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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery
Autoren: Megan Kelley Hall
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einfallen lassen, wenn die Nachbarn es am nächsten Tag gewagt hatten, sie auf den Lärm anzusprechen. Trotzdem war es ihr nicht gelungen, ihre Familie vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Und nun existierte Malcolm in Maddies bruchstückhaften Erinnerungen an ihre frühe Kindheit nur noch als ständig betrunkener Choleriker.
    Â»Es ist gut, dass er weg ist«, antwortete Tess meistens, wenn Maddie sie nach ihrem Vater fragte. »Wenn er mit dir den gleichen Mist angestellt hätte wie mit deiner Mutter, würde er die Radieschen schon längst von unten betrachten, das kannst du mir glauben.« Maddie liebte es, wenn ihre zarte, zerbrechliche Großmutter ihr erzählte, was sie alles getan hätte, um sie vor ihrem gewalttätigen Vater zu beschützen. Abigail sorgte sich dagegen lediglich darum, ob in der Stadt über sie getratscht wurde. Sie hielt ihre prekäre finanzielle Lage streng geheim und wachte darüber wie über eine eiternde Entzündung, von der niemand wissen sollte. Dass sie aus einer wohlhabenden Hafenstadt nördlich von Boston hierhergezogen waren und einen so prestigeträchtigen Namen wie »Crane« trugen, hatte es leicht gemacht, den Schein zu wahren. Und Abigail sorgte dafür, dass sich daran nichts änderte.

    Vor ihren Freundinnen - besonders vor Kate - hatte Maddie die Coole gespielt, doch in Wirklichkeit konnte sie die Ankunft von Rebecca und Cordelia kaum erwarten. Als sie auf das Haus zuging, kam Abigail gerade schmollend zur Tür heraus, ihre dünnen braunen Haare zu einem strengen Dutt zusammengebunden und ihr langes Gesicht zur üblichen sauertöpfischen
Grimasse verzogen. Tess, die ihr gefolgt war, strahlte hingegen übers ganze Gesicht.
    Â»Und? Sind sie schon da?«, fragte Maddie ihre Mutter aufgeregt.
    Abigails Körper versteifte sich. Ihre Schulterblätter zuckten unter ihrem Leinenträgerkleid. Sie stand kerzengerade, das Kreuz durchgedrückt, den Kopf hoch erhoben.
    Â»Mach, dass du endlich reinkommst«, knurrte Abigail Crane. »Ja. Unsere Gäste sind schon da.« Es war nicht zu überhören, dass sie hoffte, ihr Aufenthalt wäre nur von begrenzter Dauer. Eine Hoffnung, die nicht ganz unbegründet war, denn Maddie wusste aus Erzählungen, dass Rebecca selten lange an einem Ort blieb. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es dieses Mal anders sein würde, und hoffte, dass ihre Ahnung sich bestätigte.
    Maddie schob sich an ihrer Mutter vorbei und schlang die Arme um ihre zarte Großmutter. »Hi, Grams! Dann sind sie also wirklich schon da? Ich kann es kaum glauben! Freust du dich?«
    Â»Und wie«, sagte Tess so freudestrahlend, dass die Falten in ihrem Gesicht sich noch ein paar Millimeter tiefer in ihre Haut gruben. Sie fühlte sich so klein und fragil an wie die Porzellanpuppen, die Maddie als Kind von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Sie hatte sie nur anschauen, aber niemals anfassen dürfen. »Alle meine Mädchen wieder unter einem Dach vereint. Das ist einfach zu schön!«
    Â»Trödel nicht herum«, schalt Abigail ihre Tochter, ohne ihre Mutter zu beachten. »Du weißt, dass wir bei den Hamiltons auf eine Grillparty eingeladen sind, und ich möchte, dass ich mich mit dir sehen lassen kann.« Sie musterte ihre Tochter missbilligend von Kopf bis Fuß und fügte dann seufzend hinzu: »Versuch wenigstens, das bisschen aus dir rauszuholen, das du hast. Und keine Sorge, sie werden nicht mitkommen.«

    Maddie folgte dem Blick ihrer Mutter, der zum Fenster des Gästezimmers hochgewandert war, und sah hinter der Scheibe flüchtig das blasse Gesicht eines Mädchens. In dem Moment, in dem sich ihre Blicke kreuzten, trat das rothaarige Mädchen so hastig vom Fenster zurück, dass die Vorhänge leicht vor- und zurückschwangen.
    Tess deutete mit einem Nicken auf das Haus. »Rebecca ist auf dem Bauernmarkt, um etwas fürs Abendessen zu besorgen«, sagte sie. »Aber Cordelia ist oben im Gästezimmer. Ich freue mich, dass du zur Abwechslung mal ein paar richtige Menschen kennenlernst, statt immer nur mit diesen eingebildeten Mädchen zu tun zu haben, wie deine Mutter es gerne sieht.«
    Maddies Mutter hob resigniert die Hände und stürmte ins Haus zurück.
    Auch wenn Abigail ständig betonte, dass diese Mädchen die »richtigen« Freundinnen für Maddie waren - weil sie nicht nur ihr, sondern der ganzen Familie den
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