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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Autoren: Sandra Garbers
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Es gibt doch für Tiere diese Sendungen, wo sie ganz traurig gucken und an einen neuen Besitzer vermittelt werden sollen. So etwas sollte es eigentlich auch für frisch verlassene Männer geben. Etwa: »Martin, 42« (dann kommt ein Bild von Martin, wo er allein mit einem Fußball unter dem Arm auf einer Wiese im Humboldthain steht und traurig schaut). »Martin wurde von seiner Ex-Frau wegen eines Jüngeren ausgesetzt.« (Martin dreht jetzt den Ball in den Händen, schaut traurig nach unten.) »Er kann gut mit Kindern. Allerdings sollten Sie ihn von anderen Männern fernhalten. Er hat schlechte Erfahrungen gemacht und könnte bissig reagieren. Er braucht nur wenig Auslauf, ist ja auch schon älter, aber mit genügend Streicheleinheiten kann Martin Ihnen noch viel Freude bereiten.«
    Leider wollen die meisten freigesetzten Männer zunächst keine Dramen veranstalten, weil sie davon in letzter Zeit genug hatten, aber nach einer kleinen Eingewöhnungsphase sollte auch das möglich sein.

Der kleine Fisch ist noch Single

    Neulich war ich nach langer Zeit mal wieder in meinem Katzenfutterladen. Eigentlich kaufe ich nur Spezialdiät-Katzenfutter aus der Apotheke. So ein Spezialdiät-Katzenfutter ist teurer als das Wagyu-Filet im »Grill Royal«, und für mich reicht es dann meist nur noch für die Ofenfrische mit Salami.
    Leider schlägt die Spezialdiät bei Katze zwei kein bisschen an. Ich vermute, dass das Tier alles Mögliche frisst, wenn ich gerade nicht zu Hause bin. Socken, Rechnungen, Zettel, auf denen ich meine Zahnarzttermine notiere. Denn all das verschwindet auf unerklärliche Weise aus der Wohnung. Geldscheine auch.
    Jedenfalls war ich endlich mal wieder in dem Katzenfutterladen, und als ich bezahlen wollte, fiel mein Blick auf ein Aquarium miteinem einzigen Fisch darin. Mir tat dieser einsame kleine Singlefisch aus Prenzlauer Berg in seiner tetrapackgroßen Einzimmerwohnung sehr leid. Ich weiß, wie du dich fühlst, kleiner Fisch. »Der beißt alle tot! Wolln Se den haben?«, fragte der Verkäufer. »Ich wollte mit dem züchten. Geht aber nicht, weil die Weibchen das nicht überleben.« Wie sich herausstellte, handelte es sich beim einsamen Singlefisch um einen Siamesischen Kampffisch, der nicht weniger als 50 Weibchen auf dem Gewissen hatte. Ein Fisch gewordener Ted Bundy.
    Trotzdem ging mir der kleine Fisch nicht aus dem Kopf. So ist das ja immer. Die Netten und Harmlosen, die sich um Begattung und Brutpflege kümmern, die vergisst man als Weibchen sehr schnell. Es ist das Böse, das fasziniert. Ich suchte den Siamesischen Kampffisch bei Wikipedia.
    Und fand schnell noch mehr Parallelen zum Prenzlauer-Berg-Single: »Ist die Paarung vollbracht, verjagt das Männchen das Weibchen aus dem Nestbereich.« Klar, abends sich das Kampffischweibchen schöngesoffen, und am nächsten Tag wird es ohne Frühstück in die Wüste geschickt. Ganz, ganz typisch.
    Jetzt würde es mich auch nicht weiter wundern, wenn der Kampffisch bis ins hohe Alter Bonanzarad fährt und mit seinen Kampffischfreunden bis morgens um sechs im »Berghain« rumhängt. Und wenn die weiblichen Kampffische im weit fortgeschrittenen, fast schon klimakterischen Alter auf die Frage: »Wollen Sie denn nicht irgendwann mal laichen?« – »Ich weiß noch nicht, vielleicht später«, antworten.
    Na gut, immerhin bringen die menschlichen Pendants zu den Siamesischen Kampffischen ihre Artgenossen nicht um. Außer vielleicht, dass sie alles mit Worten totmachen. »Der ist doch doof /unattraktiv/hat erhöhten Speichelfluss/komische Füße/kommt aus Lüneburg.« Und schließlich, wenn nichts mehr hilft und das Gegenüber schlicht perfekt ist, funktioniert immer noch der letzte Satz: »Der kann mich doch niemals so lieben, wie ich bin.«

Mein Leben mit den Zwillingen

    Ich habe Urlaub, aber ich muss sagen, ich bin schon wieder arbeitsreif. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch sozusagen. Wenn ich nicht bald wieder Büro habe, drehe ich noch durch.
    Schuld daran sind die Zwillinge. Sie sind nackt, weiß wie die Kreidefelsen von Rügen und rothaarig. Sie leben meistens direkt unter meinem Balkon, und es gibt in ihrem beschränkten Repertoire genau zwei Lautäußerungen: Schreien oder Heulen. Oder beides zugleich. Um nicht mit diesen beiden Heulsusen allein zu sein, lädt ihre Mutter all ihre kinderreichen Freundinnen auf den Platz vor meinem Balkon. Um ihre Kinder zu übertönen, müssen die Mütter etwas lauter sprechen. Mein Nachbar entzieht sich diesem
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