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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion
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töten sollte. Irgendwelche Ideen?«
    »Bist du so wild darauf zu sterben, schwarzer Mann?«, fragte Bambaren.
    Carl warf ihm ein schwaches Lächeln zu. »Na ja, fünfzehn zu eins ist ein schlechtes Verhältnis, das stimmt schon. Andererseits sah acht zu eins auch nicht gut aus, und sie liegen alle da draußen, Futter für die Fliegen.«
    »Hast du nichts gelernt?« Onbekend sah ihn mit derselben Geringschätzung an, die er schon in der Bayview-Bar gezeigt hatte. »Bist du nach wie vor nichts Besseres als ein Soldat für die Wiederkäuer?«
    Bambaren versteifte sich. Carl brachte ein kleines Lächeln zustande.
    »Bist wohl lieber mal vorsichtig, in wessen Umgebung du dieses Wort gebrauchst, Bruder. Es ist nicht Mancos Schuld, dass er aus Isabelas Rohmaterial kein aufgepepptes limbisches System und einen aufgemotzten Dreizehnerbereich bekommen hat.«
    Onbekend erübrigte für Bambaren kaum einen Blick. »Ich spreche nicht von Manco, und er weiß das. Ich spreche von den Männern bei der UN, denen du deine Seele verkauft hast.«
    »Ich bin nicht für die hier.«
    Onbekend kniff die Augen zusammen. »Warum bist du dann gekommen?«
    »Weil du eine Freundin von mir umgebracht hast.«
    »Wenn du Freunde hast, Angeheuerter, dann kenne ich sie nicht. Wen habe ich umgebracht?«
    »Du hast eine Frau namens Sevgi Ertekin erschossen, eine Polizeibeamtin, als sie dir hinaus auf die Straße in Bayview gefolgt ist. Du hast sie mit einer Haag-Pistole angeschossen, und sie ist gestorben.«
    »Hast du sie gebumst?«
    »Ja, wir haben miteinander gebumst. Ziemlich genau so wie du und Jurgens.«
    Onbekends Gesicht erbleichte, als er die logische Konsequenz dessen erfasste. Er räusperte sich.
    »Es war ein Feuergefecht«, sagte er ruhig. »Nichts Persönliches. Du an meiner Stelle hättest dasselbe getan.«
    Carl dachte an das Horkan-Garrod-Camp und an Gaby. Die Haag-Geschosse, die sie niedergeworfen hatten.
    »Das steht hier nicht zur Debatte.«
    »Was dann?«
    Carl starrte den anderen Dreizehner an. »Bezahlung.«
    »Hör mir zu, Marsalis!« Manco Bambaren, der das Gehörte missverstanden hatte. »Gleich, wie viel wir dir deiner Ansicht nach schuldig sind, wir können zu einer Übereinkunft gelangen.«
    »Manco, halt’s Maul!« Der Tayta sah Onbekend an, als hätte er ihm eine Ohrfeige verpasst. Onbekend beachtete ihn nicht, bemerkte es vielleicht nicht einmal. Er hielt den Blick unverwandt auf Carl gerichtet. »Ich soll also Gretas Leben mit meinem eigenen erkaufen?«
    »Warum nicht? Ist derselbe Handel, den du Toni Montes angeboten hast, nicht wahr? Ihr Leben gegen das ihrer Kinder.«
    Onbekend sah auf seine Hände hinab. »Wenn du wüsstest, was Toni Montes mit ihrem Leben angestellt hat, bevor sie diesen Namen annahm, was sie mit anderen Kindern tat, bevor sie selbst welche bekam, würdest du vielleicht nicht so hart über mich urteilen.«
    »Ich urteile überhaupt nicht über dich. Ich möchte dich einfach bloß tot sehen.«
    »Wenn du ihn tötest, schwarzer Mann, musst du mich auch töten.« In Bambarens Worten lag eine ruhige Entschlossenheit. »Und dann werden meine Männer dich niedermetzeln wie einen räudigen Hund.«
    Carl warf ihm einen Blick zu. Er lächelte und schüttelte ein klein wenig den Kopf.
    »Dir gefällt es wirklich, einen jüngeren Bruder zu haben, nicht wahr, Manco? Na ja, das kann ich dir vermutlich kaum verdenken. Aber möchtest du etwas über diesen deinen Bruder erfahren?« Er nickte zu Onbekend hinüber. »Dieser dein Bruder ist ein Zwilling. Du hast in Wahrheit zwei jüngere Brüder. Das hast du den ziemlich verzweifelten Versuchen deiner Mutter zu verdanken, in Perus neuem kapitalistischen Traum nicht unterzugehen. Der andere hieß Allen Merrin. Unglücklicherweise ist er tot. Möchtest du wissen, warum?«
    Bambaren sah zwischen den beiden Dreizehnern hin und her.
    »Er ist tot, weil du ihn getötet hast, Marsalis«, sagte Onbekend beiläufig. »Zumindest habe ich das so gehört.«
    »Er ist tot, weil sein Zwillingsbruder, Onbekend hier, ihn vom Mars zurückgeholt hat, um dessen Genset zu opfern. Hat ihn an die Leute verkauft, für die er gearbeitet hat. Hat ihn als Erklärung benutzt…«
    »Aber du hast ihn getötet, oder?«
    Der Tayta starrte Onbekend an. »Was soll das? Wovon redet er?«
    »Es ist nichts.«
    »Erzähl mir nicht, dass es nichts ist, Onbe.« In Bambarens Worten sammelte sich allmählich eine gewisse Anspannung. Dasselbe hatte Carl auf seinem Gesicht beobachtet, als Onbekend das Wort
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