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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Hause. Auch Sie müssen diese alten Bande heilig halten. Sie werden nicht das Herz haben, die Eintracht, in der wir bisher lebten, zu zerstören!«
    »Und ich Ahnungsloser, davon habe ich nichts gewußt. Ich muß Ihnen gestehen, dieser barfüßige Adel will mir nicht recht in den Sinn. – Bei uns ist Bauer eben Bauer. Die Adligen sind aus angesehener Familie, die nicht zu zweien das Roß besteigen. Bei Gott! Solche Habenichtse sollten sich nicht mit denen von Kmicic' und Billewicz' vergleichen, ebensowenig wie der Gründling mit dem Hecht, obwohl beide Fische sind.«
    »Großvater sagte: »Reichtum bedeutet nichts im Vergleich zur Ehrlichkeit.« Und es sind alles würdige Leute. Großvater hätte sie sonst nicht zu meinen Vormündern bestellt.«
    Pan Andreas riß vor Erstaunen die Augen weit auf.
    »Die – hat der Großvater zu Ihren Vormündern ernannt!? – Die ganze Laudaer Schlachta?«
    »Ja, und Sie haben durchaus keine Ursache, verdrießlich zu sein; des Verstorbenen Wille ist Gesetz. – Ich wundere mich nur, daß Ihnen die Boten dies nicht gesagt haben.«
    »Ich würde sie! – Aber nein, es kann ja nicht sein; es gibt doch hier viele Adlige, und sie alle sollten Ihre Berater sein! Vielleicht der ganze Landtag auch! Und sie werden über mich zu Gericht sitzen, ob ich ihnen recht bin oder nicht. Ei, scherzen Sie nicht, Panna! Das Blut siedet in mir!«
    »Pan Andreas, ich scherze nicht. Was ich sage, ist heilige, aufrichtige Wahrheit! Sie werden Ihretwegen nicht den Landtag einberufen, und wenn Sie sie nicht durch Ihren Stolz verletzen, so werden Sie zugleich ihnen und mir einen Gefallen tun. Sie und ich, wir werden Ihnen unser Leben lang dankbar sein.«
    Ihre Stimme zitterte, ihre Brauen waren hochgezogen.
    Er brach nicht in Zorn aus, obwohl es auf seinem Gesicht verräterisch zuckte. Schließlich sagte er hochmütigen Tones:
    »Das habe ich nicht erwartet. Ich achte den Willen des Seligen, aber ich meine, der Herr Kammerherr hat diesen verbauerten Adel nur bis zu meiner Ankunft zu Ihren Vormündern bestimmt. Sobald mein Fuß aber diese Schwelle betreten hat, wird niemand außer mir Ihr Vormund sein. – Nicht nur diese Habenichtse, selbst die Fürsten Radziwill haben hier nichts zu suchen.«
    Panna Alexandra wurde ernst; nach kurzem Schweigen sagte sie:
    »Es ist nicht schön, daß Sie so hochmütig sind. – Ich sehe hier nur einen Weg: entweder Sie erkennen Großvaters Vermächtnis bedingungslos an, oder sie verwerfen es ganz, einen anderen Weg gibt es nicht! Die Laudaer werden sich Ihnen nicht aufdrängen. Es sind gute, ruhige Leute, die Ihnen nicht zur Last fallen werden. Ich denke, diese Vormundschaft wird uns nie bedrücken.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Es ist wahr, die Hochzeit wird ja alledem ein Ende machen. Hier gibt's nichts zu streiten. Sie sollen mir nur nicht in die Quere kommen; denn ich schwöre, ich werde mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Gestatten Sie mir nur, die Hochzeit zu bestimmen, das wird das beste sein.«
    »Während der Trauerzeit paßt es sich nicht, darüber zu sprechen.«
    »Und werde ich noch lange warten müssen?«
    »Großvater bestimmte selbst nicht mehr als ein halbes Jahr.«
    »Bis dahin werde ich wie ein Holzspan verdorren. Nehmen Sie es mir nur nicht übel, Panna. Sie sehen mich so streng an wie der Richter den Angeklagten. Meine Königin, was kann ich dafür, daß meine Natur so ist! Bin ich auf jemand böse, so möchte ich ihn in Stücke zerreißen, nachher freilich möchte ich ihn auch wieder zusammenflicken.«
    »Es muß schrecklich sein, mit so einem Menschen Seite an Seite zu leben,« sagte Alexandra heiter.
    »Auf Ihre Gesundheit, Panna! Guter Wein und ein Degen sind doch das schönste auf der Welt! Warum sollte es schrecklich sein, mit mir zu leben? Ihre schönen Augen werden mich zu Ihrem Sklaven machen, mich, der sich nie einer fremden Macht gebeugt hat. Reichen Sie mir Ihre Hand, holde Schönheit; ich schwöre, Sie sind mir stark ans Herz gewachsen. – Wer weiß, ob ich den Weg nach Lubicz finden werde?«
    »So werde ich Ihnen einen Führer mitgeben.«
    »O, ich werde auch so hinkommen. Ich bin gewöhnt, nachts umherzuirren. Auch habe ich einen kleinen Jungen aus Poniewiez mit, der muß den Weg kennen. Und dann erwartet mich Pan Kokosinski mit der ganzen Gesellschaft. – Eine feine Familie – die Kokosinskis, – Er ist seiner Ehren verlustig gesprochen, weil er das Haus von Pan Orniszewski ansteckte, seine Tochter entführte und die
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