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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Kerr?« fragte er langsam.
    »Und wenn es so wäre?«
    Er hob die Schultern. »Ich könnte ihn trotzdem nicht freilassen. Aber ich verspreche dir, daß wir ihm eine Chance geben werden, sich zu retten, wenn es hart auf hart kommt.« Sekundenlang schwieg er, dann preßte er die Lippen zusammen. »Es geht darum, daß ich deinem Vater etwas schulde und daß ich diese Schuld bezahlen werde. Du kannst nicht hierbleiben.«
    »Weil du weißt, daß Jessardin am Ende doch die Laserkanone einsetzen wird, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Charru knapp.
    Wieder wurde es still.
    Lara hatte sich abgewandt, mit verkrampften Schultern. Sie starrte die schimmernde Wand der Kabine an. In Gedanken erlebte sie wieder jenen Augenblick, als sie Charrus Arme um sich gespürt hatte, seine wilde Kraft, den verborgenen Hunger, den er nicht zu zeigen wagte. Ein jähes Zittern lief über ihren Körper. Sie begriff plötzlich, daß sie für diesen fremdartigen unzivilisierten Barbarenfürsten etwas empfand, das sie weder für Helder Kerr noch für irgendeinen anderen Menschen je gefühlt hatte.
    »Warum flieht ihr nicht?« fragte sie leise. »Warum versucht ihr nicht wenigstens zu entkommen, statt euch einfach umbringen zu lassen?«
    »Wie sollten wir? Die marsianische Armee brauchte uns doch nur zu verfolgen. Es wäre sinnlos.«
    »Und - wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Armee in Schach zu halten? Eine Möglichkeit, ihr zu drohen - so zu drohen, daß sie es nicht einfach in den Wind schlagen könnte?«
    »Welche Möglichkeit?« fragte Charru sachlich.
    Lara schloß die Augen. Sie wußte, daß sie dabei war, etwas zu tun, das sich nicht wieder rückgängig machen ließ. Etwas, für das sie vielleicht irgendwann die Konsequenzen würde tragen müssen. Zwei Sekunden lang zögerte sie und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Dann wußte sie, daß sie recht hatte, daß sie ihrem Gewissen folgen mußte - daß sie nie wieder Ruhe finden würde, wenn sie sich mitschuldig am Tod so vieler Menschen machte.
    »Das Schiff hat Waffen an Bord«, sagte sie leise. »Waffen, die den Laserkanonen ebenbürtig sind. Ich weiß nicht, wie sie bedient werden, und wahrscheinlich wird der Präsident nicht glauben, daß ihr sie bedienen könnt. Aber ich weiß eins: daß er eine ganze Weile überlegen wird, bevor er sich dafür entscheidet, es auf den Versuch ankommen zu lassen.«
    Charru atmete tief durch.
    Er hatte es geahnt. Er wollte etwas sagen - aber er kam nicht dazu, da im gleichen Augenblick die Tür aufgerissen wurde.
    Helder Kerr stand im Rahmen. Ein bleicher, fassungsloser Helder Kerr, dessen helle Augen loderten.
    »Du bist wahnsinnig«, stieß er hervor. »Wie konntest du ihm das sagen, Lara? Du mußt verrückt sein!«
    *
    In der Pilotenkanzel kämpften die Männer gegen das Gefühl, sich angesichts des unmittelbar bevorstehenden Untergangs mit Spielereien zu beschäftigen.
    Camelo von Landre lehnte in einem der Sitze. Er hatte kein Fieber mehr, aber der Schmerz in seiner Schulter war immer noch quälend genug, um ihm zu sagen, daß er ohnehin nicht kämpfen konnte. Ayno, dem jungen Akolythen, ging es genauso: er war froh, überhaupt eine Aufgabe zu haben. Hasco und der hagere Brass fluchten nur innerlich. Sie waren geschickt und geduldig und verstanden schnell zu denken. Charru hatte sie nicht umsonst für diese Aufgabe ausgewählt, und sie akzeptierten den Auftrag, so wie sie jede Anweisung des Fürsten akzeptiert hätten - nicht weil er über Mittel des Zwangs verfügte, sondern weil sie seinem Urteil vertrauten.
    Beryl von Schun hatte schon in der Welt unter dem Mondstein ständig an technischen Problemen gebastelt, Bewässerungsanlagen für die Felder konstruiert, Jagdwaffen erfunden, die Methoden verbessert, mit denen sie das wenige Metall aus dem Gestein des Tieflands schmolzen. Sein Vater, der fast legendäre Schmied von Schun, war im Dürrekrieg gefallen, seine Mutter in einem der Hungerjahre gestorben, genau wie Charrus älterer Bruder. Seinen eigenen Bruder hatte er verloren, als das Priesterheer zuletzt über die Tiefland-Stämme herfiel und Charrus Schwester entführte, um sie den schwarzen Göttern zu opfern. Der Rest der Sippe von Schun war ausgelöscht worden, als der Mondstein zusammenbrach und die Große Mauer einstürzte. Beryl war allein zurückgeblieben, als letzter. Und jetzt wußte er, daß nicht das Schicksal oder eine andere blinde Macht seine Eltern, seine Brüder und Schwestern das Leben gekostet hatte, sondern der . Forschungsdrang
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