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Sinnliches Spiel auf Antigua

Sinnliches Spiel auf Antigua

Titel: Sinnliches Spiel auf Antigua
Autoren: Janice Maynard
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soll, muss ich zwei Dinge klarstellen. Erstens wird es Zeit, dass wir uns duzen. Einverstanden?“
    Sie wurde rot. „Ja. Und zweitens?“
    Er beugte sich vor und küsste sie auf ein Ohr. „Deine kleinen süßen Ohren sind wunderschön. Und wenn noch einmal jemand eine dumme Bemerkung darüber macht, dann schicke ihn zu mir. Dem werde ich was erzählen.“
    Schnell stand sie auf und wandte sich ab. „Ich wusste gar nicht, dass ich einen edlen Ritter engagiert habe.“
    Als er sah, wie sie sich hastig mit dem Handrücken über die Wangen strich, empfand er tiefes Mitleid. Er kannte das Gefühl, immer im Mittelpunkt zu stehen, alle Augen auf sich zu ziehen und von wildfremden Menschen abgeurteilt zu werden. In seinem letzten Studienjahr war herausgekommen, dass er zu den Wolffs gehörte. Viele Studienkollegen, mit denen er bis dahin freundschaftlich zusammengearbeitet hatte, betrachteten ihn plötzlich mit Misstrauen, manche sogar mit Neid. Schlagartig war er ein Außenseiter. Jeder wusste, was den Wolffs zugestoßen war, und einige fühlten mit ihm. Doch die meisten wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben und mieden ihn.
    Er trat neben Ariel an das Spülbecken und nahm ihr einen Teller aus der Hand, den sie gerade in die Spülmaschine stellen wollte. „Lass das.“
    Störrisch schüttelte sie den Kopf. „Man hat mir beigebracht, hinterher alles aufzuräumen.“
    „Das mag ja sein.“ Er stellte den Teller ab. „Aber es gibt hier genügend Leute, die sich darum kümmern können. Du bist erschöpft, das sehe ich dir an. Nimm ein Bad, und mach es dir dann im Bett gemütlich. Lies ein Buch, ruf deine Mutter an, was immer du willst.“
    Es fiel ihr schwer, diese Ratschläge anzunehmen, die sie als Anweisungen verstand. Das war ihr anzusehen. Aber schließlich gab sie nach. „Danke für deine Gastfreundschaft“, sagte sie etwas steif. „Bist du hier, wenn ich morgen Vormittag das Haus verlasse?“
    „Ja. Wann geht deine Maschine?“
    „Am Nachmittag.“ Mit einem Mal war das Gefühl von Nähe verschwunden, das eben noch spürbar gewesen war. Zwei Fremde standen sich gegenüber.
    Er folgte ihr bis zu ihrem Zimmer und blieb in der Tür stehen. „Brauchst du noch irgendetwas?“
    „Nein, danke.“ Neben dem Bett blieb sie stehen. „Gute Nacht, Doc.“ Ihr Lächeln fiel reichlich verloren aus.
    „Gute Nacht, Ariel.“ Er musste sich zwingen, zurückzutreten und die Tür fest zuzuziehen.
    Ariel war noch nicht müde, denn nach kalifornischer Zeit war es erst früher Abend. Offensichtlich hatte Jacob Wolff sie loswerden wollen.
    Sie putzte sich die Zähne und zog sich ihr kurzes seidenes Nachthemd über. Dann kroch sie ins Bett und stellte den Fernseher an. Doch sie fand nichts, was sie interessierte. Auf zwei Kanälen liefen ihre eigenen Filme. Schrecklich! Sie hasste es, sich selbst auf der Leinwand zu sehen.
    Das neue Drehbuch lag in ihrer Tasche, aber sie hatte es bereits mehrfach gelesen. Außerdem blieb dafür noch die ganze nächste Woche Zeit. Und nach einem langen Telefongespräch mit ihrer Mutter war sie immer noch hellwach. Was nun?
    Sie stand auf und holte ihre Laufschuhe und ein Paar warme Socken aus der Reisetasche. Schnell zog sie das Nachthemd aus und Jeans und Pulli von vorhin wieder an. Dann noch Schuhe und Socken, und sie war bereit, die Umgebung zu erforschen. Vorsichtig schob sie die große Glastür auf, die auf eine ebenerdige Terrasse hinausging. Auf keinen Fall wollte sie Jacob wecken, der sicher schon fest schlief. Auf Zehenspitzen trat sie hinaus und holte tief Luft. Es duftete nach Wald und Erde.
    Glücklicherweise hatte sie einen guten Ortssinn. Zum Haupthaus wollte sie nicht gehen. Die Gefahr, dass sie jemand sah, war zu groß. Stattdessen folgte sie einem Weg in den Wald hinein, der steiler und steiler wurde, bis sie schließlich ins Freie trat. Und nicht nur das. Gerade noch rechtzeitig erkannte sie, dass sie unmittelbar vor einem Abgrund stand. Der Atem stockte ihr, und sie griff schnell nach hinten, um sich an einem Baum festzuhalten. Über ihr wölbte sich der sternklare Nachthimmel. Es war unglaublich schön. Um sie herum raschelte und zirpte es. Offenbar waren alle möglichen Tiere unterwegs, die Ariel nicht sehen, sondern nur hören konnte. Aber sie hatte keine Angst. Im Gegenteil, sie fühlte sich eins mit der Natur, war nur eine Kreatur unter anderen, die die dunkle Nacht genoss. Zeit war plötzlich ohne Bedeutung.
    Tief sog Ariel die klare Luft ein und empfand plötzlich ein
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