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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Autoren: Sandra Garbers
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Ylang-Ylang-Essenzen dazu – und im Hinterzimmer ließe sich sogar noch ein Ayurveda-Wellnesstempel eröffnen. Wir wissen ja, wie schnell diese Moden wechseln, da kann die Verwertungskette gar nicht lang genug sein. Und Ayurveda ist ja gerade total in. Genauso wie Yoga.
    Momentan scheint es, dass jeder, der noch ein Zimmer übrig hat, Yogakurse anbietet. Das Kind ist aus dem Haus, und in dem Kinderzimmer stehen sowieso nur Bügelbrett, Wäschespinne und die Klamotten, die Sie schon lange der Caritas geben wollten? Raus damit. Verlegen Sie Laminat auf dem durchgetretenen Teppich mit den Rauchlöchern, die Ihre Kinder mit den Joints hineingebrannt haben, kaufen Sie sich eine CD »Buddhas finest Hours« oder so ähnlich, ein paar Bambusschösslinge von Ikea: Und fertig ist der Raum für den Yogaworkshop. In einer nicht allzu großen Straße in Prenzlauer Berg habe ich letztens drei neue Yogaworkshops entdeckt. Das ist wichtig. Es heißt Workshop. Wir wollen ja an uns arbeiten. Aber wo kommen eigentlich plötzlich all die Yogalehrer her? Egal – wer mal in Goa Magic-Mushroom-Omelets gefrühstückt hat, versteht ja wohl auch etwas von Hatha-Yoga.
    Also, warum nicht auch Sie? Das wird laufen. Ehrlich. Bieten Sie Kurse an, die nicht alle haben: Yogisches Lachen, Mutter-und-Kind-Qigong, organisches Tanzen, Mantra-Kanon mit anschließendem Meridian-Stretching. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Und machen Sie schnell. Auch Buddhas Geduld ist nicht unendlich. Und gibt es nicht neuerdings eine auffällige Zunahme österreichischer Restaurants? Ist das Wiener Schnitzel von heute der Tofuburger von gestern? Und was ist eigentlich mit Skigymnastik?
    Das sage ich natürlich alles nur, weil ich neidisch bin, dass ich es bisher noch nicht in einen Yogakurs geschafft habe. Und ich habe schlichtweg Angst, dass alle anderen längst ihre Mitte gefunden haben, während ich immer noch Schlagseite habe. Hula-Hoop-Girl geht neuerdings regelmäßig zum Meridian-Stretching und fällt jetzt viel eleganter und körperbetonter besoffen irgendwelche Kneipentreppen herunter. Und auch die Senatorin zeigt neuerdings dieses zufriedene Lächeln mit den entspannten Gesichtszügen. Ja, Yoga macht sogar entspannte Gesichtszüge! Yoga ist das Botox der Generation Gesund. Nächsten Mittwoch um 19.30 Uhr bin ich dabei.
    Weil ich mich aber nicht nur auf die positiven Seiten der wöchentlichen Yogastunde verlassen möchte, habe ich mir Feng-Shui-Räucherstäbchen gekauft. Die roten für Liebe und die gelben für Wohlstand. Meist kann ich mich nicht entscheiden. Beide gleichzeitig abzubrennen, halte ich für anmaßend. Fast immer entscheide ich mich für Wohlstand. Ist das Geld erst mal da, kommen die Männer von ganz allein.
    Ich brenne sie im westlichsten Zimmer meiner Wohnung ab, direkt unter den bolivianischen Glückspüppchen, und manchmal lege ich noch den Gummi-Geldmönch aus Kyoto und das gelbe japanische Glückssäckchen dazu. Neulich kam Wolf überraschend vorbei, und es hing noch Feng-Shui-Liebe in der Luft. So schnell habe ich noch nie gelüftet und mit Wohlstand herumgewedelt. Noch mal davongekommen. Wolf hat mir dann übrigens 100 Euro geliehen.
    Hoffentlich bleibt uns die fernöstliche Mode noch ein wenig erhalten. Zumindest so lange, bis wir entweder reich oder glücklich oder verliebt sind. Am besten alles gleichzeitig.

Einzelzimmerzuschlag

    In schöner Regelmäßigkeit fordert irgendein Politiker, kinderlose Singles finanziell auszuschlachten. Und stattdessen Eltern zu belohnen. Nur zu. Aber Moment mal. Wir werden ja schon bestraft. Wir zahlen den Einzelzimmerzuschlag. Überall. Es ist ja nicht so, dass derkinderlose Single nur eine halbe Wohnung braucht, in einem halben Bett schläft oder die halbe Fernsehgebühr verguckt. Und natürlich braucht er einen ganzen Kühlschrank. Auch wenn fast nichts drin ist, denn Kochen lohnt den Aufwand nicht, Nissin-Nudeltopf mag er nicht, und in den Supermarkt geht er nur, um zu flirten. Der Single isst auswärts. Das ist teuer, dient aber zusätzlich der Sozialisierung. Genauso wie die anschließenden Baraufenthalte, bei denen sich der Single so lange mit Wodka-Tonics und Erdbeer-Daiquiries betrinkt, bis er endlich alles doppelt sieht. Erst dann fühlt er sich beim Blick in den Badezimmerspiegel nicht mehr so allein.
    In den meisten Klamottenläden begrüßen die Verkäufer den Single mit Küsschen. Für den Notfall haben sie sogar seine Handynummer, falls mal ein Pulli reinkommt, der dem Single
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