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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Autoren: Fran Rubin
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Wurzelschrat heran.
    „Sieh’ dir ruhig an, was du angerichtet hast!“, frotzelte der. Auf einen erneuten Angriff war er jedoch nicht vorbereitet und zog hastig seine Äste zurück, als Ramin spontan nach einem der jungen Triebe schnappte und ihn abbiss. Erschrocken wich der Drache zurück, als an der Bissstelle eine rote Flüssigkeit wie Blut aus einer Wunde austrat. Wütend schrie der Schrat auf.
    „Verschwinde!“, presste er wie unter Schmerzen hervor, doch Ramin dachte überhaupt nicht daran, jetzt aufzugeben. Stattdessen nahm er sich nun ein größeres Wurzelstück vor und grub seine Zähne in das Holz, bis es knackend abbrach. Aus dem Stumpf sprudelte übelriechendes Sekret heraus und bedeckte Ramins Gesicht mit roten Spritzern, während das Wurzelwesen laut aufheulte, einerseits vor Schmerzen, andererseits vor Zorn darüber, dass der Drache seine einzige Schwachstelle entdeckt hatte.
    Im Laufe der Jahre hatte manch aufmüpfiger Drache gewagt, ihm einen Feuerstrahl entgegenzublasen, doch keines der geschuppten Wesen hatte die Spitzfindigkeit besessen, ihn auf diese Art zu bekämpfen. Stets hatte er diese Kreaturen für zu einfältig gehalten, um ein anderes Mittel einzusetzen, als die altbewährten Flammen.
    Angestachelt von dem unerwarteten Erfolg, schnappte Ramin nach jedem Ast, den er erwischen konnte. Doch statt sich zu ergeben, reckte der Schrat mit letzter Kraft seine sämtlichen Arme nach Ramin, umschlang dessen Pranken, den gesamten Leib und schließlich seinen langen Hals, um den er sich besonders fest wickelte, sodass sein Gegner würgend nach Luft schnappte.
    „So, mein Freund. Jetzt ist es vorbei“, kündigte der Schrat schadenfroh an und lachte dröhnend. Während seines Heiterkeitsausbruchs lockerte sich kurz sein Griff. Diesen Augenblick nutzte Ramin zunächst zum Luftholen und schließlich, um eine lodernde Feuersbrunst auszuspeien, noch bevor der Schrat wieder kräftiger zupacken konnte.
    Innerhalb weniger Augenblicke verbrannten die Wurzeln, die Ramin umschlangen, fielen ab und rutschten glimmend an seinem Hals herunter. Um den rasch nachwachsenden Trieben zu entgehen, sprang Ramin zur Seite und schnappte erneut nach seinem Gegner.
    Erbost jaulte dieser auf und verspritzte sein stinkendes Blut. Wieder griff der Wurzelschrat ihn an, diesmal jedoch schon ein wenig schwächer. Das Spiel wiederholte sich noch einige Male, bis Ramin dem Schrat so viele Bisswunden zugefügt hatte, dass dieser sich schließlich geschlagen gab: „Geh’ hinein! Geh’ doch. Erzähle aber niemanden, dass ich versagt habe.“
    Schlaff hingen die Wurzelenden hinab, am Boden hatte sich ein roter See gebildet, der roch, als befänden sich verfaulte Fische darin. Schnauzerümpfend stieg Ramin über die Lache hinweg und drückte mit dem Kopf die baumelnden Tentakel zur Seite.
    „Du hast Glück, dass mir bei diesem Gestank der Appetit vergeht, sonst würdest du mir prächtig als Wegzehrung dienen!“, unkte er hämisch, bevor Dunkelheit seinen schuppigen Leib empfing.
     

     

     

    Skiria überlegte, wohin sie nun gehen sollte. Gewiss wartete Ramin draußen ungeduldig auf ihre Rückkehr, doch es widerstrebte ihr, die gefangenen Kameraden allein zu lassen, die womöglich ihren Beistand brauchten. Sie beschloss, noch ein wenig zu warten und dann dem Gang zu folgen, über den Gwendol abgeführt worden war.
    Ein wenig später huschte Skiria den finsteren Weg entlang. Von plötzlichem Zweifel befallen, fragte sie sich, ob der Zauber überhaupt gelingen würde. Eine Verwandlung von Menschen in gefährliche Vogelwesen erschien ihr kaum vorstellbar. Und ausgerechnet der unreife Gwendol sollte diesen unglaublich wirkenden Zauber ausführen. Sich auf den unberechenbaren Gwendol zu verlassen, fiel ihr schwer, auch wenn er beteuert hatte, alles genauso auszuführen, wie Skiria ihm aufgetragen hatte.
     
    Die ersten Schreie hallten wenig später, zwar gedämpft, doch unverkennbar durch den Berg. Niemals würde sie den Klang dieser Vogelstimmen vergessen, der sie vor nicht allzu langer Zeit beinahe selbst das Leben gekostet hätte. Als sich in die Rufe der Phyraton ein anderes Geräusch mischte, blieb Skiria kurz stehen. Ein Knall, kurz, aber sehr laut, erregte ihr Misstrauen. Sie befürchtete Schlimmes und rannte schneller, doch sie wusste nicht, welcher der vielen abzweigenden Gänge der richtige war. Immer wieder stieß sie auf eine Sackgasse und musste umkehren.
     

    Beinahe eine Stunde war vergangen, als Skiria endlich den
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