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So sinnlich wie dein Kuss

So sinnlich wie dein Kuss

Titel: So sinnlich wie dein Kuss
Autoren: Yvonne Lindsay
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fragte er. „Oder soll ich dir etwas aussuchen?“
    „Bitte bestell etwas für mich mit. Ich esse eigentlich alles.“
    „Und was willst du trinken? Ein Glas Wein?“
    Sie betrachtete einen Gast, der ein Bier mit großer Schaumkrone vor sich hatte. „Nein, lieber ein Bier.“
    „Wirklich?“
    „Ja klar! Gehörst du etwa zu den Leuten, die finden, dass Bier kein Getränk für Frauen ist?“
    „Ganz und gar nicht!“ Er lachte. „Ich nehme auch eins.“
    Kaum hatte er die Bestellung aufgegeben, als auch schon das Essen serviert wurde. Anna stöhnte, als sie die großen Portionen sah.
    „Hier wird gekocht wie in ‚Good Old Germany‘. Das muss man einfach mal probiert haben“, sagte Judd.
    Anna nahm einen Schluck von ihrem angenehm kalten Bier. „Mmh, gut!“
    Während sie aß, achtete sie nicht darauf, dass ein paar Kinder um die Tische sausten. Eines davon blieb aus Versehen am Schultergurt ihrer Tasche hängen, die sie neben ihren Stuhl gestellt hatte.
    Während Anna die Gläser festhielt, weil auch der Tisch wackelte, wurde die Tasche ein Stück weit mitgeschleift, und der Inhalt fiel heraus.
    „Bitte entschuldigen Sie!“ Die Mutter des Kleinen beeilte sich, die verstreuten Habseligkeiten einzusammeln.
    „Halb so schlimm“, sagte Anna und stopfte die Sachen wieder in die Tasche zurück. „Meine Schuld. Ich hätte sie nicht dahinstellen sollen.“
    Judd war aufgesprungen und half beim Aufsammeln. Zu spät sah Anna, dass auch der Brief herausgefallen war. Als Judd danach griff und seinen Namen las, blieb ihr schier das Herz stehen.
    Er setzte sich wieder und gab ihr ihre Sachen, aber den Umschlag behielt er. Er drehte ihn zwischen den Fingern, als wäre der Inhalt hochexplosiv. Was ja auch stimmte.
    Der Junge und seine Mutter gingen wieder, aber Anna achtete nicht darauf. Mit angehaltenem Atem starrte sie Judd an.
    „Würdest du dir bitte die Mühe machen, mir das zu erklären?“, fragte er in einem Tonfall, der keinerlei Wärme mehr enthielt.
    Sie nahm einen tiefen Atemzug. „Das ist ein Brief …“
    „Das sehe ich. Und offenbar ist er für mich.“
    Anna hielt die Spannung nicht mehr aus und sah auf ihre im Schoß verkrampften Hände. Sie hatte ihm den Brief geben wollen, wenn die Zeit dazu reif war. Wenn sie ihn gut genug kannte, um seine Reaktion einschätzen zu können. Jedenfalls nicht hier, vor all den vielen Leuten. Ohne Vorwarnung …
    „Ja“, sagte sie nur.
    Sie zuckte zusammen, als er den Umschlag aufriss. Sie hörte nur noch das leise Knistern des Papiers beim Auseinanderfalten. Von den Geräuschen der Umgebung, dem Tellerklappern und den Gesprächen der Gäste nahm sie nichts mehr wahr.
    Endlich gab sie sich einen Ruck und blickte wieder auf: Judd las, was sein Vater ihm geschrieben hatte … Ein Brief wie dieser konnte ihr aller Leben von Grund auf verändern.
    Als er fertig war, faltete er das Blatt wieder zusammen und steckte es zurück in den Umschlag. Noch immer sagte er kein Wort.
    Ein seltsames Angstgefühl beschlich sie. Er war ruhig. Zu ruhig. Sie kannte dieses Verhalten von Charles und wusste, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Welches Unheil bahnte sich hier an?
    Über den Tisch hinweg berührte sie seinen Arm. Aber er schüttelte ihre Hand ab wie ein lästiges Insekt.
    „Judd“, setzte sie an. Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie die Wut in seinen blauen Augen sah.
    „Wer zum Teufel bist du, und was willst du wirklich hier?“

3. KAPITEL
    Über den Tisch hinweg starrte Anna Judd an. Sie spürte förmlich, wie das Blut aus ihren Wangen wich. Jetzt hatte sie alles verdorben! Wäre sie doch Charles’ Anweisung gefolgt! Sie hätte einen Termin vereinbaren und ohne Umschweife den Brief übergeben sollen.
    Nach einem tiefen Atemzug sagte sie: „Ich habe dir gesagt, wer ich bin. Ich bin Anna Garrick. Und …“ Sie schluckte, „… ich bin hier, weil dein Vater verzweifelt seine Fehler wiedergutmachen will.“
    „Wenn das so ist – warum kommt er dann nicht selbst?“ Seine Gesichtszüge wirkten hart und angespannt, und die blauen Augen funkelten aufgebracht. „Schämt er sich? Weil er mit seinem Stolz und seinen dummen Anschuldigungen unsere Familie auseinandergerissen hat?“
    Anna gab ein leises Protestgeräusch von sich. Das stimmte nicht. Soviel sie von ihrer Mutter wusste, hatte Charles bei seiner Trennung von Cynthia zwar auch einiges falsch gemacht, aber wer hätte das unter einem solchen Druck nicht? Laut ihrer Mom traf aber Cynthia die
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