Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
geschmeidigen Rücken strich. Jesco bewegte spielerisch einen Grashalm vor den Lichtern der Raubkatze. Sie schnurrte behaglich, räkelte sich - ein Bild des Friedens.
    Charru atmete langsam aus.
    Er wußte nicht mehr, was er denken sollte. Er wußte nur, daß ein einziger Prankenhieb dieser Bestie genügte, um einen Menschen zu töten. Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    »Robin!« rief er leise. »Derek, Jesco ... Nicht erschrecken!«
    Die Kinder hoben die Köpfe.
    Robin schlang mit schöner Selbstverständlichkeit den Arm um den Hals des Tieres. Die beiden anderen strahlten.
    »Er ist unser Freund!« verkündete Derek.
    »Seht nur, er ist ganz brav!« stimmte Jesco zu. »Erst sind wir ja ein bißchen erschrocken, weil er so groß ist. Aber jetzt spielen wir mit ihm.«
    »Ihr Götter!« flüsterte Camelo erschüttert.
    Charru wußte immer noch nicht, was er denken, geschweige denn was er tun sollte. Die Katze nahm ihm die Entscheidung ab. Mit einer Bewegung von stählener Grazie schüttelte sie Robins Arm ab. Einen Augenblick musterte sie die beiden Männer aufmerksam, dann kam sie herüber und begann, zutraulich den Kopf an Charrus Knie zu reiben.
    Wenigstens waren auf diese Weise die Kinder aus ihrer Reichweite. Charrus Haarwurzeln kribbelten, als er sich bückte und mit der Linken vorsichtig das schwarze Nackenfell berührte. Camelo wußte auch ohne Worte, was er zu tun hatte. Durch Gesten gab er den Kindern zu verstehen, sich leise zu entfernen, und sein Gesichtsausdruck war so, daß sie schweigend gehorchten.
    Jenseits der Felsen hörte Charru sie gegen die Anweisung protestieren, einen Mann mit einem Lasergewehr herzuholen. Camelo erklärte ihnen, daß es nur eine Sicherheitsmaßnahme sei. Langsam kam er zurück. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. Das Schwert hielt er genau wie Charru stoßbereit in der Rechten. Aber im Verhalten der Raubkatze rechtfertigte nichts den Verdacht, sie könne sich von einer Sekunde zur anderen in eine gefährliche Bestie verwandeln.
    Erein von Tareth, der ein paar Minuten später lautlos mit dem Lasergewehr zwischen den Felsen auftauchte, blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.
    Charru kraulte unverdrossen das Fell der Bestie, weil ihm das als beste Methode erschien, sie ruhig zu halten. Er tat es immer noch, als - sehr langsam und vorsichtig - der Großteil der anderen erschien. Lara Nord war die letzte. Ruckartig blieb sie stehen, starrte auf die Szene in der Mulde und wurde fahlweiß.
    Sie mußte zweimal schlucken, bevor sie die Sprache wiederfand.
    »Das ... das ist ein Panther!« flüsterte sie.
    »Und?« fragte Charru durch die Zähne.
    »Ein Panther! Ein gefährliches Raubtier! Das ist ... das ist einfach unmöglich!«
    Charru richtete sich auf. Die schwarze Bestie begann wieder, den Kopf an seinem Bein zu reiben. Man gewöhnt sich an alles, dachte er sarkastisch.
    »Was ist unmöglich?« fragte er. »Daß sich ein gefährliches Raubtier von drei Kindern den Kopf kraulen läßt? Es war ja auch nicht unmöglich, daß eine Horde harmloser Hauskatzen fast einen ausgewachsenen Mann umbrachte.«
    »Doch! Das ist es ja gerade! Es war genauso unmöglich wie - wie das hier.«
    Angst flackerte in Laras Augen.
    Angst nicht so sehr vor dem Panther, sondern vor der Unerklärlichkeit der Situation, vor der sichtbaren Realität dessen, was es eigentlich nicht geben durfte. Charru spürte, wie tief der Schock war, den der Anblick Lara versetzt hatte. Der Panther schien es ebenfalls zu spüren und als unbehaglich zu empfinden. Ein rätselhafter Blick aus gelben, glühenden Augen traf die junge Frau. Dann wandte sich die Katze ab, setzte mit einem geschmeidigen Sprung auf den nächsten Felsblock und ließ sich dort nieder, um die Menschen weiter zu beobachten.
    Charru straffte sich.
    »Im Augenblick finde ich es ziemlich unwichtig, ob das alles möglich ist oder nicht«, sagte er entschieden. »Fest steht, daß zumindest die kleinen Katzen gefährlich sind. Das heißt, daß wir vorsichtig sein müssen. Wir sammeln uns sofort am Strand. Gillon, du gibst das Signal! Karstein wird die Frauen und Kinder hinunterbringen. Und Beryl auch.«
    »Aber ...«, begann Beryl.
    »Mit deinen Verletzungen wirst du mindestens drei Tage lang tun, was man dir sagt, verdammt nochmal! Camelo, du stellst ein paar Gruppen zusammen, jeweils mit einem Lasergewehr. Durchkämmt lose die Insel, damit ihr eingreifen könnt, falls noch etwas passiert. Ich gehe ebenfalls zum Strand. Wir müssen hier weg.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher