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Skandal

Titel: Skandal
Autoren: Amanda Quick
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einheitlich in düsteren graubraunen Tönen gehalten waren. Die altmodischen Hüte hatten sie sich unter dem Kinn mit Bändern zugeschnürt.
    Simon sah sich die Damen an, die vor dem Tor standen, als er mit Lord Gillingham angeritten kam. Ihm drängte sich augenblicklich der Eindruck auf, daß er gleich einer nervösen Hühnerschar gegenüberstehen würde. Er fluchte leise in sich hinein und fragte sich, welcher dieser dämlichen Vögel Emily Faringdon war. Ihn beschlich ein seltsames Gefühl des Unwillens, und er stellte fest, daß er auch irgendwie überrascht war.
    Nach ihren Briefen zu urteilen, hatte er sie sich irgendwie nicht wie eine dieser strengen Frauen in ihren mittleren Jahren vorgestellt. Er hatte eine junge Frau erwartet, die vor ungestümer Energie und übertriebenem Sinn für Romantik barst.
    Fünf wachsame Augenpaare lugten unter den unmodischen Kopfbedeckungen hervor. Nicht ein einziger dieser Blicke schien zu einer Person von unter vierzig Jahren zu gehören. Er war ganz sicher gewesen, Miss Faringdon würde weit jünger sein. Und hübscher. Die Faringdons waren nicht nur für ihre Unzuverlässigkeit, sondern auch für ihr Aussehen berühmt. Simon zog die Stirn in Falten.
    »Einen schönen guten Tag, meine Damen.« Gillingham zog auf galante Art den Hut und lächelte jovial. »Ich habe Ihnen Ihren Gast des heutigen Nachmittags mitgebracht. Gestatten Sie mir, den Earl of Blade vorzustellen. Er ist gerade erst aus Südostasien zurückgekehrt, verstehen Sie. Und jetzt will er sich ansehen, wie es hier in England in literarischen Kreisen zugeht.«
    Simon war gerade dabei, seine Bibermütze mit der schlappen Krempe abzusetzen und sich für die Aufgabe zu stählen, die ihm bevorstand, als ihm plötzlich aufging, daß keines der fünf Augenpaare ihn zu begrüßen schien.
    Er kniff die Augen zusammen, als Gillingham die Anwesenden mechanisch vorstellte. Es konnte kein Zweifel daran bestehen. Die Damen des literarischen Donnerstagszirkels waren keineswegs begeistert, ihn zu sehen. Er hätte sogar schwören können, daß er Verärgerung und Argwohn in ihren Gesichtern sah. Man hätte fast glauben können, die braven Damen der Gesellschaft hätten es vorgezogen, wenn er nicht dort aufgetaucht wäre.
    Gillingham brachte die Formalitäten schnell hinter sich. »Die Damen Inglebright, Miss Bracegirdle, Miss Hornsby und Miss Ostly.«
    Die Frauen reagierten ausnahmslos höflich, wenn auch keineswegs überschwenglich, auf die Vorstellung. Es war keine Miss Faringdon darunter, stellte Simon fest. Er konnte nicht leugnen, daß er erleichtert darüber war, doch gleichzeitig komplizierte das die Angelegenheit. Er hoffte, sie käme lediglich zu spät.
    »Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie sich uns heute anschließen, Mylord«, sagte Miss Bracegirdle, eine große knochige Frau mit einem langen, kühlen Gesicht.
    »Ja, in der Tat«, sagte die ältere der Schwestern Inglebright spröde. Es klang, als sei es ihr viel lieber, wenn er statt dessen auf die Jagd gegangen wäre. »Wie nett von Ihnen, sich für unseren kleinen ländlichen Zirkel zu interessieren. Ich fürchte jedoch, daß Sie uns recht uninteressant finden werden. Ganz und gar nicht so wie die brillanten Salons in London.«
    »Nein, nein, das ist ganz etwas anderes als die Versammlungen in
    London«, warf die rundliche und nachlässig gekleidete Miss Ostly eilig ein. »Wir sind hier ziemlich weit hinter der Zeit zurück, Mylord.«
    »Ich bin in London auf keine besonders brillanten literarischen Salons gestoßen«, sagte Simon aalglatt, denn der Empfang, den er bekam, machte ihn neugierig. Irgend etwas war hier nicht so, wie es hätte sein sollen. »Nur ein paar Grüppchen von plappernden Damen und Gecken, die es vorziehen, über die jüngsten Skandale und nicht über die neuesten literarischen Werke zu reden.«
    Die fünf Frauen sahen einander voller Unbehagen an. Die jüngere Miss Inglebright räusperte sich. »Wie es nun einmal so kommt, gleiten wir selbst gelegentlich in solches alberne Gerede ab, Mylord. Sie wissen ja, wie es auf dem Land ist. Wir beziehen den besten Klatsch von den Städtern.«
    »Dann werde ich Ihnen vielleicht ein paar der jüngsten Ondits vorsetzen können«, gab Simon mehr oder weniger belustigt zurück. So leicht würden sie ihn nicht loswerden. Er würde dann fortgehen, wenn er sich dazu entschloß, und nicht eher.
    Die Frauen warfen einander Blicke zu und wirkten noch unsicherer und gereizter als bisher. In dem Moment zog das
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