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So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Olivia Gates
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Hochglanzzeitschriften zu buchen. Doch die unbestimmte Sehnsucht in ihrem Blick, für den sie berühmt gewesen war, war einer knallharten Entschlossenheit gewichen.
    Tiefer wagte er gar nicht erst zu schauen. Dieser eine Blick in ihr Gesicht hatte schon genug Schaden angerichtet.
    Jetzt war er ihr ganz nahe. Ihre fünf Zentimeter hohen Absätze eingerechnet, war sie rund einen Meter achtzig groß, und er genoss es, einmal nicht auf eine Gesprächspartnerin hinabblicken zu müssen.
    Als ob es nur das wäre, dachte er sich. In Wirklichkeit geht es nicht um die Größe. Es geht um sie.
    Ja, es war besser, sich diese Schwäche einzugestehen, statt sie weiter zu bekämpfen. Und jetzt, da das Zusammentreffen nicht gerade wie ursprünglich geplant lief, musste er improvisieren, um ans Ziel zu gelangen.
    „Hast du jetzt alles gesagt?“, fragte er. „Oder möchtest du mich lieber noch ein paar Minuten weiter beschimpfen?“
    „Davon kann keine Rede sein“, gab sie zurück. „Das waren alles unwiderlegbare Tatsachen.“
    „Vorsicht“, mahnte er. „Jetzt bist du voller heißer Luft.“
    „Nicht annähernd so wie du. Ich habe schließlich keinen Thron in der Zufallslotterie gewonnen. Und mir ist das auch nicht zu Kopf gestiegen.“
    Er lächelte. „Langsam verstehe ich. Du fandest es etwas übertrieben, dass ich dich von Männern der Königlichen Garde abholen ließ?“
    „Es begann schon mit einer E-Mail, die jegliche Höflichkeit vermissen ließ. Wie ein hochherrschaftlicher Befehl hat sie geklungen. Von dir kann man im wahrsten Sinne des Wortes sagen, dass du der König bist – der König der Mistkerle.“
    Mühsam unterdrückte er ein Lachen. Seine Brüder waren der gleichen Meinung, aber so prägnant hatten selbst sie es noch nicht formuliert. „Du entstammst doch selbst einem königlichen Geschlecht, auch wenn du damals keinen Wert drauf gelegt und es eher verleugnet hast. Und das scheint immer noch deine Einstellung zu sein?“
    „Früher dachte ich mal, du siehst das genauso. Aber damals war ich ja auch noch jung und sehr naiv, und man konnte mir alles erzählen. Heute bin ich ein bisschen reifer.“
    Fasziniert sah er ihr in die Augen. Jetzt wurde ihm klar, was darin so anders war. Ihre Pupillen. Damals hatten sie ihre Größe ständig blitzschnell verändert, und viel zu spät war ihm bewusst geworden, woran das lag: an ihrer Drogenund Medikamentensucht. Jetzt hingegen wirkten ihre Pupillen ganz normal.
    Auch die anderen typischen Anzeichen der Sucht – ihre ungesunde Hautfarbe, ihre Magerkeit, ihre Nervosität und Unruhe – waren verschwunden. Sie sah überaus gesund und ausgeglichen aus.
    Erst hatte er gedacht, es läge nur an ihrer Gewichtszunahme, seit sie nicht mehr als Model arbeitete, dass sie so verändert aussah. Aber vielleicht hatte sie es tatsächlich geschafft, ihre Süchte zu überwinden?
    Das würde an ein Wunder grenzen. Und was Sucht anging, hatte er eigentlich nie an Wunder geglaubt. Aber so kerngesund, wie sie jetzt wirkte, musste sie einen Entzug hinter sich haben und schon lange clean sein. Von null auf gleich wurde man nicht wieder zum blühenden Leben, das wusste er.
    Vielleicht hatte sie schon damals, als sie noch zusammengewesen waren, gegen die Sucht gekämpft? Und aus heutiger Sicht, mit dem Wissen, dass sie es geschafft hatte – hätte er ihr bei dem Kampf nicht beistehen müssen? Eigentlich hatte er das ja durchaus tun wollen, bis er dann von ihren anderen Lastern erfuhr.
    B’Ellahi , aber genau das war ja der Punkt. Ihre anderen Laster: ihre Untreue. Aus diesem Grund hatte er damals gar nicht anders handeln können.
    Doch jetzt ging es ohnehin um Wichtigeres. Durch eine Fügung des Schicksals war sie die Lösung zu einem Problem von ungeheurer Tragweite. Wenn sie ihren früheren Exzessen abgeschworen hatte, sollte sie eigentlich auch begreifen, dass sie jetzt ihre Pflicht zu erfüllen hatte.
    Doch genau daran schien es zu hapern. Und das machte ihn wütend.
    „Ich glaube nicht, dass du so viel reifer geworden bist“, sagte er bissig. „Man hat mir mitgeteilt, dass du so sprunghaft und unvernünftig wie eh und je wärst.“
    Betont gelangweilt sah sie ihn an. „So, das hat ‚man‘ dir mitgeteilt? Hast du ein paar Spione auf mich angesetzt? Und wer legt amtlich fest, was ‚vernünftig‘ und was ‚unvernünftig‘ ist?“
    Er war etwas verwirrt. „Das … das sagt einem der klare Menschenverstand.“
    „Nein. Bis zu einem gewissen Grade ist das völlig
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