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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot
Autoren: Peter James
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hier oder in Australien tatsächlich ein Diebstahl stattgefunden hat.«
    »Sehr interessant, was er da gesagt hat«, bemerkte Grace.
    »Weißt du, was ich glaube? Es geht um irgendeine Dreiecksgeschichte, hundertprozentig«, sagte Branson.
    »Möchtest du das näher erklären?«
    »Noch nicht. Aber meine Vermutung geht in diese Richtung.«
    Grace dachte laut. »Falls David Nelson alias Ronnie Wilson sie auf ihn angesetzt hat, wäre das von großer Bedeutung.«
    »Wir grillen Skeggs weiter, aber sein Anwalt hat ihm geraten, den Mund zu halten«, sagte Glenn.
    »Und wenn wir Abby besser überwachen?«, schlug DC Boutwood vor.
    Grace schüttelte den Kopf. »Zu teuer. Wenn David Nelson ein bisschen Verstand hat, ist er nicht mehr in Australien. Er wird es auch nicht riskieren, in England aufzutauchen. Daher wette ich, dass Abby Dawson sich irgendwo mit ihm treffen wird. Wir lassen sämtliche Häfen und Flughäfen überwachen. Sobald sie ein Ticket kauft oder bei der Passkontrolle erscheint, verfolgen wir sie.«
    »Gute Idee«, sagte Branson.
    »Einverstanden«, fügte DI Mantle hinzu.
    121
    NOVEMBER 2007 Es war einer jener seltenen Herbsttage, an denen England besonders schön aussieht. Abby schaute aus dem Fenster in den klaren blauen Himmel und ließ sich die warme Morgensonne aufs Gesicht scheinen.
    Zwei Stockwerke unter ihr entfernte ein Gärtner im gepflegten Garten mit einer Art Staubsauger das welke Laub. Ein älterer Mann in tadellosem Regenmantel bewegte sich langsam und unsicher um den Teich mit den Koi-Karpfen und tastete mit seiner Gehhilfe, als lägen Landminen im Boden begraben. Eine kleine weißhaarige Dame saß im höchsten Bereich des Gartens, in einen dicken Steppmantel gehüllt, und las konzentriert den Daily Telegraph.
    Das Bexhill Lawns Rest Home war teurer als geplant, doch hier hatte man ihre Mutter sofort aufgenommen, und Geld spielte jetzt ohnehin keine Rolle mehr.
    Abby freute sich, ihre Mutter so glücklich zu sehen. Sie hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der verwirrten Frau, die sie zwei Wochen zuvor im Lieferwagen entdeckt hatte, eingerollt in einen Teppich. Sie schien ein völlig neuer Mensch zu sein, der noch lange leben würde. Es war, als hätten die Erlebnisse sie stärker gemacht.
    Abby drehte sich um und schaute sie an. Hatte einen Kloß in der Kehle wie immer, wenn sie sich von ihrer Mutter verabschieden musste. Wie immer fürchtete sie, es könnte das letzte Mal sein.
    Mary Dawson saß auf dem Sofa in dem großen, schön eingerichteten Zimmer und füllte wieder einmal ein Preisausschreiben aus. Abby legte ihr zärtlich die Hand auf die Schulter.
    »Was gibt es denn diesmal zu gewinnen?«, fragte sie mit erstickter Stimme, als die letzten kostbaren Minuten verrannen. Das Taxi würde gleich da sein.
    »Zwei Wochen in einem Luxushotel auf Mauritius!«
    »Aber, Mum, du hast doch nicht mal einen Pass!«, schalt Abby gutmütig.
    »Ich weiß, Liebes, aber du könntest mir sicher einen besorgen, wenn ich einen brauche.« Sie schaute ihre Tochter seltsam an.
    »Was soll das heißen?«
    »Du weißt ganz genau, was ich meine, Liebes«, entgegnete sie schelmisch.
    Abby wurde rot. Ihre Mutter hatte immer einen scharfen Blick gehabt. Schon als kleines Kind hatte sie nie etwas vor ihr verbergen können.
    »Keine Sorge«, fügt ihre Mutter hinzu. »Ich fliege nirgendwohin. Man kann sich den Gewinn auch auszahlen lassen.«
    »Ich würde dir gern einen Pass besorgen«, sagte Abby, setzte sich neben sie, legte einen Arm um ihre zerbrechlichen Schultern und küsste sie auf die Wange. »Du könntest zu mir kommen.«
    »Wohin denn?«
    Abby zuckte die Achseln. »Wo immer ich mich niederlasse.«
    »Und dann soll ich auftauchen und deine ganze schöne Einrichtung durcheinander bringen?«
    »Das würdest du doch nie tun«, meinte Abby mit wehmütigem Lächeln.
    »Dein Dad und ich waren nie fürs Reisen. Als deine verstorbene Tante Anne damals nach Sydney gezogen war, hat sie oft gesagt, wie schön es dort sei und dass wir nachkommen sollen. Aber dein Vater hat immer gesagt, seine Wurzeln seien hier. Und meine auch. Dennoch bin ich stolz auf dich, Abby. Meine Mutter pflegte zu sagen, eine Mutter könne sieben Kinder aufziehen, aber sieben Kinder nicht eine einzige Mutter unterstützen. Du hast bewiesen, dass sie Unrecht hatte.«
    Abby kämpfte mit den Tränen.
    »Ich bin wirklich stolz auf dich. Mehr als du für mich getan hast, kann eine Mutter wohl kaum verlangen. Nur eins vielleicht.« Sie warf ihr einen
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