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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber
Autoren: Jason Dark
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Masken, es hing auch damit zusammen, daß ich hier mitten in London etwas Fremdartiges vorfand, das eigentlich einige tausend Meilen entfernt hingehört hätten.
    Und wieder dachte ich an den toten Munro. Er war nach Indien gefahren und hatte dort die alte Palmbibliothek gefunden. Daß ihm dies überhaupt gelungen war, setzt schon ein gewisses Wissen voraus. Er mußte es sich durch Lesen und auch Sammeln gewisser Kunstgegenstände angeeignet haben.
    Ich ging tiefer hinein in diesen grabkammerähnlichen Raum, in dem die Luft sehr schlecht war, der aber hin und wieder besucht wurde, denn welchen Sinn hätten sonst die auf einem Tablett stehenden Kerzen haben sollen? Zudem zeigten sie allesamt angeschwärzte Dochte. Hierher zog sich ein Indien-Liebhaber zurück, der voll und ganz in der Mythologie und Mystik dieses Landes aufging. Davon hatte mir Craig Munro nichts gesagt, daß er sich dermaßen intensiv mit dem Kontinent beschäftigte.
    Bisher hatte ich die Geräusche allein produziert, selbst beim Herumdrehen konnte ich dem Schaben lauschen. Das ändert sich allerdings. Vom Eingang her vernahm ich ein leises Schleifen. Mich durchfuhr der heiße Schreck, weil ich im ersten Augenblick daran dachte, daß jemand die Tür zugeschlagen haben könnte und ich in der Falle saß.
    Mit der noch leuchtenden Lampe in der Hand fuhr ich herum und strahlte die Stufen hoch.
    Und da stand sie. Sie erinnerte mich an einen Geist, an ein Gespenst, denn sie trug ein langes, weit geschnittenes und sehr helles Kleid. Mir war die Frau unbekannt, aber ich ahnte schon, daß es sich nur um die Hausherrin handeln konnte.
    Ich sagte kein Wort, auch sie sprach nicht. Aber sie kam näher und schritt mit anmutigen und mir schwebend vorkommenden Bewegungen die Treppe hinab.
    Diesmal schaffte sie es, die Distanz fast lautlos zu verkürzen. Allmählich geriet auch der Umriß ihres Gesichtes in den Lichtschein. Obwohl ich sie blendete, zwinkerte sie nicht einmal mit den Augen. Die Frau schien eine Maske zu tragen, und ich senkte die kleine Leuchte, so daß der Strahl nur die Treppe erwischte.
    Wortlos kam sie auf mich zu. Ich trat einen Schritt zur Seite, um die Frau vorbeizulassen.
    In den letzten Sekunden war mir genügend Zeit geblieben, die Person zu beobachten. Ich hatte im Laufe der Jahre schon zahlreiche Frauen kennengelernt — faszinierend auf der einen, aber auch furchtbare Geschöpfe auf der anderen Seite.
    Diese hier paßte in kein Raster hinein. Sie war einfach anders, und das spürte ich.
    Ihr Gesicht wirkte wie eine Plastik. Es war sehr hell, beinahe faltenlos. Neben dem Mundwinkel zeichneten sich die Andeutungen zweier Grübchen ab.
    Das Haar der Frau zeigte eine pechschwarze Farbe. Selbst das Gefieder eines Raben hatte nicht dunkler sein können, und die gleiche Farbe wiederholte sich in ihren Augen. Obwohl sie eine Weiße war, kam sie mir doch irgendwo fremdartig vor. Sie besaß keine asiatischen Gesichtszüge, wie es bei Chinesen oder Japanern der Fall war, für meinen Geschmack wirkte sie trotz ihrer hellen Haut eher wie eine Orientalin.
    Jedenfalls war sie eine ungewöhnliche Erscheinung und führte sich allein durch ihre sicheren Bewegungen so auf, als wäre sie hier die Herrin der Grabstätte.
    Beide hatten wir Erklärungen abzugeben, ich eher als sie, aber ich wartete noch.
    Die Frau schaute sich um, als wolle sie herausfinden, ob ich der einzige war.
    Das bestätigte ich ihr. »Ich bin allein gekommen.«
    Die Frau seufzte und drehte den Kopf. Unsere Blicke trafen sich. Sie holte laut durch die Nase Luft. »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Und wer hat Sie hier hereingelassen?«
    »Die Tür war nicht verschlossen.«
    »Ah so.«
    Ich wußte noch immer nicht, wer sie war und fragte sie deshalb nach ihrem Namen.
    Bevor sie mir eine Antwort gab, setzte sie sich in Bewegung und schritt dicht an den Wänden vorbei, die Blicke dabei direkt auf die Bilderund Masken gerichtet. Sie kam mir vor wie eine Frau, die erst jetzt alles genau sah.
    »Ich gehöre hierher. Ich bin Sira.« Ein ungewöhnlicher Name, wobei ich zugeben mußte, daß er zu ihr paßte.
    »Kann ich auch Mrs. Munro zu Ihnen sagen?«
    Sie nickte. »Ja, das können Sic.«
    Ich überlegte. Wußte sie, daß ihr Mann nicht mehr lebte? Konnte ich ihr das einfach so sagen? Wenn ja, war sie stark genug, um diese Nachricht zu verkraften? Oder hatte sie bereits meine Kollegen gesehen und bewußt nicht geöffnet?
    Deshalb gab ich eine sehr vorsichtige Antwort. »Ich
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