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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic
Autoren: Christoph Hardebusch
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er aus dem Augenwinkel eine Bewegung schwarzer Flügel wahr.

Streets of Berlin
    Streets of Berlin

    Ein rascher Blick über die Schulter zeigte Tom, dass der Spurt nicht gereicht hatte, um den Dicken abzuhängen. Er konnte sich nur wundern, wie erstaunlich schnell der Mann trotz seines Körperumfangs war. Und er gab nicht auf, obwohl es inzwischen klang, als würde ihm gleich die Lunge plat zen. Tom, der beim Kicken meist in der Abwehr spielte, hielt sich selbst nicht für einen begnadeten Läufer, aber es musste ihm doch gelingen, diesen Büronappel abzuschütteln!
    Früher oder später würde jemandem die kleine Ver folgungsjagd auffallen, und auch wenn dieser Kiez nicht unbedingt weltberühmt für die gute Zusammenarbeit der Leute mit der Polizei war – irgendwer würde sich Tom in den Weg stellen, und er hatte keine Lust auf einen weiteren Besuch auf einer Wache. Also rannte er noch schneller als zuvor weiter.
    Die Straßen hier waren eng und voller Autos. Auf den Gehsteigen lagerten Müllsäcke und Sperrmüll. An fast allen Hauswänden prangten Tags, aber Tom hatte keine Zeit, darauf zu achten, wer hier das Gebiet für sich beanspruchte. Wild sah er sich nach einer Möglichkeit um, seinen Verfolger endlich loszuwerden. Weiter vorn war ein Haus beinahe komplett abgerissen worden. Nur noch eine Wand war übrig geblieben, an der die Reste dreier abgebrochener Stockwerke erkennbar waren. Ein Bauzaun voller übereinandergeklebter Plakate versperrte die Sicht auf das Gelände. Das ist es, schoss es Tom durch den Kopf. Noch einmal gab er alles, nahm Anlauf, sprang ab, packte die obere Kante des Zauns und zog sich daran hoch. Seine Rolle auf die andere Seite war wenig elegant, und als er auf dem Boden aufkam, knickte sein rechter Fuß weg. Er strauchelte, landete schmerzhaft auf dem Knie und fiel beinahe aufs Gesicht. Aber er hatte erst einmal das Hindernis zwischen sich und weiteren Stress gebracht. Allerdings war seine Jacke an einem hervorstehenden Nagel des Zauns hängen geblieben, und ein langer Riss verunzierte sie nun.
    »Verdammt.«
    »Die-hieb!«, ertönte es hinter ihm. »Haltet … den …« Tom atmete zwei-, dreimal ein und aus. Die keuchende Stimme war erst ganz nah, entfernte sich dann aber. Scheint, als ob ich’s gepackt hätte.
    Als Tom weiterlief, durchzuckte ein greller Schmerz vom Knöchel her sein Bein. Er verzog das Gesicht, aber es war nicht so schlimm, dass er nicht auftreten konnte.
    Er humpelte über das Baugelände. Überall lag Schutt herum, der wohl durch die Abrissbirne entstanden war. In der Mitte des Geländes befand sich eine große Grube, in der schlammiges, lehmfarbenes Wasser stand. Vorsichtig umrundete Tom ein großes Stück Beton, aus dem wie zwei Finger rostige Eisenträger ragten.
    Er blieb stehen und sah sich um. Am besten überquerte er die ganze Fläche und stieg auf der anderen Seite wieder über den Zaun. Vermutlich würde das zwar einen ziemlichen Umweg bedeuten, aber so war immerhin sichergestellt, dass er dem übergewichtigen Kurzstreckenläufer nicht wieder ins Visier geriet.
    Am anderen Ende des Geländes stand ein Bauwagen, daneben einige schwere Fahrzeuge, Bagger, Laster und dergleichen, aber von Arbeitern war nichts zu sehen. Auch der Rabe war verschwunden, wie Tom beinahe enttäuscht feststellte.
    »Besser ist das«, murmelte er zu sich selbst, während er einen Bogen um die Baugrube machte. »Ein Pechvogel reicht völlig aus.«
    Eine alte Erinnerung stieg in ihm auf, irgendein Kinderlied von schwarzberockten Vögeln, die am Himmel kreisten, aber er konnte die Worte nicht wirklich zusammenbringen. Und wer hatte das Lied überhaupt gesungen?
    Aber er hatte größere Probleme als vergessene Liedstrophen. Mit dem Riss in der Jacke, das würde Ärger geben, dessen war er sich sicher, doch wenn er wegen des Knöchels zum Arzt musste, würde das richtig übel werden.
    So schnell er konnte, überquerte er die Baustelle; die Schmerzen waren immerhin auszuhalten, und im Moment vermochte er ohnehin nichts gegen sie zu tun.
    Endlich erreichte Tom die andere Seite des Geländes, wo der Bauzaun ihm den Weg in die Freiheit versperrte. Rechts bei dem Bauwagen gab es ein Tor, aber das erwies sich auch nach mehrmaligem Rütteln als verschlossen. Durch die Latten des Zauns konnte er außen ein Kette sehen, die das Tor zuhielt. Verdammt noch mal!
    Also seufzte er, testete noch einmal die Belastbarkeit seines Knöchels, indem er ein paarmal fest auftrat und dabei die Zähne
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