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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
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leid,« höhnte der Oberpriester. »Vielleicht sind eure Freunde irgendwo zwischen den Ruinen abgestürzt. Vielleicht haben die herumstreifenden Ratten sie zerrissen. Es wird schwer sein, sie zu finden.«
    Charru schwieg.
    Karstein holte Luft, um eine wilde Drohung auszustoßen, und biß die Zähne zusammen, als ihm Gillon die Hand auf den Arm legte. Schweigend wandten sich die Männer ab, verließen die Halle und überquerten das Raumhafen-Gelände, das von der sinkenden Sonne rötlich überhaucht wurde.
    »Er lügt,« knirschte Karstein.
    »Ich weiß,« sagte Charru knapp. »Aber wir hatten keine Wahl.«
    »Und was werden wir tun?« fragte Karstein verbissen.
    Charru starrte sekundenlang in den roten Himmel.
    Wieder hörte er das ferne, allmählich anschwellende Heulen. Das Flugzeug kam zurück.
    »Wir werden die Gefangenen suchen,« sagte er. »Heute nacht. Und wir werden sie finden.«
    *
    Zwischen Raumhafen und Meer wurden die Keller der Ruinen manchmal von der Flut überspült.
    Hier gab es geheime Zugänge in Bereiche aus der Vergangenheit, die für die Menschen der toten Stadt stets tabu gewesen waren. Hier gab es seit Jahrtausenden verschlossene Türen, die nicht einmal die Götter von den Sternen hatten öffnen können - nur jener Fremde mit der seltsamen schwarzen Kleidung, der zuletzt gekommen war und der mehr zu wissen schien als sogar Bar Nergal.
    Der Junge mit dem Namen Cris folgte tief in Gedanken versunken seinen Brüdern Chaka und Che, die hastig durch den feuchten Tunnel schritten.
    Der Fremde hatte sie entlassen, nachdem die fliegende Maschine wieder verborgen worden war. Wo steckte er jetzt? Im Gespräch mit Bar Nergal und den anderen Mächtigen? Bei den Gefangenen, die ebenfalls von den Sternen kamen? Das Licht von Chakas Fackel erhellte ein Gewölbe, auf dessen Boden Wasserlachen schimmerten. Cris spürte den Geruch nach Tang und Salz aus den Röhren, die zu der großen Mauer am Meer führten. Eine Ratte huschte von irgendwo heran und rieb sich an seinem Bein. »Skeeta,« murmelte der Junge, während seine Hand mechanisch den hellen Flecken im grauen, gesträubten Nackenfell des Tiers streichelte.
    »Da!« stieß Chaka hervor. »Man hat sie in den Flutkeller gebracht, um sie zu ertränken, hört ihr?«
    Aber noch würde die Flut nicht kommen, der die Gefangenen zum Opfer fallen sollten.
    Cris streichelte das Fell der Ratte und lauschte auf die klatschenden Geräusche, die aus einem der Tunnel drangen. Bar Nergal mußte befohlen haben, die Gefangenen auszupeitschen. Warum? Weshalb quälte er sie? Der Tod im Flutkeller war schlimm genug, war stets nur denen vorbehalten gewesen, die sich gegen die Gesetze der Götter vergingen. Cris schauerte. Er glaubte wieder, das harte bronzene Gesicht des Mannes von den Sternen vor sich zu sehen, der damals Yurrai und den Jungen mit den blauen Augen befreite und vor dem selbst Bar Nergal zitterte. »Sie sind keine Götter,« hatte der Fremde von den Sternen gesagt. »Sie sind nur Menschen. Ihr braucht ihnen nicht zu dienen ...«
    Wirklich nicht?
    Cris fuhr zusammen, als Chaka ihn an der Schulter packte und zu dem Mauerbogen schob, hinter dem weitere Fackeln brannten. Die Ratte huschte davon, verschwand irgendwo in der Dunkelheit. Cris Blick glitt über die zusammengekauerten, fellbedeckten Gestalten, über die glimmenden Katzenaugen, und heftete sich auf seine Mutter, die gerade ein paar Befehle gab nicht in der Sprache der Götter, sondern in den unartikulierten, fauchenden Lauten ihres Volkes.
    Ihre Söhne verstanden auch das.
    Ungeduldige Fragen. Unterwürfige Versicherungen, daß man den Willen der Götter erfüllt und die Gefangenen bestraft habe, daß die Flut kommen und sie langsam töten werde. Charilan-Chi nickte zufrieden und warf die Mähne ihres hüftlangen goldenen Haares zurück, bevor sie sich den drei jungen Männern zuwandte. Ihre schrägen gelben Augen glänzten. »Ich bin stolz auf euch, meine Söhne. Ihr könnt fliegen, alle drei, und die Mächtigen sind mit euch zufrieden. Ich wußte, daß ihr eure Aufgabe erfüllen würdet.«
    Sie neigten die Köpfe. Charilan-Chi wollte sich abwenden, doch Cris richtete sich rasch wieder auf.
    »Warum?« fragte er mit plötzlich schneller klopfendem Herzen. »Warum mußten wir lernen, die fliegenden Maschinen zu lenken? Hätten uns die Götter nicht Schwingen gegeben, wenn es ihr Wunsch wäre, daß wir fliegen?«
    »Die Maschinen sind die Schwingen, die die Götter uns verliehen haben!«
    »Warum?«
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