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Skandal In Belle Terre

Skandal In Belle Terre

Titel: Skandal In Belle Terre
Autoren: Bj James
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tiefer in seinen Sitz rutschte und nicht antwortete, beugte sich Letitia noch weiter über das Geländer. „Antworten Sie, Harvey. Ich habe Ihnen eine höfliche Frage gestellt und erwarte eine höfliche Antwort.”
    Im Zuschauerraum war es mucksmäuschenstill. Alle Blicke richteten sich auf Letitia und ihr Opfer. Selbst das Orchester wartete mit dem Einsatz.
    „Oh, Harvey”, Letitias Stimme klang schneidend, „wieso sind Sie denn auf einmal so schweigsam? Sie haben doch sonst immer zu allem Ihren Senf dazuzugeben?”
    Endlich wandte sich Harvey Kendrick um und richtete sich zu seiner ganzen Länge auf. Dennoch war er sicher zehn Zentimeter kleiner als Letitia. „Sie sind wohl betrunken, Letitia.”
    „Ich nicht, aber Sie vielleicht. Das is t doch Ihr natürlicher Zustand. Kein Wunder, dass die arme Lucy so jung gestorben ist.
    Sie haben Ihre hübsche Frau mit Ihrer Trinkerei frühzeitig ins Grab gebracht. Und mit Ihrer Herumhurerei!”
    Die Zuhörer wurden unruhig, Beschimpfungen wurden laut, und schließlich verließ Harvey Kendrick eilig den Konzertsaal.
    Als er gegangen war, drehte sich Letitia zu Maria um und flüsterte: „Danke, mein Kind. Das habe ich schon sehr lange tun wollen.”
    Maria war rot geworden, aber für Jericho und seine Mutter schien so etwas alltäglich zu sein. „Gern geschehen, Letitia”, brachte sie schließlich heraus, als Jericho ihr aufmunternd die Hand drückte. „Aber was habe ich denn getan?”
    „Sie haben mir endlich einen Anlass gegeben.” Zufrieden lächelnd lehnte sie sich zurück. „Dieser arrogante Kerl wird es nicht noch einmal wagen, der Frau meines Enkels den Rücken zuzudrehen.”
    Jericho grinste. „Na, dem hast du es aber gegeben, Grandmere.”
    „Danke, mein Junge. Ich bin froh, dass es dir gefallen hat.”
    Die Zuschauer beruhigten sich. Im Saal wurde es still. Der Dirigent, ein junger, gut aussehender Mann, trat vor das Orchester. Er verbeugte sich nach rechts und links und sah dann Letitia lächelnd an. „Mit Ihrer Erlaubnis können wir wohl jetzt anfangen?”
    „Ich bitte darum, Daniel.”
    „Danke.” Er drehte sich um und hob den Taktstock.

12. KAPITEL
    Das renovierte Herrenhaus Lady’s Hall erglänzte in weihnachtlichem Schmuck. Es verband den Charme der alten Südstaatenpracht mit dem Komfort der Moderne.
    In der Kurve der eleganten Freitreppe, die von der Halle aus in das obere Stockwerk führte, stand eine riesige Tanne, prächtig geschmückt. Das ganze Haus war geschmackvoll dekoriert. In Ecken und Erkern standen große Vasen, gefüllt mit Tannenzweigen, Stechpalmen und weißen Eosen. Ein süßer und doch frischer Duft erfüllte die Räume.
    Im Esszimmer war eine lange Tafel gedeckt, mit glänzenden Silberbestecken und funkelnden Kristallgläsern. Alles war bereit für einen exquisiten Mitternachtsimbiss für Marias Gäste.
    Mit dem Haus und seiner Dekoration hatte Eden ihr Meisterstück abgeliefert. Die Tafel und die Gedecke waren Cullens Werk.
    „Es ist wunderschön.” Mit großen Augen wie ein Kind im Wunderland hatte Maria das ganze Haus besichtigt und die eleganten Dekorationen bewundert. „Ich habe bisher nie gewusst, wie schön es ist.”
    „Ja, es passt zu dieser schönen Zeit”, sagte Jericho und zog Marias Hand an die Lippen, „und zu der schönen großzügigen Frau, die ganz Belle Terre fehlen wird.”
    „Nicht.” Sie schüttelte heftig den Kopf, so dass sich ein paar Strähnchen lösten. „Wir wollen nicht an morgen denken.”
    „Gut, wenn dir das lieber ist”, sagte Jericho mit einem Lächeln, das ihm nicht ganz gelang. „Wir stellen uns einfach vor, dass die Zeit stehen geblieben ist und es kein Morgen gibt.”
    Aber es gab ein Morgen und ein Übermorgen. Weihnachten würde vorbeigehen, und Maria würde die Stadt verlassen. Aber diesmal würde es anders sein. Sie hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, weil Marias Entscheidung so überraschend gekommen war, aber er wusste, sie würden in Kontakt bleiben.
    Und sich immer wieder einbilden, dass die Zeit stehen blieb.
    Früher wäre er mit ihr bis ans Ende der Welt gegangen. Aber das konnte er jetzt nicht mehr.
    Er blickte zu den beiden Frauen hinüber, denen er alles verdankte. Letitia Rivers. Solz, mutig, geradeheraus, und doch machte sich ihr Alter sehr bemerkbar. Seine Mutter, die jeden Tag Schmerzen hatte, wenn sie es auch tapfer verbarg. Sie würden ihn nicht festhalten, das wusste er. Aber sie brauchten ihn, jetzt schon und in Zukunft immer mehr.
    „Ich will
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