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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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war Florine abermals hier gewesen, um Mica mit einem jungen Burschen zu erwischen, seinen zarten Händen nach Sprössling eines Aristokraten. Und jetzt schien sie ihre Koffer zu packen. Es musste aufhören. Ein anderer sicherer Ort musste gefunden werden, an dem er seinen Hunger stillen konnte, solange seine Tochter ihn nicht nachvollziehen konnte. Er lauschte auf Saint-Germains Zetern und überlegte sich gleichzeitig, wie er den jungen Mann ungesehen aus dem Haus schmuggeln konnte.
    »Nein, sagte ich! Bring die Sachen wieder zurück, wo sie hingehören, du dumme Trine!«
    Das Schimpfwort musste Florines Zofe gelten, einem Pariser Gör mit einem Mundwerk, das scharfe Spitzen in alle Richtungen verschoss.
    »Hört auf Marielle anzuschreien! Sie handelt nach meinen Anweisungen.«
    »Ihr überschreitet Eure Kompetenzen, Durchlaucht!«
    »Und Ihr habt nichts anzumelden, Saint-Germain. Geht mir aus dem Weg!«
    »Da Ihr davon überzeugt seid, zwingt ihr mich zu anderen Maßnahmen.«
    »Geht schon fort mit Euren Maßnahmen, Ihr alberner Laffe!«
    Der laute Zwist war beendet, und das schöne Gesicht seiner Quelle näherte sich Mica, um ihm einen Kuss zu rauben. Achtlos schob er den Kopf des jungen Mannes beiseite.
    »Steh auf und zieh dich an«, sagte er.
    Seinem Befehl wurde sofort Folge geleistet. Der junge Mann stieg aus dem Bett und kleidete sich zu dem Trommelwirbel, den Saint-Germains Absätze auf der Marmortreppe veranstalteten, an. Wenig später stürmte der Comte auf das Schlafgemach zu.
    »Goldener!«, trompetete er schon von Weitem. »Es ist eine Katastrophe! Ihr müsst einschreiten und ihr Einhalt gebieten. Auf mich will sie nicht hören!«
    Saint-Germain trat ein, erblickte den jungen Mann, der angekleidet war und auf weitere Befehle wartete, und nahm sich zunächst seiner an. Wenig sanft stieß er ihn hinaus, drückte ihm einige Münzen in die Hand und hieß ihn, zu verschwinden. Mica setzte einen Gedanken hinzu, um Saint-Germains Aufforderung größeren Nachdruck zu verleihen.
    »Sie hat den Burschen gesehen, nehme ich an«, folgerte er, nachdem seine Quelle gegangen war.
    »Ach wo«, gab Saint-Germain lax zurück, viel zu aufgewühlt, um auf seinen Tonfall zu achten. »Sie will abreisen, das stimmt. Den Grund hat sie mir vorenthalten. Die Dirne, die sich ihre Zofe nennt, hat bereits die Koffer gepackt.«
    »Wie spät ist es?«
    »Die fünfte Nachmittagsstunde, Goldener.«
    Dann war es dunkel genug, um sich hinaufwagen zu können, ohne einen Tiefschlaf zu riskieren. Mica erhob sich und schlüpfte in den von Saint-Germain hingehaltenen Hausmantel. Auf dem Weg zu Florine redete Saint-Germain ohne Unterlass, um seiner Aufregung Herr zu werden. Er entfachte sich selbst bei seiner kleinen Rede über Mangel an Respekt und Gehorsam und die Notwendigkeit, Florine diese beiden unerlässlichen Eigenschaften beizubringen. Ein grauer Schleier aus Schnee und Regen legte sich über die Fenster und verdunkelte das Haus.
    »Lass dieses Geschwätz, Aymar. Dir ist meine Tochter nichts schuldig«, knurrte Mica und schob Saint-Germain beiseite, um Florines Zimmer zu betreten.
    Drei offene Schrankkoffer füllten den Raum. Kleider lagen auf dem Bett verstreut, und die Zofe schleppte einen weiteren Arm voller Stoffe an. Als sie Mica gewahrte, schlug sie einen raschen Haken und kehrte in das Ankleidezimmer zurück. An ihrer Stelle kam Florine herein, in einer Hand eine Hutschachtel, in der anderen eine Flut von Haarbändern in allen denkbaren Farben.
    »Dies ist dein Zuhause, Kind. Ich bin es leid, diesen Fakt ständig wiederholen zu müssen. Du wirst nirgendwo hinreisen, weder zu dieser Jahreszeit noch zu einer anderen, es sei denn, ich gestatte es dir.«
    Als könnte sie daraus Kraft schöpfen, drückte sie die Hutschachtel an sich. Bleich und entschlossen zugleich wich sie seinem ernsten Blick nicht aus.
    »Du kannst mich nicht für immer und ewig festhalten, Mica.«
    »Was braucht es noch, damit du es endlich einsiehst?«, fuhr er auf. »Der Werwolf legt keinen Wert auf dich. Er hat dich verschmäht und sich von dir losgesagt. Ich ahne, wohin du reisen willst, und ich sage dir, es endet in einem Fiasko. Er mag dich begehrt haben und ich erklärte dir, weshalb. Es war keine Liebe, Florine. Willst du etwa zu ihm fahren, um eine weitere Demütigung einzuheimsen?«
    »Dem entnehme ich, dass du von seiner Abreise aus Paris gewusst und sie mir verschwiegen hast.«
    »Ob du davon weißt oder nicht, ändert nichts. Er hat dich
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