Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
durchbohren. „Alter! Du hast meine Sachen verknittert.“
    Wenigstens waren sie wieder bei „Alter“ statt bei „Tiger“. Offenbar hatte der Krieger keine Ahnung, wie gefährlich Koldos Stimmung im Moment war. Mit jedem Schritt, den er sich von dem Mädchen entfernte, verfinsterte sich seine Laune. „Was spielt das für eine Rolle? Wir sollen uns in die Schlacht stürzen, nicht die aktuelle Mode der Himmelreiche präsentieren.“
    „Ach, echt. Aber ein Kerl muss sich nun mal von seiner besten Seite zeigen, egal zu welchem Anlass.“ In diesem Moment schob ein Pfleger einen Wagen vorbei, auf dem sich Krankenhausessen stapelte, und fesselte Axels Aufmerksamkeit. Augenblicklich trabte er hinterher, ein entzücktes Lächeln auf dem Gesicht. „Ich rieche Pudding!“
    Wie großartig. Da bin ich doch tatsächlich an den einzigen geflügelten Krieger mit ADS gebunden.
    Der Spaß hatte ein Ende, sobald Koldo und Axel den gesuchten Dämon im Visier hatten. Der Mensch, den die Kreatur quälte, war ans Bett gefesselt und stand zudem unter Medikamenteneinfluss, wenn Koldo den Sabberfaden richtig deutete, der ihm aus dem Mundwinkel hing.
    Zu seiner Rechten hing ein Slecht in der Luft und wisperte ihm einen abscheulichen Fluch nach dem anderen ins Ohr.
    „V-verschwinde“, brachte der Mann röchelnd hervor. Den Dämon konnte er sehen, nicht aber Axel und Koldo. „Lass mich in Ruhe!“ Je länger er sprach, desto stärker wurde er … aber noch nicht stark genug.
    Man kann keinen Drachen töten, wenn man nicht vorher gelernt hat, wie man einen Bären erlegt.
    Axel überrumpelte Koldo, indem er ohne ein Wort vorstürmte, wobei er die Flügel explosionsartig ausbreitete. Dem Dämon blieb gerade genug Zeit, um zu ihm aufzusehen und entsetzt zu japsen, bevor der Krieger ein Paar zweischneidige Schwerter aus einer Luftfalte zog und zuschlug.
    Die Schwerter waren ein Geschenk des Höchsten, das jedem Gesandten verehrt wurde. Axel kreuzte die Handgelenke und bildete eine höchst effiziente Schere, die in weniger als einem Herzschlag den Kopf des Dämons von seinem Körper trennte. Mit einem dumpfen Geräusch plumpsten die Teile zu Boden und lösten sich sofort in Asche auf.
    Unbewusst hatte Koldo erwartet, er würde den Löwenanteil bei diesem Kampf übernehmen. So war es … war es …
    Unfair.
    Der Mensch sackte auf dem Bett zusammen, sein Kopf rollte zur Seite. „Weg“, seufzte er erleichtert. „Er ist weg.“ Seine Augen schlossen sich, und er sank in den vermutlich ersten friedlichen Schlaf seit Monaten.
    Axel warf die schwarz verschmierten Waffen zurück in die Luftfalte. „Verflixt, das wollte ich doch nicht mehr machen.“
    Nicht mehr? „Du hast schon mal so schnell getötet?“
    „Äh, ja … Jedes Mal. Dabei würde ich gern wenigstens ein einziges Mal meinen Gegner nur verletzen und noch ein bisschen tänzeln und ein paar Paraden einbauen, bevor ich ihm den Todesstoß versetze. Also, bis dann.“ Und damit flog Axel durch dieDecke und verschwand aus Koldos Sicht.
    Der Mann war mindestens so verkorkst wie Koldo. Kein Wunder, dass Axel in Zacharels Armee versetzt worden war.
    Wie haarscharf stand er tatsächlich davor, zu fallen?
    So dicht wie Koldo?
    Geh nach Hause.
    Ein guter Rat, und, Wunder über Wunder, er war seinem eigenen Hirn entsprungen. Und er wollte ihn befolgen. Das wollte er wirklich. Aber ein einziger Gedanke hielt ihn davon ab. Die Rothaarige. Er wollte sie sehen. Von Neuem spannten sich all seine Muskeln an, als Koldo sich zurück in das Krankenzimmer der Blondine teleportierte.
    Bloß dass der Rotschopf nicht mehr hier war.
    Zuerst traf ihn die Enttäuschung, dann eine weitere Woge der Frustration und Wut.
    Er versetzte sich in seine Wohnstatt, versteckt in den Klippen an der Küste Südafrikas. Beamen nannte man das. Er hatte eine Menge über sich und seine Fähigkeiten gelernt, seit er vor all den Jahrhunderten mitten im Camp seines Vaters ausgesetzt worden war.
    Um zu überleben, tut ein Mann so gut wie alles, Kleiner. Und das werde ich dir beweisen.
    Die Worte seines Vaters – und ja, Nox hatte seine Aussage tatsächlich bewiesen.
    Mit einem Mal brachen Frust und Zorn sich Bahn, und er brüllte auf. Er rammte die Fäuste gegen die Felswände, wieder und wieder, bis seine Knöchel blutüberströmt waren, seine Knochen genauso zersplittert wie das Gestein. Jeder Schlag war die Manifestation einer jahrhundertealten Wut, einer seelenzerfetzenden Qual, die niemals verschwunden war. Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher