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So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Olivia Gates
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politischen Spiel geworden. Nur ein Zug wurde von ihr verlangt – den Kronprinzen von Judar zu heiraten, der in ein paar Tagen König sein würde, und ihm Erben zu schenken, in deren Adern auch Al-Sha-laan-Blut floss.
    Und darauf konnten sie lange warten! Jetzt bekam sie die Gelegenheit, ihm das auch ins Gesicht zu sagen.
    Mit Genugtuung stellte sie fest, dass ihre Hand nicht mehr zitterte. Ihre Unsicherheit war einer neuen Entschlossenheit gewichen. Aliyah würde das Übel bei der Wurzel packen – und diese Wurzel war Kamal.
    Er wollte die „Lage“ mit ihr durchsprechen. Und dabei hatte er sie nicht einmal für würdig befunden, sie telefonisch dazu einzuladen, nein, eine E-Mail musste reichen. Was hieß hier überhaupt „einladen“? Einen Befehl hatte er ihr erteilt! Einen Befehl, dem sie gefälligst Folge zu leisten hatte. Ha, Kamal würde sich noch wundern!
    Punkt neunzehn Uhr waren Kamals Männer da.
    Sie waren schwarz gekleidet, benahmen sich äußerst zuvorkommend und wirkten dennoch einschüchternd. Vor dem Haus wartete ein Konvoi von drei Stretchlimousinen. Die Passanten auf der Straße schauten beeindruckt und auch misstrauisch zu, als sie zum mittleren Wagen eskortiert wurde, als wäre sie bereits Königin.
    Diese Demonstration von Macht überraschte sie. Früher hatte Kamal auf derartigen Pomp verzichtet. Da sie selbst aus einer Königsfamilie kam, war ihr klar, dass er als Prinz eines mächtigen Erdöllandes sicher schon damals Leibwächter gehabt hatte, aber sie waren immer im Verborgenen geblieben. Auch diese Bescheidenheit hatte sie an ihm geliebt – dumm, wie sie gewesen war.
    Er hatte auch nie mit seinem Status als Prinz oder mit seiner Macht geprotzt, und dennoch waren selbst Menschen, die ihn nicht näher kannten, von der ihm innewohnenden Autorität beeindruckt gewesen – sie selbst eingeschlossen.
    Diese Unterwürfigkeit war ihm stets zuwider gewesen. Das hatte er ihr auch ganz offen gesagt.
    Inzwischen sah er das anscheinend anders.
    Er hatte sich offenbar geändert, und zwar zum Schlechteren. Falls schlechter als schlecht überhaupt möglich war.
    Für Judar und die gesamte Region sah sie schwarz.
    Sie selbst hingegen würde schon mit ihm fertig werden.
    Durch die kugelsicheren Scheiben sah sie die Straßen von Los Angeles an sich vorüberziehen. Sie kannte den Weg, sie war ihn ja selbst schon gefahren. Es ging zu seiner Villa am Meer.
    Damals hatte er ihr erzählt, er sei ständig in der Welt unterwegs und miete deshalb immer nur ein Haus für die Zeit seines Aufenthalts. Doch eine Woche nach ihrem Kennenlernen hatte er dann diese Villa gekauft. Und ohne es direkt auszusprechen, hatte er ihr das Gefühl gegeben, er hätte sie gekauft, um sich hier mit ihr niederzulassen. Um immer mit ihr zusammen zu sein.
    Andererseits waren dreißig Millionen Dollar Kaufpreis für ihn nicht besonders viel und daher nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass er für lange Zeit im Voraus plante. Obendrein musste ein halbes Jahr des Zusammenseins einem Playboy wie ihm schon wie eine Ewigkeit erscheinen.
    Obwohl das Haus ihr Hoffnung auf eine längerfristige Beziehung gab, war sie nie über Nacht dort geblieben. Sie hatte ohnehin nie eine ganze Nacht mit ihm zusammen verbracht – aus Angst, er könnte ihre psychischen Probleme bemerken und sie dafür verachten.
    Eigentlich eine unnütze Sorge. Er verachtete sie doch sowieso.
    Schließlich kam die Villa in Sicht. Sie lag an einem Hang, von dem man einen wunderbaren Blick auf den Pazifik hatte. Von ihren wenigen Besuchen dort wusste Aliyah, dass sie fast schon unanständig groß war. Kamal hatte gemeint, die Größe sei gerade richtig. So könne man auch mal viele Gäste bewirten und irgendwann eine große Familie haben.
    Auch diese Aussage hatte sie hoffen lassen, aber er hatte sich wahrscheinlich überhaupt nichts dabei gedacht.
    Der Wagentross hielt in der Auffahrt. Sie stieg aus und wurde von den Männern ins Innere des Hauses eskortiert. Die Einrichtung war immer noch dieselbe wie damals, aber was ihr seinerzeit im Überschwang der Gefühle warm und einladend erschienen war, wirkte heute kalt und steril. Passend zur rabenschwarzen Seele des Besitzers.
    Man führte sie zu einer großen Tür. Im Zimmer dahinter sollte sie wohl auf Kamal warten. Als sie zum Türknauf greifen wollte, kamen ihr die Männer zuvor und öffneten die Tür für sie.
    Aliyah seufzte auf. Sie lebte jetzt schon seit zehn Jahren in den USA und hatte schon fast vergessen, wie es war,
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