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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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gut, weil er auf der Flucht vor Tizzios Rudel darin Haken schlagen musste. Tizzio wurde nicht müde, ihm immer neue Fallen zu stellen, und sollte er eines Tages hineintreten, würde er sich eine gewaltige Abreibung einholen. Er musste die Sprache nicht erst auf den Großmeister der Vampire bringen, um Tizzios Zorn auf sich zu ziehen. Obendrein sollte er den Kontakt zu Mica suchen und das Vorgehen mit ihm absprechen. Ruben war sich nicht schlüssig, was schlimmer war. Die Begegnung mit einem Werwolf, der nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn zu kastrieren, oder das Betreten der Villa einer Lamia, in der er Mica vorfinden würde.
    „Gibt es Komplikationen, Herr?“, sprach Bertrand in sein düsteres Sinnieren hinein.
    Er schüttelte den Kopf. Sein Verstand setzte sich in Gang. Gemeinsam mit seinem Instinkt sagte ihm dieser, dass er Cassians Bitte nicht ablehnen konnte. Jede Ausrede würde aus ihm einen Feigling machen. Er musste zu seinem Bruder und seiner Sippe stehen. Tizzio di Mannero würde ihn in der Luft zerfetzen, sobald er seiner habhaft wurde. Davon konnte er ausgehen.
    In diese Überlegungen bimmelte die Türglocke Sturm.
    „Garou“, brüllte eine sich überschlagende Männerstimme im Treppenhaus. „Öffnet mir! Ich weiß, dass Ihr da seid!“
    Bertrand trat in die Diele und fasste die Haustür ins Auge, während Ruben das Gesicht verzog. Das blecherne Läuten brach ab, etwas schepperte zu Boden. Das Halteseil der Türglocke war gerissen. Das Hämmern von Fäusten hallte durch das ganze Haus.
    „Lasst mich sofort ein!“
    „Soll ich öffnen, Herr?“, fragte Bertrand gefällig.
    „Lieber nicht.“ Die Stimme im Hausflur kam ihm vage bekannt vor.
    „Ihr habt meiner Tochter die Tugend geraubt! Ihr seid ein Hundsfott!“
    Bertrand schnalzte mit der Zunge und schmunzelte.
    „Ihr habt meine Gemahlin auf den Weg der Sünde geführt und sie entehrt!“
    „O là là“, meinte Bertrand dazu.
    Jetzt wusste Ruben, wer vor seiner Tür krakeelte. Armin von Rützelsperger, pensionierter Offizier von aufbrausendem Temperament. Er sprang auf und hastete in den Nebenraum. Gemessen folgte Bertrand und gab ein Schnauben zum Besten angesichtsder im Zimmer verstreuten Kleidungsstücke. Ruben streifte eilig eine lederne Reithose über und wühlte ein zerknittertes Hemd hervor. Unterdessen versuchte Rützelsperger, die Tür einzutreten.
    „Soll ich einige Habseligkeiten für Euch packen, Herr?“, schlug Bertrand vor.
    „Mach das. Nimm die Satteltaschen.“
    Er hechtete zurück ins Schlafzimmer und suchte nach seiner Geldbörse. Rützelsperger tobte.
    „Garou, weicht mir nicht aus. Ihr habt Schande über mich gebracht. Ich fordere Satisfaktion! Satisfaktion!“
    Der Baron ließ die gesamte Nachbarschaft wissen, wie groß die Hörner waren, die man ihm aufgesetzt hatte. Mit den gefüllten Satteltaschen kehrte Bertrand zurück und reichte ihm Stiefel und Gehrock.
    „Der Mann hat ein Recht, seine Ehre zu verteidigen, Herr. Ihr solltet ihn hereinlassen.“
    „Ich denke nicht daran. Die Tugend seiner Tochter wurde nicht erst von mir angekratzt. Was seine Gemahlin betrifft, weiß jeder in Wien Bescheid über sie. Wir verschwinden durch die Küche und nehmen den Dienstbotenaufgang.“ Er zwängte sich in seine Reitstiefel und stürmte los.
    „Trotzdem behält er einen Anspruch auf Satisfaktion, Herr.“
    „Ich schieße nicht auf alte Männer, Bertrand. Hier entlang.“
    Wenig erbaut über den überstürzten Aufbruch durch die Küche schnaubte Bertrand vor sich hin. In langen Sätzen nahmen sie die schmale Dienstbotentreppe nach unten und preschten wie zwei Korken aus einem engen Flaschenhals durch eine Pforte in den Hof. Sofort sprang Ruben wieder zurück unter den Türsturz. Rützelsperger hatte es aufgegeben und trat weiter vorne aus dem Haupteingang. Ein korpulenter Herr, der mit seinem Spazierstock auf unsichtbare Gegner einschlug. Empörung färbte das Gesicht unter der Perücke scharlachrot. Schwitzend und fluchend stieg er in eine wartende Kutsche. Nachdem sie aus dem Hof gerattert war, wagte sich Ruben ins Freie.
    „Was gibt es zu schnauben, Bertrand?“
    „Er ist wirklich ein alter Mann.“
    „Eben darum werde ich keine Waffe auf ihn richten. Es fehlt noch, dass er sich verletzt.“
    „Ihr könntet Euch treffen lassen und ihm Genugtuung verschaffen.“
    „Du hast einen merkwürdigen Sinn für Anstand. Wegen zweier Luder fange ich mir keine Kugel ein. Ich verlasse Wien, und sobald sich der Skandal gelegt
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