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Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Titel: Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Autoren: Ava Gray
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Ihr Vater Iraner«, sagte ihr Gesprächspartner vorsichtig. »Und Sie haben dort nach wie vor Verwandte, darunter Ihren Großvater und mehrere Cousins.«
    Ihr gegenüber saß ein Mann mit silbergrauem Haar und einem marineblauen Anzug. Sein hellblaues Hemd und die graue Krawatte verrieten, dass er eher konservativ war und es ihm wahrscheinlich ein wenig an Fantasie fehlte. Mia hatte gelernt, Menschen anhand ihrer Kleidung einzuschätzen.
    Der Konferenzraum des Hotels war fast ebenso unscheinbar eingerichtet wie ihr Gegenüber aussah. Beige gestrichen, die Ausstattung aus Echtholz-Imitat – sie hätte sich wirklich in einem x-beliebigen Hotel in jedem Teil des Landes befinden können. Zudem gab es keine Fenster mit Ausblick, um sie von der unangemessenen Frage abzulenken.
    Mias Referenzen waren tadellos. Zuerst hatte sie deshalb kaum bezweifelt, dass Micor Technologies sie aus einer großen Schar von Bewerbern auswählen würde. Die Liste ihrer Erfolge in Sachen Wahrheitsfindung sprach für sich. Und tatsächlich war zunächst alles wunderbar gelaufen, bis die Personalabteilung die Tatsache ausgegraben hatte, dass sie orientalische Wurzeln besaß.
    Mia zog eine Braue hoch. »Inwiefern ist das relevant?« Oh, er sagte es nicht einfach offen. Aber Mia wusste trotzdem, was er anzudeuten versuchte. »Darf ich Sie daran erinnern, dass Diskriminierung in den USA nach wie vor verboten ist?«
    Collins war nicht dumm. Er verstand es, zwischen den Zeilen zu lesen, und wusste, dass sie aufgrund seiner Frage nach der Herkunft ihres Vaters vor Gericht gehen konnte, sollte sie eine Absage seinerseits nicht hinnehmen wollen. Wenn es gar nicht in seiner Absicht läge, sie einzustellen, hätte er nicht fragen dürfen.
    Mit zusammengepressten Lippen bot er ihr den Vertrag an – die üblichen Bedingungen. Sie hatte neunzig Tage lang Zeit, um Beweismaterial zutage zu fördern, wer Firmengelder veruntreute. Man nahm an, dass es jemand aus der Buchhaltung war, konnte sich jedoch nicht sicher sein, weil der Täter extrem geschickt vorging.
    »Ich werde die Firma unter dem Vorwand besuchen, die Software zu aktualisieren.« Zum Glück verstand sie genug von Computern, um diese Tarnung überzeugend einsetzen zu können.
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen«, entgegnete Collins kopfschüttelnd.
    Mia hielt inne, ließ ihren Stift über dem unberührten weißen Vertrag in der Schwebe. »Und warum nicht?«
    »Wir können nicht einfach so bekannt geben, eine freie Mitarbeiterin engagiert zu haben. Nein, Miss Sauter, Sie müssen als normale Angestellte bei uns anfangen. Andernfalls erwecken Sie Misstrauen. Unsere Arbeit ist so heikel, dass wir nie Freelancer einkaufen. Zum Glück gibt es in der IT im Augenblick aber eine freie Stelle. Die damit verbundenen Aufgaben könnte auch ein Äffchen verrichten; Sie werden also keine Schwierigkeiten haben, Ihre offizielle Arbeit neben den Ermittlungen zu erledigen.«
    Als sie ihm in die Augen blickte, hatte sie das komische Gefühl, er würde es auf ihr Scheitern anlegen. Und damit beleidigte er sie in so vielerlei Hinsicht, dass sie es nicht annähernd auf einen Nenner bringen konnte. Bedachte man ihr mathematisches Talent, hieß das schon eine Menge.
    »Das ist kein Problem«, antwortete sie kühl und unterschrieb den Vertrag.
    Dieser spezielle Job erforderte eine breit angelegte Recherche aller Hintergründe sowie die Unterzeichnung einer Geheimhaltungsvereinbarung. Collins zeigte sein Missfallen bei jedem einzelnen Schritt des Vertragsabschlusses. Offensichtlich bedeuteten dunkles Haar und braune Augen für ihn zwangsläufig auch eine heimliche Verbindung zur Al-Qaida.
    Sie beendeten das Gespräch mit einer geheuchelten Höflichkeit, die Mia so wütend machte, dass sie vom Konferenzraum aus direkt in ihr Hotel ging, Sportkleidung anzog und die nächste Stunde damit verbrachte, im Fitnessraum auf einen Punchingball einzuprügeln. Sie verlor nicht oft die Beherrschung, aber kaum etwas brachte sie dermaßen in Rage wie Engstirnigkeit und Vorurteile.
    Nachdem sie sich abreagiert hatte, schloss sie die Verhandlung mit dem alten Ehepaar ab und unterschrieb den Mietvertrag für deren Eigentumswohnung, die sich wunderbar für Mias Zwecke zu eignen schien.
    Unter mehr als unglücklichen Umständen machte sie sich für den Arbeitsantritt am Montag bereit. In der Nacht hatte sie bereits nach wenigen Stunden Schlaf Albträume bekommen. Mia war von ihrer eigenen Schwäche zwar genervt, aber sie schien das Trauma,
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