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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion
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Sturm automatischen Feuers über sie beide hinweg und erstickte den Aufschrei. Die Tischplatte wurde durchlöchert, die Geschosse des Sturmgewehrs fuhren hindurch wie durch einen Pappkarton. Er hörte sie auf dem Felsen hinter sich aufprallen. Etwas schlug ihm in den Rücken, Querschläger, dachte er flüchtig. Die Glock, die verdammte Glock…
    … war weg. Aus seiner Position am Fußboden heraus sah er Onbekends Beine herantreten, sich vorsichtig hinhocken und für einen Schuss um die Ecke spähen. Er tat das Einzige, was ihm noch blieb: Er sprang rasend schnell auf, mit vom Netz gespeister Schnelligkeit und wilder Kraft, kippte den Tisch auf zwei Beine und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Onbekend feuerte weiter, der Tisch kippte um wie eine abgeworfene Spielkarte, unmöglich langsam, und er duckte sich beiseite. Die Steyr knatterte, Geschosse prallten auf, die Weste wurde zusammengequetscht und erwärmte sich, während sie arbeitete, die Schüsse schleuderten ihn zurück in die Nischenwand…
    Und das Feuer hörte auf.
    Es war beinahe komisch. Onbekend stand mit der plötzlich schweigenden Waffe in Händen da. Das schwache Ping der Ladekontrolle tönte durch die Stille wie ein tropfender Wasserhahn. Sein Blick fiel hinab von Carls Gesicht auf die Steyr und erfasste das blinkende rote Lämpchen. Er hatte keine Zeit gehabt, das Magazin zu überprüfen, musste die erstbeste Waffe vom Stapel auf der Frühstückstheke genommen haben, und er hatte eine fast völlig geleerte erwischt.
    Carl stieß sich mit einem Aufschrei von der Wand ab.
    Onbekend warf ihm die leer geschossene Steyr entgegen, er schlug sie beiseite. Der andere Dreizehner versuchte, ihn zu packen, er zerhackte und zerstampfte den Versuch, trieb Onbekend mit einem Wirbel aus Tanindo-Technik durch den Raum zurück. Der Dreizehner blockte und deckte sich, versuchte, Gegenstöße anzubringen, aber die ganze Zeit über konnte Carl den Schaden, den Sevgis Kugeln angerichtet hatten, daran erkennen, wie sich der andere Mann bewegte. Er spürte, wie sich ein Knurren seinen Lippen entrang, eine wilde Befriedigung, die bis ins Innerste empfundene Erwartung eines zugefügten Schadens. Er traf, durchbrach eine Verteidigung, brachte einen hohen Schlag an und erwischte Onbekend über der Kinnlinie. Der andere Dreizehner geriet ins Stolpern, sein Rücken hatte jetzt fast das zerschmetterte Panoramafenster erreicht. Hinter ihm Blut und durchscheinendes Licht – Carl erhaschte es aus dem Augenwinkel, blassrotes, verschmiertes Blut auf der abgerissenen Unterkante der verbliebenen Scheibe, das Glitzern der Sonnenstrahlen auf den Sägezahnkanten. Erneut brachte er einen Hieb bei Onbekend an…
    Und hinter der Scheibe hockte eine Gestalt.
    Carl blieb noch die Zeit, das schockierte, entsetzte Gesicht in sich aufzunehmen, die gehobene Schrotflinte. Der Schwung seines Angriffs ließ sich nicht mehr aufhalten, er konnte sich lediglich stolpernd über den Raum tragen lassen und dabei versuchen, dem Schuss nicht in die Quere zu kommen. Die Schrotflinte knallte los, schlug weiteres Glas aus dem zerschmetterten Fenster, und Onbekend brüllte auf. Carl fing sich an der Frühstückstheke, schob klappernd etliche Waffen zu Boden und ließ sich ebenfalls fallen. Er schnappte sich, was gerade in Reichweite lag, entdeckte in seiner Hand ein weiteres der Sturmgewehre, zog es herum – Sicherheitsbügel lösen – und drückte genau in dem Augenblick ab, als die Tür nach innen flog.
    Zwei von Bambarens Männern standen dort. Sie hatten das Schloss herausgeschossen und waren hereingestürmt, der eine oben, der andere unten. Carl saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken zur Frühstücksbar, wo sie ihn nun überhaupt nicht erwartet hätten. Er hielt den Hahn der Steyr gedrückt und schoss in weitem Bogen. Das hämmernde Feuer trieb beide Männer zurück, wobei ihre Gliedmaßen wedelten, als versuchten sie, die Kugeln abzuwehren. Einer flog durch den Eingang und landete draußen in einem Staubwirbel, der andere verfing sich mit dem Knöchel an der Türschwelle, und er ging an Ort und Stelle zu Boden. Carl rutschte mit dem Rücken hoch, ging am Rand des Panoramafensters in Deckung, glitt dann herum und holte den Mann mit der Schrotflinte von den Beinen.
    Sporadisches Feuer weiter entfernt. Keine weiteren Leichen. In der jähen Stille meldete die Steyr beharrlich weitere Munition an. Der vorherige Besitzer der Waffe hatte die Magazine verdoppelt, zwei Rücken an Rücken und umgekehrt mit
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