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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben
Autoren: Ian Rankin
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sich an, Felix, er ist total weggetreten.«
    Storey tat es und widersprach nicht.
    »Dauert auch nicht lange«, versicherte Rebus ihm.
    »Was wollen Sie mir denn zeigen?«
    »Das ist eine Überraschung. Sind Sie mit dem Auto da?« Storey nickte. »Dann fahren Sie mir nach.«
    »Wohin?«
    »Haben Sie zufällig eine Badehose dabei?«
    »Badehose?« Storey runzelte die Stirn.
    »Nicht so schlimm«, meinte Rebus. »Dann müssen wir eben improvisieren…«
    Rebus fuhr langsam, behielt im Rückspiegel Storeys Scheinwerfer im Auge. Improvisation, das war ihm klar, würde der zentrale Bestandteil des Besuchs sein, den er abstatten wollte. Nach zehn Minuten rief er Storey per Handy an und teilte ihm mit, sie wären bald da.
    »Ich hoffe für Sie, dass es sich lohnt«, lautete die gereizte Antwort.
    »Versprochen«, entgegnete Rebus. Zuerst waren sie durch Vororte gefahren: Bungalows in der vorderen Reihe, dahinter Hochhaussiedlungen. Ortsfremde würden nur die Bungalows sehen und denken, Edinburgh sei eine richtig nette, propere Stadt. Die Wirklichkeit verbarg sich nur knapp außerhalb ihres Blickfeldes.
    Während ihrer Fahrt durch die südlichen Stadtviertel war der Verkehr nicht besonders dicht gewesen. Erst Morningside ließ erkennen, dass es in Edinburgh ein Art Nachtleben gab: Pubs und Takeaways, bis spät nachts geöffnete Läden und Studenten. Rebus blinkte links und vergewisserte sich, dass Storey dasselbe tat. Als sein Handy klingelte, wusste er, es würde Storey sein: genervter als zuvor, mit der Frage, wie lange denn noch.
    »Wir sind da«, murmelte Rebus. Er hielt am Straßenrand, Storey tat es ihm gleich. Der Mann von der Einwanderungsbehörde stieg als Erster aus.
    »Jetzt ist aber Schluss mit dem Spielchen«, schimpfte er.
    »Bin voll und ganz Ihrer Meinung«, erwiderte Rebus und wandte sich ab. Sie befanden sich an einer baumbestandenen Straße, gesäumt von großen Häusern, deren Silhouetten sich gegen den Himmel abzeichneten. Rebus öffnete ein Tor, in der Gewissheit, dass Storey ihm folgen würde. Anstatt zu klingeln, marschierte er, energischer als zuvor, die Auffahrt entlang.
    Der Jacuzzi befand sich noch immer an Ort und Stelle, auch dieses Mal fehlte die Abdeckung, und Dampf stieg empor.
    Big Ger Cafferty saß im Wasser, die Arme seitlich ausgestreckt. Aus den Lautsprechern tönte Opernmusik.
    »Hocken Sie den ganzen Tag lang in dem Ding da?«, fragte Rebus.
    »Rebus«, erwiderte Cafferty gedehnt. »Und Sie haben Ihren Herzallerliebsten mitgebracht. Wie rührend.« Er fuhr sich mit einer Hand über sein dichtes Brusthaar.
    »Beinahe hätte ich’s vergessen«, sagte Rebus, »Sie beide kennen sich ja persönlich noch gar nicht, oder? Darf ich vorstellen: Felix Storey – Morris Gerald Cafferty.«
    Rebus beobachtete Storeys Reaktion. Der Mann aus London schob die Hände in die Taschen. »Okay«, sagte er, »was ist hier los?«
    »Nichts.« Rebus legte eine Kunstpause ein. »Ich dachte bloß, Sie würden der Stimme gern ein Gesicht zuordnen können.«
    »Was?«
    Rebus antwortete nicht sofort. Er sah zu dem Fenster über der Garage empor. »Kein Joe heute Abend, Cafferty?«
    »Er bekommt ab und zu Ausgang, wenn ich glaube, ihn nicht zu brauchen.«
    »Erstaunlich, dass Sie sich je sicher fühlen – bei den vielen Feinden, die Sie sich gemacht haben.«
    »Jeder sollte von Zeit zu Zeit ein kleines Risiko eingehen.« Cafferty hatte an den Reglern gedreht, um die Wasserdüsen und die Musik auszuschalten. Aber das Licht blieb weiterhin an, und nach wie vor wechselte die Farbe alle zehn bis fünfzehn Sekunden.
    »Sagen Sie, ist das hier eine Falle?«, fragte Storey. Rebus beachtete ihn überhaupt nicht. Sein Blick war auf Cafferty gerichtet.
    »Man kann wohl davon ausgehen, dass Sie ziemlich nachtragend sind. Wann haben Sie sich mit Rab Bullen überworfen? Vor fünfzehn Jahren? Oder zwanzig? Und den Hass auf ihn hat sein Sohn geerbt, was, Cafferty?«
    »Ich habe nichts gegen Stu«, brummelte Cafferty.
    »Aber Sie hätten auch nicht dagegen, ein paar seiner Aktivitäten zu übernehmen, oder?« Rebus schwieg kurz, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Schlau haben Sie das angestellt.« Er blies Rauch in den Nachthimmel.
    »Mir reicht’s jetzt«, sagte Felix Storey. Er drehte sich um und ging weg. Rebus versuchte nicht, ihn aufzuhalten, denn er war sich sicher, dass er nur bluffte. Nach ein paar Schritten blieb Storey wie erwartet stehen und kam zurück.
    »Kommen Sie endlich zur Sache«, verlangte er.
    Rebus
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