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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Autoren: Sandra Garbers
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kürzlich mit dem ersten Schwung Umzugsgut vor der Wohnung stand, hätte es fast ein Unglück mit dem Presslufthammer gegeben.
    Denn Betty, die Perfektionistin, hatte an alles gedacht. Nur nichtdaran, ihren Mann von der kleinen Modifizierung der gemeinsamen Küche in Kenntnis zu setzen. Trotzdem müssen Männer ja nicht immer gleich so durchdrehen, wenn etwas mal nicht nach ihrer Nase geht.
    Betty und ich saßen zur gleichen Zeit, als Peter mit Schnappatmung auf der Baustelle stand, auf meinem Balkon und schlürften den guten weißen Tee aus dem Bioladen. »Ach, ich weiß es schon genau«, hatte Betty gesagt. »Gleich wird er sich wieder wahnsinnig aufregen. Das hat er neulich bei der Treppe auch schon gemacht.« Betty hatte die Treppe aus Ahorn noch einmal gegen eine aus Eiche austauschen lassen, und Peter hatte bei einer nächtlichen Inspektion gedacht, da gäbe es schon eine fertige Treppe. Ist aber nur eine Platzwunde gewesen.
    Jetzt ziehen die beiden wie Maria und Josef durch Berlin. Der Einzug wird sich um etwa eineinhalb Monate verzögern. In ihrer alten Mietwohnung wohnt längst ein anderes Pärchen. Betty und Peter haben keine Bleibe, keine Küche, sie leben aus dem Koffer und duschen im Fitnessstudio. Aber sie haben sich. Ich glaube, dass auch Peter das irgendwann wieder so sehen wird, wenn er sich abgeregt hat.
    Und die Singles? Wen haben die? Sie nehmen, was übrig bleibt. Die Senatorin schlief neulich beim Sex mit einem entfernten Bekannten ein. Immerhin war sie so fürsorglich, ihn davon in Kenntnis zu setzen: »Ich schlaf schon mal. Lass dich nicht stören, du weißt ja, wo alles ist.«
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war er weg. Und er hatte sie nicht mal zum Abschied geküsst. Jetzt weiß sie wieder nicht, wie ungeputzte fremde Zähne schmecken.

Martin, 42, sucht ein neues Zuhause

    Neulich saßen drei Freundinnen auf einem Balkon in Prenzlauer Berg. Durch die Gitterstäbe beobachteten sie die unten vorbeigehenden Männer, die von den drei Freundinnen, jede einen Aperol-Sprizz in der Hand, einer raschen, aber dennoch treffenden Beurteilungunterzogen wurden. Dort oben hat man ja einen prima Blick auf beginnenden Haarausfall und Bäuche.
    »Mir fällt kein einziger guter Singlemann ein«, sagte plötzlich eine von ihnen. Die andere antwortete: »Das Single kannst du auch weglassen. Mir fällt kein einziger guter Mann ein.« Dreckiges Lachen, dann Stille, Schlürfgeräusche.
    Die Dritte: »Ich möchte, dass ein Mann mal wieder ein richtiges Drama für mich veranstaltet. Dass er nachts vor dem Fenster eine Szene macht. Oder meine Autoreifen zersticht (er müsste dann natürlich neue kaufen). Einer, der meine platonischen Freunde verprügeln will, weil er das mit Platon nicht glaubt.«
    Die beiden anderen nickten wissend. »Hol dir irgendwas Weiches, einen Musiker«, riet die Erste. »Mit denen habe ich die besten Dramen gehabt. Da kriegst du sogar Gedichte.« Die beiden anderen krümmten sich. »Quatsch«, sagte die Zweite: »Du brauchst einen Macher. Die sind gewohnt zu kriegen, was sie wollen. Und wenn sie dich dann nicht kriegen, dann hast du dein Drama.«
    Es gab mal eine Zeit, da genügte es, dass ein Mann sich verliebte. Heute muss man noch zusätzlich seine Carrerabahn bei eBay reinstellen oder seine Familie beleidigen, um ein bisschen Leidenschaft zu spüren. Das ist schlimm, fast so schlimm wie gar kein Mann.
    Aber alles wird gut. Langsam werden wieder Männer freigesetzt. Sie werden von ihren Frauen ausgewildert und müssen nun wieder selbst für Nahrung und Schlafplatz sorgen, denn ihre Frauen wollen nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Erstmals in diesem Jahr ist in meinem Bekanntenkreis die Zahl der Trennungen größer als die Zahl der Hochzeiten. Das macht Mut!
    Genug Männer also zum Gesundpflegen. Sich einem frisch getrennten Mann zu nähern ist ein bisschen so, als würde man sich ein scheues Kätzchen aus dem Tierheim holen oder einen geprügelten Hund. Nur mit viel Geduld und Liebe gelingt es, ihr Zutrauen zu gewinnen. Man muss nur aufpassen, dass man sich keinen Angstbeißer ins Haus holt.
    Ein Vorteil der Second-Hand-Methode: Tolle Männer, die vor ihrer Trennung noch zu selbstbewusst waren, sind jetzt am Boden zerstört. Eine andere hat ihnen bereits die Flausen ausgetrieben.Jetzt ist natürlich die Frage: Woran erkennt man diese Männer? Deprimiert können ja auch verheiratete Männer aussehen.
    Ich habe da eine Idee, ein neues Fernsehformat: »Männer suchen ein Zuhause«.
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