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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland
Autoren: Faith Hunter
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Körpers lag im Schatten. Dort konnte er eine Waffe versteckt halten. Vielleicht war ich paranoid. Aber ich hatte soeben einen Vamp in seinem Revier herausgefordert und mit dessen Leibwächter geschäkert. Meine Drüsen schütteten immer noch reichlich Adrenalin aus, und mein Herz schlug hämmernd.
    Ich ging so um mein Motorrad herum, dass ich ihn immer im Augenwinkel behielt, schnallte mir über der Jacke meine Flinte um und schob sie in das Futteral, das mir ein Sattler in den Bergen bei Asheville eigens dafür angefertigt hatte. Dann betrachtete ich meine Satteltaschen und entdeckte Spuren auf dem polierten Chrom. Von Handschuhen. Keine Fingerabdrücke. Eins war sicher: Meine Schlösser zu berühren musste bestialisch wehgetan haben. Ich tat, als wollte ich es mir genauer ansehen, bückte mich und schnupperte. Der Zigarrenduft war schwach, aber unverkennbar. Ich hob den Kopf und grinste ihn breit an. Milde lächelnd hob er den Finger an die nicht vorhandene Hutkrempe.
    Ich schwang ein Bein über die Harley und setzte mich zurecht. Als er die Brille abnahm, sah ich, dass seine Augen dunkel waren, fast schwarz, ein Hinweis, dass er vermutlich europäische und indianische Vorfahren besaß. »Tut’s noch weh ?« , fragte ich. Die feuchte Luft trug meine Stimme weit.
    »Es kribbelt ein bisschen « , gab er unumwunden zu. Hätte er unerkannt bleiben wollen, so wäre er schließlich nicht dageblieben. »Verhexte Schlösser ?«
    Ich nickte.
    »Kostspielige Sache. Haben Sie den Job ?« Als ich nur höflich die Augenbrauen hob, ergänzte er: »Bei Katie. Laut Straßenfunk hat der Rat »auswärtiges Talent « importiert, um den Rogue zu beseitigen .«
    »Ja, ich hab den Job .« Aber es gefiel mir nicht, dass anscheinend die ganze Stadt wusste, wozu ich hier war. Rogues waren hervorragende Jäger. Die besten. Beast grollte einen Protest, aber ich ignorierte sie.
    Er nickte und seufzte. »Ich hatte gehofft, sie würde Sie abservieren. Hätte den Auftrag selber gern gehabt .«
    Ich zuckte die Achseln. Was sollte ich sagen? Ich trat den Kickstarter durch. Beim Aufbrüllen des Motors und Qualmen des Auspuffs zog Beast sich zurück. Sie mochte den Geruch nicht, auch wenn mein Fortbewegungsmittel ihre Billigung fand. In ihren Augen waren Harleys absolut cool. Ich wendete und brauste davon. Im Rückspiegel sah ich, dass der Typ sich nicht von der Stelle rührte.
    Ich fuhr rasch um den Block, stellte den Motor wieder ab und blieb auf dem zu warmen Ledersattel sitzen, um mir in Ruhe das schmale, zweistöckige französische Backsteinhaus anzusehen, dessen Grundstück hinten an das von Katies Ladies grenzte. Die Haustür hatte in der Mitte ein ovales Buntglasfenster. Vor Wind und Wetter schützte den Eingang die darüberliegende, etwa einen Meter breite Veranda mit frisch schwarz lackiertem Schmiedeeisengeländer, von der eine ähnliche Tür nach drinnen führte. Beide Türen wirkten nicht sonderlich solide. Rechts vom Haus verlief ein schmaler Weg hinter dem über zwei Meter hohen, reich verzierten schmiedeeisernen Tor. Unmengen von Schmiedeeisen, wobei jede zweite Stange eine Lilie trug, die anderen hingegen sahen aus wie Pflöcke zum Pfählen. Ziemlich verschmitzter Vamp-Humor. Bei meinen Vorab-Recherchen für diesen Job hatte ich erfahren, dass die bourbonischen Lilien, in Frankreich seit vielen Jahrhunderten beliebt, das offizielle Wahrzeichen der Stadt New Orleans darstellten. Viele der Vamps hier waren noch vor Napoleons Zeiten vor den Scheiterhaufen der Französischen Revolution geflüchtet. Scheinbar nutzlose Kenntnisse konnten manchmal zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden.
    Das Haus und das Tor mussten zwei- bis dreihundert Jahre alt sein. Versuchsweise steckte ich den größeren, älteren der beiden Schlüssel ins Schloss. Er war zehn Zentimeter lang und am Griff wie ein Herz geformt. Als es im Schloss klickte, drückte ich den Schnappriegel, um das Tor zu öffnen. Ohne Quietschen schwang es auf. Meine Stiefel klopften dumpf auf dem Kopfsteinpflaster, als ich meine Harley hineinschob und das Tor hinter mir zuzog. Der Riegel schnappte zu, und ich schloss ab, dann schob ich die Maschine auf dem Gartenweg neben das Wohnhaus. Oder den Laden, oder die Pension. Den Gerüchen nach war das Haus im Laufe der Zeit für alles Mögliche genutzt worden.
    Ein vorsichtiger Fahrer mochte hier ein Auto hineinlavieren können. Ein kleines Auto. Doch gedacht war der Weg eindeutig für Fußgänger, vielleicht auch für Reiter. Alle
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