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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade
Autoren: Jane Feather
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Licht ist«, lautete die Antwort. Das Kerzenlicht flackerte gelb im Gitter über einer der Türen ungefähr auf der Hälfte des Weges. Perry hörte Geräusche, Gewisper, sich erhebende Stimmen, als den Bewohnern dieses dunklen Ortes klar wurde, dass in ihrem Gefängnis irgendetwas Ungewöhnliches geschah.
    Er achtete nicht auf die anderen Gefangenen, sondern konzentrierte sich auf das glimmende Licht, bis er schließlich mit klammen Fingern an den Schlüsseln am Schlüsselring herumfummelte.
    »Verdammt noch mal. Ich weiß nicht, welches der richtige ist. Marcus? Geht es Alexandra gut?«
    »Peregrine, es geht mir gut.«
    Ihre Stimme - stark und getragen von der ihr eigenen melodischen Betonung, erfüllt mit allem, was sie ausmachte — sie war das Süßeste, was er jemals gehört hatte - und ließ paradoxerweise seine Wut hochschießen. Ja, er liebte sie, war sich aber nicht sicher, ob er ihr schon verziehen hatte.
    Er fand den richtigen Schlüssel und zog die knarrende Tür zu der stinkenden Zelle auf. Mittendrin stand Alex, eingehüllt in ihrem Umhang, und lächelte ihn zögernd an, während sie sich eine störrische Strähne aus der Stirn schob.
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich aussehe«, murmelte Alexandra. Plötzlich war sie sich auf absurde Weise bewusst, wie schmutzig sie eigentlich war und wie schmierig ihr Haar sein musste. Insgeheim fragte sie sich, ob sie übel roch, und ihr fiel ein, dass es nach so langer Zeit in diesem feuchten Dreck wohl nicht anders sein könne.
    »Wie der Teufel persönlich«, sagte Perry trocken, »zieh dir die Kapuze tief ins Gesicht. Und wenn wir nach oben gehen, musst du aus dem Gebäude schlurfen wie eine alte Frau, die als Bitt-stellerin ins Rathaus gekommen ist. Du hast so oft eine Scharade gespielt, dass du damit keine Schwierigkeiten haben dürftest.«
    Alexandra senkte den Kopf. Seine harsche Ausdrucksweise durfte sie ihm nicht vorwerfend, denn schließlich hatte sie ihn gezwungen, sich mit einer Situation abzufinden, die er wiederum von Anfang an verabscheut hatte. Trotzdem stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie sehnte sich danach, dass er sie in die Arme schloss, sie festhielt und ihr sagte, dass er sie liebte und dass der Albtraum nun endlich vorüber war. Aber vielleicht hatte sie sich diesen Trost auch verwirkt. Vielleicht war er nur wegen ihrer Vergangenheit aufgetaucht, wegen dieser paar herrlichen Tage, die sie miteinander verlebt hatten.
    Sie zog sich die Kapuze über den Kopf. Schon vor einiger Zeit hatte sie das Kissen zwischen ihren Schultern entfernt. Hier in dieser Gefängniszelle, wo niemand sie sah, war es nicht notwendig gewesen. Obwohl es ihr auf eine geradezu verzweifelte Weise unangenehm war, krümmte sie die Schultern so, wie es in ihrer Erinnerung gewesen war, und warf ihm einen entschlossenen Blick zu.
    »Ich kann alles tun, was notwendig ist, Peregrine.«
    Er nickte knapp und deutete auf die Zellentür.
    »Dann beeil dich. Geh zwischen uns.«
    »Wie sieht es oben aus?« Marcus zeigte mit dem Kopf aufwärts. »Wird uns da jemand Ärger machen?«
    »Ich hoffe nicht. Der Büttel sollte sich immer noch im Land der Träume befinden«, erwiderte Peregrine, »ich gehe voran. Du sicherst den Rückraum ab.« Er trat in den Korridor hinaus. Ein Crescendo aus anschwellenden Stimmen und Rufen aus den umliegenden Zellen erhob sich; am anderen Ende wurde ein Blechnapf an das Gitter oben an der Tür geschlagen. »Beeil dich.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Los, die Treppe rauf, bevor der Krach uns die ganze Stadt auf den Hals hetzt.«
    Sie stolperte leicht, als sie in ihrer Hast hinter ihm die Treppe hinaufrannte, die in die Ratsstube führte, und sie konnte Marcus hinter sich hören, als der Lärm aus den Zellen lauter wurde. Perry zerrte sie hinter sich die Treppe hinauf, und beinahe wäre sie in die Stube gestürzt, so grell blendete das Tageslicht sie in den Augen.
    »Ich kann nichts sehen«, stöhnte sie.
    Perry schenkte ihrer Bemerkung keine Beachtung, verstärkte aber den Griff seiner Hand um ihre.
    »Deine Kapuze«, befahl er, »du musst dein Gesicht verbergen.« Sein Blick fiel auf den alten Mann, der mit dem Rücken zur Wand stand und die Eindringlinge mit einer Mischung aus Angst und Neugier anschaute.
    Drohend hob Peregrine die Pistole.
    »Wenn du auch nur einen einzigen Laut von dir gibst, wirst du deinem Freund auf dem Fußboden Gesellschaft leisten.« Er hatte gespürt, dass der Wärter, der sich durch den Krach von unten ermutigt
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