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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Autoren: Asia Greenhorn
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gelang es ihm nicht mehr, dieses Bild aufrechtzuerhalten. Seit ihrer ersten Begegnung hatte Winter es verstanden, die ganze Gewalt seiner Emotionen an die Oberfläche zu holen.
    »Ich weiß, dass ich kein Recht habe, es zu sagen, Winter«, sagte er und schüttelte den Kopf, »aber ich bereue nichts von all dem, was wir getan haben. Nicht mehr.«
    Er fürchtete, sie aufzuwühlen, doch er war es müde zu schweigen und so zu tun, als ob die Zeit sie früher oder später trennen könnte.
    »Damals, bei der Mühle, habe ich den Tod gesucht.«
    Winter schloss die Augen, während die Erinnerung an das, was in Glan Gors geschehen war, in ihr hochstieg.
    Sie seufzte. Sie hatte es immer gewusst, aber es tat noch mehr weh, wenn es ausgesprochen wurde. Auch das gehörte zu den Dingen, mit denen sie fertigwerden musste: Rhys hatte versucht, sich für etwas zu bestrafen, wozu sie ihn verleitet hatte.
    »Ich bin froh, dass es dir nicht gelungen ist«, sagte sie und berührte ganz instinktiv ihren Hals. »Du hattest kein Recht dazu.«
    Rhys wandte sich zu ihr, bis er ihr ins Gesicht sehen konnte. Er war viel zu nah.
    »Ich weiß. Ich habe es in jener Nacht begriffen.«
    Diesmal gelang es ihr nicht, seinem Blick auszuweichen. Ihre Gedanken stürmten aufeinander zu und umfingen sich.
    War dies der Kernpunkt ihres Blutsbandes? Oder war es einfach nur Liebe?
    »Und trotz allem kann ich nichts bereuen …«, murmelte Winter. Sie spürte Rhys’ Blick auf ihren Fingern und zwang sich, sie wegzunehmen.
    Ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich dich unbesiegbar gemacht habe .
    Darum ging es im Grunde. Sie hatte ihn vor jeder Gefahr in Sicherheit bringen wollen, und es war ihr gelungen. Auch wenn ihr Vertrauen in ihn dadurch Risse bekommen hatte.
    Rhys bewegte die Hand und näherte sie ihrem Kinn. Er berührte ihre Haut nicht, sondern nahm nur eine ihrer schwarzen Haarsträhnen zwischen die Finger.
    »Ich weiß, warum du es getan hast, und ich bin … glücklich darüber. Wäre ich wirklich so edelmütig, wie die anderen glauben, müsste ich dir beichten, dass ich deiner Gabe nie würdig gewesen bin. Ich hätte dir Einhalt gebieten müssen, bevor es geschehen konnte. Aber dazu war ich nicht fähig.«
    Verwirrt und beunruhigt sah Winter, wie sich das Raubtierwesen in seinem Ausdruck zeigte. Rhys atmete tief ein, die dunklen Wimpern senkten sich und verhüllten seinen Blick.
    »Doch jetzt fühle ich mich nicht mehr schuldig«, flüsterte er und drückte seine Stirn gegen ihre.
    Er ließ ihre Haare los, sodass sie weich über ihre Wangen fielen, und öffnete die Augen, um mit großer Entschlossenheit seinen Blick in ihrem zu versenken.
    »Ich würde es wieder tun, Winter«, sagte er ernst und hob den Kopf ganz leicht an. »Ich bereue nichts, nicht einmal, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Denn jetzt bin ich endlich stark genug, um dich beschützen zu können.«
    Winters Atmung setzte erst in diesem Moment wieder ein. Sie hatte nie gedacht, dass Rhys ihr Leid antun könnte, doch seine Nähe weckte eine Mischung aus allzu gewaltigen Empfindungen in ihr.
    Sie öffnete den Mund, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Ich weiß, dass ich dein Vertrauen wahrscheinlich nie mehr zurückgewinnen werde«, sagte er in bitterem Ton. »Wenn du mir sagen würdest, dass du mich nie mehr sehen willst, würde ich das verstehen. Es wäre grausam, aber gerecht.« Er trat einen Schritt zurück, doch ihre Augen weigerten sich, den Kontakt zu unterbrechen. »Ich wollte dir bloß sagen, dass ich keine Absicht habe, auf dich zu verzichten, es sei denn, du willst es so.«
    Die Schwindel, die sie erfassten, sagten ihr, sie solle ihn küssen.
    Doch Winter widerstand der Versuchung.
    Sie wandte sich ab, die Hand am Stamm der Eiche aufgestützt, in der Hoffnung, der Baum würde ihr Halt geben.
    »Für mich hat sich nichts geändert, Winter …«
    Auch wenn er es nicht aussprach, wusste sie genau, woran er dachte.
    Das Verbot war übertreten worden.
    Sie hatten bereits getan, was alle verhindern wollten.
    Welchen Sinn hatten also ihre verzweifelten Bemühungen, sich aus dem Weg zu gehen?
    »Die Entscheidung liegt bei dir.«
    ›Es wäre deine Pflicht, ihn eigenhändig zu vernichten …‹ Würden diese Worte sie für immer verfolgen?
    Winter straffte sich.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Rhys«, murmelte sie leise. »Ich weiß gar nichts mehr.«
    Sie kehrte zu den Schulgebäuden zurück, ohne sich umzudrehen. In ihrem Körper hallten Rhys’ Gefühle wider, seit sie
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