verfallen, eine Verbindung mit einem Sterblichen einzugehen, anstatt sich von ihm zu nähren? Ihre Gedanken waren abgeschweift, in das Grauen einer hoffentlich niemals stattfindenden Zukunft. Sie lehnte sich vor, warf einen prüfenden Blick auf Auroras Profil.
    Ihre grauen Augen blickten klar. Das konnte nur heißen, dass sie wieder sehen konnte. Dennoch war ihr Blick nach innen gerichtet, auf Geheimnisse, die womöglich nur eine Strega ergründen konnte. Wer wusste schon, wo der Geist einer solchen Frau in ihren Mußestunden verweilte?
    „Du hast Großes vollbracht, Aurora. Ich brauche deinen Rat, denn ich stehe vor einem Problem.“
    Aurora sah auf. Trauer verschleierte ihre Augen. Ihren Sieg über die Larvae schien sie bereits vergessen zu haben. Trotz der Gewalt ihrer Magie. Berenike kannte nichts Vergleichbares. Selbst eine Schar von Lamia wäre in ihrem Feuer vergangen, während der Zeit, die es brauchte, um mit den Fingern zu schnippen.
    „Ich werde es nicht hinnehmen.“
    Berenike war nicht überrascht. Selbstverständlich wusste eine Strega alles, ohne dass es vor ihr ausgesprochen werden musste. Erleichtert lächelte sie. Es war nur recht und billig, dass eine Strega den Pakt einer Angehörigen der Hexengilden mit einem Wolfskrieger wieder gutmachte, indem sie weiteres Unheil vermied. Und was Mica und Selene erörtert hatten, brachte Unglück über sie alle. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt, aber Berenike hatte ihr Flüstern gehört. Ein Angebot an Tizzio, die Tochter einer Lamia als Garant für einen Frieden. Selene würde dem zustimmen, wie sie jeder Einflüsterung ihres goldenen Sohnes zugestimmt hatte. Liebe behinderte jede klare und richtige Entscheidung.
    „Ich gebe zu, das stimmt mich sehr froh. Einen Waffenstillstand gab es in Rom, seitdem Enzo di Mannero den Tod fand. Sein Bruder ist ein schwacher Nachfolger. Selbst wenn es nicht so wäre, lieber würde ich erlöschen als seine Gemahlin zu werden. Ich bin für meine Familie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher