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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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Ihr entging der lauernde Ausdruck in seinenAugen nicht. In ihm focht der Zorn über ihre Antwort mit der Furcht um das Leben seiner Gefährtin.
    „Mein Bruder Enzo gab sein Leben, um deine Eltern vor den Larvae zu retten. Du und ich haben gemeinsame Verluste erlitten. Wir sind Teil eines Ganzen. Du kannst mich nicht im Stich lassen, Aurora.“
    Je länger er sie fixierte, desto unbehaglicher wurde ihr. Verluste und Niederlagen hatten sie in der Tat einstecken müssen. Im Braun seiner Augen zeigten sich Generationen der roten Wölfe. Seite an Seite mit den Braglia hatten sie gelebt, ihnen als Leibwache gedient, sich für sie eingesetzt. Geholfen hatte es keinem. Enzo war mit ihren Eltern gestorben. Sie war der letzte Spross einer einst mächtigen Hexengilde. Dennoch. Sie konnte all die Werwölfe nicht einfach beiseiteschieben, die mit ihren Ahnen in das Reich der Schatten gewechselt waren. Vielleicht wandelten sie dort weiterhin gemeinsam umher. Braglia neben di Mannero, durch einen Bluteid über den Tod hinaus aneinander gebunden. Ihr Groll verflog.
    „Tizzio, ich kann es nicht. In mir ist nichts von den Gaben meiner Familie.“
    „Du bist eine Braglia! Ein Kind der Lüfte. Du kannst über Wind und Wetter bestimmen. Es ist in dir. Du musst es wenigstens versuchen!“
    Ihr Hals wurde eng. Er erinnerte sie daran, wer und was sie war. Sie gehörte nicht in ein Kloster der Christen. Ihr Leben war zu einer einzigen Lüge geworden, vom ersten Gebet bis zum letzten. Diesmal packte Tizzio ihre Unterarme. Wärme strömte auf sie über. Es war diese Wärme, die Berührung eines anderen, die sie hinter den Klostermauern vermisste. Sie wollte nicht hier sein, hatte es nie gewollt. Aber in Rom warteten die Larvae und damit der Tod auf sie. Sie würde niemals die Welt schmecken, das Leben kosten, berühren und spüren. Übelkeit übermannte sie.
    „Du hättest nicht hierher kommen sollen, Tizzio.“
    „Aurora, bitte vertrau mir und komm mit mir.“
    Sie konnte es nicht. Es würde kein gutes Ende nehmen. Sie war nicht gewappnet, das Schicksal herauszufordern. Gleichwohl konnte sie nicht die Schuld am Tod einer Unschuldigen auf sich nehmen. Zeit. Sie brauchte Zeit, um sich herauszuwinden.
    „Unter einer Bedingung folge ich dir.“
    „Nenne sie mir!“
    Krötenspucke, so schnell wollte ihr keine Bedingung einfallen. Es musste ein Wunsch sein, den er nicht erfüllen konnte. Und er musste glaubwürdig sein. Ihre Gedanken rasten, fischten in ihrem Gedächtnis und fanden etwas. Tief holte sie Luft.
    „Du hast mir geraten, in ein Kloster einzutreten. Ich selbst wollte es nie.“
    „Es war die sicherste Lösung.“
    „Als ich zwölf war, hast du mir versprochen, mich zu deiner Gefährtin zu machen, sobald ich alt genug bin. Du nanntest einen Grund dafür. Von einer Bindung hast du gesprochen, die stark genug ist, um jede Gefahr zu überwinden.“
    Man sah ja an Saphira, wie stark diese Bindung wirklich war und wie hoch die Gültigkeit seiner Versprechen. Dieser Gedanke drängte ihre Gewissensbisse über ihre Finte zurück. Es ging um ihr Leben, und da es sonst niemand beschützen konnte, musste sie sich selbst darum kümmern.
    „Es stimmt, das habe ich gesagt. Aber ich habe bereits eine Gefährtin. Sollte der Fall eintreten, dass Saphira … sollte dies geschehen, so schwöre ich hiermit, dich zu meiner Gefährtin zu machen.“
    Als habe sie es darauf abgesehen. Sie wollte sich lediglich herauswinden. In ihrem Inneren begehrte etwas auf. Eine Stimme, die sich selten meldete und nicht wirklich ihr zu gehören schien, denn sie kannte keine Vernunft. Aurora gab sich einen Ruck, schloss diese höhnende Stimme aus, die sie der Feigheit bezichtigte.
    „Finde einen Gefährten für mich. Einen Mann, der nur eine Anforderung erfüllen muss. Was immer geschieht, er darf nicht wanken oder weichen. Bis zu seinem letzten Atemzug soll er mich verteidigen, und er sollte nicht daran scheitern. Dann und nur dann werde ich auf die Straßen von Rom hinaustreten.“
    Es gab keinen solchen Mann. Tizzio glotzte sie an. Für lange Zeit blieb das Rauschen des Regens, sein Gluckern in der Regenrinne, das Pladdern aus den Mäulern der Wasserspeier das Einzige, was zu hören war in dem kleinen kahlen Raum.
    „Woher soll ich einen solchen Mann nehmen?“
    „Ich werde für dich und dein Vorhaben beten.“
    Schwer krachte der Stuhl auf den Steinboden, als Tizzio aufsprang. Sein breiter Brustkorb wogte.
    „Du willst mir nicht helfen! Du verhöhnst mich
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