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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber
Autoren: Jason Dark
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vergessen oder nicht beachtet. Etwa drei Schritte seitlich von der Oldtimer-Garage blieb ich stehen, und mein Blick floß über das große Grundstück hinweg.
    Zur rückwärtigen Grenze hin verdichtete sich der Bewuchs noch mehr, als wollte er irgendwelchen Nachbarn bewußt den Einblick verwehren, wobei man davor keine Furcht zu haben brauchte, bei dieser gewaltigen Größe. Zwischen dem dunklen Grün der Sträucher und den ersten herbstlich gefärbten Blättern schimmerte in einem rötlichen Braun etwas Hohes, womit ich im ersten Augenblick nicht zurechtkam, weil es einfach nicht dazu paßte.
    Bis ich auf den Trichter kam, daß es sich nur um ein Haus handeln konnte. Möglicherweise um einen alten Pavillon oder ein Gartenhaus aus Stein. Wenn ich schon einmal hier war, wollte ich es mir auch aus der Nähe anschauen.
    Ich schritt über den weichen Rasen, der schon einen Golfplatz-Schnitt zeigte. Es tat mir direkt leid, die Halme zu knicken. Der Zweck heiligte die Mittel, und schon bald konnte ich erkennen, daß es sich tatsächlich um einen kleinen Bau handelte, der mich persönlich allerdings mehr an eine Grabstätte erinnerte.
    Es gibt ja Menschen, die sich ein privates Mausoleum auf das Grundstück setzten. Wenn es sich bei diesem Bau tatsächlich darum handelte, war es sehr schlicht gehalten und erinnerte mich an einen auf die Seite gekippten Schuhkarton, gegen dessen Schmalseite ich schaute und eine Tür sah, die nicht geschlossen war. Durch einen entsprechenden Spalt konnte Tageslicht in die Düsternis des Baus dringen.
    Die Tür sah prächtig aus. Sie bestand aus grauem Granitstein mit Eisenbeschlägen, und ein ebenfalls aus Metall gefertigter Ring diente als Türöffner.
    Meine Neugier wuchs. Ich hatte die Tür sehr schnell erreicht und mußte den Ring mit beiden Händen umfassen, damit ich den schweren Eingang überhaupt aufziehen konnte.
    Kein Knarren oder Quietschen erreichte meine Ohren. Wenn immer es Angeln gab, sie waren jedenfalls gut gepflegt oder gut geölt worden. So erweiterte ich die Öffnung und spürte auch den kühlen Luftstrom, der mir aus der Tiefe entgegenfloß.
    Kühl - modrig?
    Nicht, daß mein Herz schneller geklopft hätte, ein wenig seltsam war mir schon zumute, denn vor mir lag eine Treppe, die genau die Breite dieses Gebildes aufwies.
    Sie führte in die Tiefe, und sie verschwand allmählich in der trüben Finsternis.
    Ich wollte nicht ohne Licht in das dunkle Maul hineinsteigen und holte eine kleine Leuchte hervor. Daß sich Craig Munro auf seinem Grundstück einen derartigen Bau hingestellt hatte, war für mich ein Rätsel. Waren hier tatsächlich Menschen begraben?
    Die Stufen sahen zwar blank aus, waren aber nicht ohne Schmutz, der unter dem Druck meiner Sohlen zerknirschte. Ich hörte nichts aus der Tiefe. Sie blieb ein unheimlicher Schlund, in den nur der scharfe Strahl der Halogenleuchte hineinstach.
    Staub durchzitterte ihn. Höher, schon fast unter der Decke warfen dünne Spinnweben silbrige Reflexe. Die Feuchtigkeit hatte das Gestein von innen her blank gemacht, der Geruch war moosig, aber ich entdeckte keinen Sarg in dem Freiraum, der hinter der Treppe begann. Vor der untersten Stufe blieb ich stehen, kam mir sehr allein vor und ließ die Lampe kreisen.
    Der Kreis wanderte über die Wände dieses unterirdischen Bauwerks. Erschreckend grell starrten mich fratzenhafte Gesichter oder Masken an, wenn sie aus der Finsternis gerissen wurden. Es waren Gesichter, zu denen ich keine Beziehungen hatte, denn diese Masken gehörten keineswegs zum europäischen Kulturkreis.
    Ich wußte aus eigener Erfahrung, daß sie mehr im fernen Asien anzusiedeln waren, wobei mir automatisch der Subkontinent Indien einfiel.
    Ich sah aber auch Bilder und erkannte den Gott Wischnu, der mit seiner Gemahlin Lakschmi auf dem Rücken des Adlers Garuda saß und von zwei Irdischen begrüßt wurde.
    Mein Hals wurde trocken, denn an Garuda erinnerte ich mich sehr deutlich. Ihn hatte ich schon mehrmals erlebt, wußte, daß es ihn gab, und daß er mir nicht feindlich gegenüberstand.
    Andere Masken sahen aus wie Zerrbilder von Göttern, dann entdeckte ich wieder ein neues Bild, das einen Gott zeigte, der einen riesigen Elefantenkopf besaß, sogar sehr freundlich blickte und seinen Rüssel geschwungen hatte wie einen Gartenschlauch. Auf den Namen kam ich nicht, wußte aber, daß es sich bei ihm um den Gott des Wohlstands handelte.
    Diese Umgebung berührte mich seltsam. Es lag nicht allein an den Bildern und
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