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Sniper

Sniper

Titel: Sniper
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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Laufe der Jahre kamen diese Charakterzüge immer stärker zum Tragen. Aber was auch immer der eigentliche Grund war, ich hatte ausreichend Gelegenheit, mich mit anderen zu prügeln.
    Meine Familie war sehr gläubig. Mein Vater war ein Diakon und meine Mutter Lehrerin an der Sonntagsschule. Ich erinnere mich, wie wir in meiner Kindheit jeden Sonntagmorgen, Sonntagabend und Mittwochabend in die Kirche gingen. Wir betrachteten uns nicht als übermäßig religiös, nur als anständige Bürger, die an Gott glaubten und sich in unserer Kirche engagierten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich damals nicht besonders gerne hinging.
    Mein Vater arbeitete immer sehr hart. Ich vermute, dass das in seinen Genen lag – sein Vater war ein Farmer aus Kansas und die Leute dort arbeiten alle unermüdlich. Ein Job reichte meinem Vater nie aus – in meiner Jugend hatte er eine Zeit lang einen Futterhandel und eine kleine Ranch, auf der wir alle mit anpackten. Er ist jetzt offiziell im Ruhestand, hilft aber immer noch bei einem Tierarzt aus, wenn er nicht gerade auf seiner Ranch arbeitet.
    Auch meine Mutter schonte sich nie. Als mein Bruder und ich alt genug waren, um alleine auf uns aufzupassen, arbeitete sie als Beraterin in einer Jugendhaftanstalt. Es war allerdings nicht leicht für sie, den ganzen Tag mit verhaltensauffälligen Jugendlichen zu tun zu haben, weshalb sie die Stelle bald wechselte. Auch sie ist jetzt im Ruhestand, obwohl sie immer noch als Halbtagskraft beschäftigt ist und sich um ihre Enkelkinder kümmert.
    Die Arbeit auf der Ranch nahm neben meinen schulischen Pflichten eine Menge Zeit ein. Mein Bruder und ich hatten nach der Schule und an den Wochenenden verschiedene Dinge zu erledigen: die Pferde füttern und versorgen, zu den Rindern reiten, die Zäune kontrollieren und vieles mehr.
    Rinder können ganz schöne Probleme bereiten. Ich wurde von ihnen schon ans Bein getreten, in die Brust und, ja, auch dorthin, wo die Sonne nicht scheint. Den Kopf verschonten sie aber immer. Schade eigentlich. Vielleicht wäre ich nach einem solchen Tritt ja normal geworden.
    In meiner Jugend zog ich Ochsen und Jungkühe für die FFA auf, die Future Farmers of America. (Die jetzt offiziell unter dem Namen The National FFA Organization firmieren.) Ich mochte die FFA und verbrachte viel Zeit damit, Rinder zu pflegen und bei Veranstaltungen vorzuführen, obwohl die Arbeit mit den Tieren auch ziemlich frustrierend sein konnte. Sie trieben mich permanent zur Weißglut. Ich hielt mich damals für den Herrscher der Welt und war bekannt dafür, ihnen notfalls auch eins über ihre dicken Schädel zu ziehen, um sie zur Vernunft zu bringen. Dabei brach ich mir zweimal die Hand.
    Wie gesagt, ein ordentlicher Tritt an den Kopf hätte mich möglicherweise zurechtgerückt.
    Wenn es um Schusswaffen ging, behielt ich zwar stets die Fassung, aber ich war trotzdem Feuer und Flamme für sie. Wie bei vielen anderen Jungen auch war meine erste »Waffe« ein Luftgewehr der Marke Daisy mit Multi-Pump-System – je mehr man pumpte, umso stärker war der Druck. Später hatte ich einen CO 2 -Revolver, der aussah wie ein Colt Peacemaker aus dem Jahre 1860. Seither habe ich eine Schwäche für die Schusswaffen des Wilden Westens, weshalb ich nach meiner Entlassung aus der Navy anfing, einige sehr schöne Replikate zu sammeln. Mein Favorit ist der Nachbau eines Colt Navy Revolvers, Modell 1861, der auf einer originalen alten Drehbank aus jener Zeit hergestellt wurde.
    Mein erstes echtes Gewehr bekam ich, als ich sieben oder acht Jahre alt war. Es war ein Karabiner im Kaliber 30-06. Es war ein ordentliches Gewehr – so »erwachsen«, dass ich am Anfang Angst hatte, damit zu schießen. Ich freundete mich mit dem Gewehr zwar rasch an, aber wenn ich zurückdenke, muss ich gestehen, dass es mich in Wirklichkeit zur Marlin 30-30 meines Bruders hinzog. Es war ein Unterhebel-Repetierer, wie die Cowboys sie früher benutzten.
    Ja, ich hatte eine Schwäche für dieses Thema.
    Pferde zureiten
    Du bist kein Cowboy, solange du kein Pferd zugeritten hast. Ich fing damit an, als ich in der Highschool war; am Anfang wusste ich allerdings noch nicht viel darüber. Es hieß nur: »Spring auf und reite den Gaul, bis er sich nicht mehr aufbäumt. Und versuche möglichst, nicht herunterzufallen.«
    Im Laufe der Zeit lernte ich viele Feinheiten, aber am Anfang erwarb ich mein Wissen in der Berufspraxis – auf dem Pferd also. Das Pferd tat etwas, und ich reagierte darauf.
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