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Sinnlicher Maskenball in Venedig

Sinnlicher Maskenball in Venedig

Titel: Sinnlicher Maskenball in Venedig
Autoren: Lynn Raye Harris
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sicher vor diesem Mann.
    Sie hatte keine Ahnung, wozu er fähig war. Aber Tina spürte seinen Hass und seine Wut. Und das machte ihr Angst. Er war nicht mehr der Mensch, den sie damals als Teenager so angehimmelt hatte.
    „Vielen Dank für das Mittagessen“, murmelte sie schließlich und stieß ihren Stuhl zurück. „Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.“
    Nico warf ihr einen fast trägen Blick zu. Sie wusste genau, was das bedeutete. Er war wie eine Wildkatze, die sich in der Sonne aalte und innerhalb von Sekunden aufspringen konnte, um eine Gazelle zu reißen.
    „Du gehst nirgendwohin, Valentina.“
    Nico sprach sanft. Aber sie wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Er spielte mit ihr.
    Stolz hob sie das Kinn. „Du kannst mich nicht davon abhalten zu gehen.“
    Er warf ihr einen gelangweilten Blick zu. „Ich habe es bereits getan“, erklärte er und winkte dem Ober.
    Tina holte tief Luft und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Sie war schließlich nicht Nicos Gefangene. Er konnte sie nicht aufhalten, wenn sie wegwollte.
    Wortlos griff sie nach ihrer Handtasche und strebte auf den Ausgang zu, angestrengt bemüht, langsam zu gehen. Nico rief ihr weder nach, noch kam er hinterher. Als sie durch die Tür in das helle Sonnenlicht trat, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Ohne zu überlegen, in welche Richtung sie musste, lief sie los. Es war ihr egal, solange Nico ihr nur nicht folgte. Dieses Mal würde sie ihm entkommen. Sie würde sich einfach unter die Menschenmenge mischen und untertauchen.
    Während sie durch die kopfsteingepflasterten Straßen lief, vorbei an den unzähligen Touristen, murmelte sie immer wieder vor sich hin, dass sie Nico schließlich nicht gehörte. Autos hupten, Männer pfiffen ihr hinterher. Tina kümmerte das alles nicht.
    Außerdem lebten sie nicht mehr im Mittelalter. Frauen zogen andauernd Kinder allein groß. Sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben. Und erst recht nicht diesen. Er konnte sie zu nichts zwingen, was sie nicht wollte.
    Je weiter sie ging, desto mehr Menschen bevölkerten die Bürgersteige der kleinen Gassen. Schließlich hörte sie Wasser rauschen. Noch einige Schritte, und sie stand vor dem berühmten Trevi-Brunnen. Das Herz wurde ihr schwer, als sie sich umsah und überall lachende Menschen um sich herum sah. Vor ihr stand ein junges Pärchen, das gemeinsam eine Münze in das Wasser warf.
    Instinktiv begann Tina, in ihrer Tasche zu wühlen, bis sie ebenfalls eine Münze in der Hand hatte. Dann schloss sie die Augen, wünschte sich etwas und warf sie ins Wasser.
    Sie hatte sich gewünscht, dass Nico sie in Ruhe ließ. Und dass Renzo niemals herausfand, wer der Vater ihres Kindes war.
    Zu spät, sagte eine innere Stimme. Dann hättest du es ihm nicht sagen dürfen.
    Gedankenverloren starrte sie ins Wasser, bevor sie langsam die Stufen hinaufging, die hoch zur Straße führten. Oben angekommen, blieb sie abrupt stehen, als sie sah, wer sie dort erwartete.
    So viel also zum Thema Wünschen.
    Mit den Händen in den Taschen lehnte er lässig an einer Mauer. Tina spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Überrascht stellte sie fest, dass Nico trotz seiner Lässigkeit einsam und verloren wirkte.
    Das konnte eigentlich gar nicht sein. Niccolo Gavretti war nicht der Typ Mann, der jemals einsam war. Er war reich, berühmt und gut aussehend. Und wie sie aus Erfahrung wusste, war er ein fantastischer Liebhaber.
    Er konnte also nicht einsam sein.
    Am liebsten wäre sie einfach an ihm vorbeigeeilt, doch als sie sich ihm näherte, stieß er sich von der Mauer ab und baute sich vor ihr auf.
    „Ich habe einen Termin beim Frauenarzt für dich vereinbart“, erklärte er.
    Tina seufzte. Es hatte keinen Sinn, vor ihm wegzulaufen. Sie würde ihm nicht entkommen. Genauso wenig hatte es Sinn, gegen ihn anzukämpfen. Er würde sie immer wieder aufs Neue besiegen. So hatte sie sich die Beziehung zum Vater ihres Kindes eigentlich nicht vorgestellt.
    Widerstandslos ließ sie sich von ihm zu dem dunklen Mercedes führen, der auf der Straße auf sie wartete. Der Fahrer stieg aus und öffnete ihnen die Tür.
    Während der Wagen sich einen Weg durch die Innenstadt Roms bahnte, war es im hinteren Bereich des Innenraums durch die Trennscheibe ganz still.
    „Vielleicht könntest du mir jetzt kurz deine Narbe zeigen“, forderte Nico sie schließlich auf.
    „Ich glaube, ich habe gerade keine Lust dazu“, antwortete Tina schnippisch. „Irgendwie hat es mir besser gefallen, als du
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