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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland
Autoren: Faith Hunter
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dass die Perlen klickten. Dann nahm ich ein paar kleinere Werkzeuge – einen Pflock aus Eschenholz mit Silberspitze, eine Minipistole und ein Kreuz – , steckte sie unter meine Zöpfe und richtete diese so, dass nichts zu sehen war. Anschließend atmete ich tief durch, versuchte mich möglichst zu entspannen. Eine Frage der Sicherheit: Ich war nervös, und einem Vamp gegenüber Nervosität zu zeigen war ausgesprochen dumm.
    Die untergehende Sonne ließ den Horizont rot erglühen und verlieh den alten Gebäuden mit ihren geschlossenen Fensterläden und schmiedeeisernen Balkonen eine purpurne Färbung. Ein hübscher Anblick – für menschliche Augen. Ich öffnete meine Sinne und ließ Beast die Welt schmecken. Die Gerüche gefielen ihr, und sie wollte umherstreifen. Später , versprach ich. Raubtiere knurren, wenn man sie ärgert. Bald – sie schlug mentale Krallen in meine Seele, machte knetende Bewegungen mit ihren Pranken. Ein unangenehmes Gefühl, aber das Pieken ihrer Krallen hielt mich hellwach, und für das bevorstehende Treffen war das gut. Ich hatte noch nie einen zivilisierten Vamp getroffen und erst recht keine Geschäfte mit einem gemacht. Soweit ich wusste, hatten Vamps und Skinwalker niemals miteinander zu tun gehabt. Das würde ich nun ändern. Was interessant werden könnte.
    IchstecktemeineSonnenbrilleandenKragen,dieGläsernachaußen,undwarfnocheinenprüfendenBlickaufdieZauberschlösseranmeinenSatteltaschen,danngingichberuhigtzuderschmalenrotenTürunddrücktedieKlingel.Derkahl rasierteMann,dermiröffnete,warohneZweifeleinMensch,abergroßgenug,umetwasandereszusein.Profi-Wrestler,mitAnabolikaaufgepumpterBodybuilderodereinTroll.Vielleichtauchalleszusammen.BeidiesemGedankenmussteichschmunzeln.ErstandinderTür,dieArmelockerandenSeiten,aktionsbereit.»Wasistsokomisch ?« ,fragteermiteinerStimmewieHufescharrenaufsteinigemGrund.
    »Nichts weiter. Melden Sie Katie, Jane Yellowrock ist da .« Bei neuen Bekanntschaften ist die harte Tour zum Einstieg immer das Beste. Dass meine Knie dabei zitterten, hatte nichts zu sagen.
    »Karte ?« , fragte der Troll-Mann. Ein Mann von wenig Worten. Ich mochte ihn jetzt schon. Mein neuer bester Freund. Mit zwei behandschuhten Fingern öffnete ich den Reißverschluss meiner Lederjacke, fischte eine Visitenkarte aus der Innentasche und hielt sie ihm hin. Darauf stand: JANE YELLOWROCK – EIN PFLOCK FÜR ALLE FÄLLE . Vamps killen ist ein blutiges Geschäft. Ich hatte festgestellt, dass eine Prise Humor es deutlich erträglicher machte.
    Der Troll nahm die Karte und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Vielleicht sollte ich meinem neuen Freund noch ein paar Manieren beibringen. Das allerdings galt mehr oder weniger für alle Männer, die ich kannte.
    Zwei Blocks entfernt hörte ich ein Motorrad. Keine Harley. Vielleicht eine Kawasaki, wie der hellrote Reiskocher, den ich vorhin gesehen hatte. Ich war nicht überrascht, als die Maschine in Sicht kam und ich den Typ erblickte, der mir schon in der Decatur Street aufgefallen war. Er hielt neben meiner Harley, stellte den Motor ab und blieb sitzen, die Augen hinter der Sonnenbrille verborgen. Zwischen seinen Lippen steckte ein Zahnstocher, der einmal kurz zuckte, als er den Helm abnahm.
    Der Typ sah verdammt gut aus. Etwas größer als ich mit meinen eins dreiundachtzig, olivfarbene Haut, schwarzes Haar, schwarze Augenbrauen. Schwarze Jacke, schwarze Jeans. Schwarze Stiefel. Ein bisschen viel Schwarz vielleicht, aber er konnte es tragen. Muskulöse Beine schmiegten sich um die rote Maschine.
    Kein Silber zu sehen. Auch keine Flinte, aber eine verdächtige Beule unter seinem rechten Arm. Offenbar Linkshänder. Etwas schimmerte hinten in seinem Kragen. Der Griff eines Messers, das in einer Rückenscheide steckte. Vielleicht auch mehrere Klingen. Seine Stiefel waren abgetreten (Westernstiefel wie meine, keine Harley-Bikerboots, aber von Frye, während ich die aus Straußenleder von Lucchese trage. Ich prüfte seine Witterung, meine Nasenflügel blähten sich. Seine Stiefel rochen nach frischem Pferdemist. Ein Hiesiger also, oder zumindest jemand, der lange genug hier lebte, um zu wissen, wo man reiten konnte. Ich roch Pferdeschweiß und Heu, eine saubere Duftmischung. Und Zigarre. Als ich Zigarre roch, fing ich an ihn zu mögen. Dazu ein Hauch von Stahl, Waffenöl und Silber – da war ich verliebt. Na ja, gewissermaßen. Beast fand, er sei ganz süß und vielleicht sogar hart genug, um unserer würdig zu sein. Und doch haftete an
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