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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer
Autoren: Mara Laue
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Sie wischte sie ab.
    »Ja, ihm auch.«
    »Gibt es vielleicht noch jemanden?«
    Nein, weil sie es nicht wollte. Doch. Natürlich. »Ileana. Meine Freundin.« Und nicht nur sie, auch ihre Familie würde sich eher ein Bein ausreißen, als Paula zu verraten oder zu hintergehen.
    »Sehen Sie, es gibt noch Menschen, die Ihr Vertrauen nach wie vor verdienen.«
    »Aber keine Garantie dafür, dass die mich nicht auch eines Tages in die Pfanne hauen.«
    »Diese Garantie hat man nie. Wenn man jemandem vertraut, geht man immer ein Risiko ein. Aber ohne dieses Risiko verschenken wir unzählige Gelegenheiten nicht nur für Freundschaft, sondern gerade auch für Liebe.«
    »Und meine Verletzung wird heilen und ich werde irgendwann wieder der Welt und den Menschen offen gegenüberstehen. Ja, ja, das haben Sie mir schon so oft gesagt.«
    Keller nickte lächelnd. »Dann erinnern Sie sich bestimmt auch noch daran, was ich Ihnen ebenso oft gesagt habe.« Er sah sie erwartungsvoll an.
    »Dass ich das schaffen werde, wenn ich es will.« Kastors Motto: Der Wille entscheidet.
    »Genau.« Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. »Auf das Wollen kommt es an.«
    Paula seufzte. »Ich will nicht noch mal so verletzt werden. Nie wieder.«
    Keller öffnete den Mund zu einer Erwiderung. Paula kam ihm zuvor.
    »Ja, ich weiß: Ich darf mich nicht isolieren, sonst nehme mir jede Chance, jemals wieder glücklich zu sein und verkrüppele mir dadurch selbst mein Leben.«
    Er nickte.
    Paula sah ihn gequält an. »Ich habe keine Kraft mehr für neue Risiken.«
    »Die haben Sie im Moment nicht. Sie sind verletzt, körperlich und seelisch, und durch den Tod Ihres Kollegen retraumatisiert. Diese Wunden müssen erst heilen. Mit der Heilung kommt die Kraft zurück.« Er blickte sie mit einem spitzbübischen Lächeln an. »Erklären Sie mir bitte noch mal den Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Menschen.«
    Sie schnitt ihm eine Grimasse. »Die Erfolgreichen fallen genauso oft auf die Schnauze wie die Erfolglosen. Die Erfolglosen bleiben am Boden liegen. Aber die Erfolgreichen stehen immer wieder auf.«
    »Auch wenn sie manchmal eine Weile am Boden liegen bleiben, um neue Kraft zu schöpfen. Also tun Sie das auch, und dann können Sie wieder aufstehen und weiter gegen die bösen Buben und Mädels dieser Welt antreten.«
    Sie nickte. »Bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, wenn ich künftig ein Leben führen will, das diese Bezeichnung verdient.« Sie seufzte ergeben. »Haben Sie in den nächsten Wochen Zeit für ein paar zusätzliche Termine, damit ich wie der Phönix aus der Asche meine Auferstehung in Angriff nehmen kann?«
    »Habe ich.« Keller lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. »Da ist er ja wieder.«
    »Wer?«
    »Der Terrier in Ihnen, der freiwillig niemals aufgibt.«
    Paula warf ihm das zusammengeknüllte Taschentuch an den Kopf.
    Da mussten sie beide lachen.

    Nach ihrer Sitzung fuhr Paula zur Dienststelle, wo die Vernehmung von Phil Wanger fortgesetzt wurde. Außer ihr und Roemer waren auch Kastor und Max Breitenbach mit von der Partie. Breitenbach hatte Wanger mit der Kronzeugenregelung geködert. Deshalb erwies sich der Mann als sehr auskunftsfreudig.
    »Sie geben also zu, Jasmin Stojanovic am Morgen des 28. September getötet zu haben und Kriminalhauptmeister Lukas Rambacher am Abend des 30. September«, begann Roemer nach den üblichen einleitenden Formalitäten. Wanger hatte auf einen Anwalt verzichtet.
    »Ja. Aber das mit Jasmin war ein Unfall. Graf rief mich am Mittwochmorgen an, weil sie ihm Daten gestohlen hatte, und beauftragte mich damit, die sofort zurückzuholen. Außerdem sollte ich herausfinden, für wen sie gearbeitet hat. Sie tat natürlich zuerst so, als wüsste sie von nichts. Da hab’ ich ihr mit dem Messer ein bisschen Angst machen wollen. Dann fing sie an sich zu wehren. Dabei ist sie mir ins Messer gefallen.«
    »Hat Witold Graf Ihnen den Auftrag erteilt, Jasmin zu töten?«
    Wanger schwieg.
    »Das Kronzeugenangebot gilt nur so lange, wie Sie die Wahrheit sagen«, erinnerte ihn Breitenbach. »Deshalb erwarte ich ein vollständiges und wahrheitsgemäßes Geständnis. Eine einzige Lüge, und alle Vereinbarungen sind hinfällig.«
    »Ich sollte erst die Daten beschaffen, herausfinden, wer Jasmins Auftraggeber ist, und sie danach töten. Da ich kurz nach ihr in der Wohnung angekommen bin, dachte ich, dass sie keine Zeit mehr gehabt hätte, noch eine Kopie zu ziehen. Da sie mir nicht mehr hat sagen
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