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Silo 1: Roman (German Edition)

Silo 1: Roman (German Edition)

Titel: Silo 1: Roman (German Edition)
Autoren: Hugh Howey
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mussten.
    »Woher sollte ich
das wissen?«, fragte er. Seine Frau drehte sich um und steckte sich eine
Haarsträhne hinters Ohr. Holston deutete mit ausgestrecktem Finger auf eine
Datei auf ihrem Computerbildschirm. »Das sind jahrhundertealte Geheimnisse, du
bist diejenige, die den ganzen Tag darin herumgräbt, und dann soll ich noch vor
dir davon gewusst haben?«
    »Das war eine
rhetorische Frage. Ich wollte dir erzählen, was ich gerade herausgefunden habe.
Warum macht dich das nicht neugierig? Hast du überhaupt gehört, was ich gerade
gesagt habe?«
    Holston zuckte mit
den Achseln. »Ich bin nie davon ausgegangen, dass dieser eine Aufstand, von dem
wir wissen, der erste war, er war eben nur der letzte. Wenn ich in meinem Beruf
etwas gelernt habe, dann, dass kein Verbrecher und kein wild gewordener Mob
jemals besonders einfallsreich ist.« Er nahm seine Akte am Falz. »Meinst du,
das hier ist der erste Wasserdiebstahl im Silo? Oder der letzte?«
    Allisons Stuhl
quietschte auf den Bodenfliesen, als sie sich zu ihm umdrehte. Auf dem Monitor
hinter ihr blinkten die Bruchstücke und Teile der Daten, die sie aus den alten
Servern des Silos geborgen hatte, Relikte von Informationen, die vor langer
Zeit gelöscht und unzählige Male überschrieben worden waren. Holston hatte noch
immer nicht begriffen, wie diese Bergungsarbeiten funktionierten oder warum
jemand, der klug genug war, um sich mit diesen Dingen zu beschäftigen,
gleichzeitig so dumm sein konnte, ihn zu lieben. Aber er akzeptierte beides als
die Wahrheit.
    »Ich bastle eine
Reihe alter Berichte zusammen«, sagte sie. »Und wenn ich die bisherigen
Unterlagen richtig verstehe, dann ist unser guter alter Aufstand regelmäßig
vorgekommen. Einmal in jeder Generation oder so.«
    »Wir wissen nicht
viel von dem, was früher passiert ist«, sagte Holston. Er rieb sich die Augen
und dachte an all den Papierkram, den er noch erledigen musste. »Vielleicht war
damals noch nicht geregelt, wie die Linsen gereinigt werden. Ich wette, dass
der Blick oben immer unschärfer geworden ist und die Leute unten verrückt
geworden sind. Dann gab es eine Revolte oder Ähnliches, und schließlich hat man
ein paar Leute aus dem Silo verbannt und zur Reinigung geschickt. Oder
vielleicht ist es eine Form der natürlichen Geburtenkontrolle gewesen – vor der
Lotterie.«
    Allison schüttelte
den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich habe langsam das Gefühl …« Sie hielt inne
und schielte auf die Papiere, die Holston um sich herum ausgebreitet hatte.
Beim Anblick all dieser protokollierten Gesetzesübertretungen schien sie sich
genau zu überlegen, was sie sagen wollte. »Ich will nicht sagen, dass jemand im
Recht oder Unrecht gewesen ist. Ich könnte mir nur vorstellen, dass die
Rebellen beim Aufstand die Server nicht selbst gelöscht haben, jedenfalls nicht
so umfassend, wie man uns immer erzählt hat.«
    Nun hatte sie
Holstons Aufmerksamkeit. Das Rätsel der leeren Server, die gelöschte
Vergangenheit ihrer Vorfahren im Silo, ließ niemandem Ruhe. Die Datenlöschung
war ganz offensichtlich ein Märchen. Er klappte den Ordner zu, an dem er gerade
arbeitete, und legte ihn aus der Hand. »Was ist deiner Meinung nach die Ursache
für den Verlust der Daten?«, fragte er. »Ein Unfall? Feuer? Stromausfall?«
    »Nein.« Allison
senkte die Stimme. »Ich denke, wir haben die Festplatten gelöscht,
unsere Vorfahren – nicht die Rebellen.« Sie drehte sich wieder zum Bildschirm
um, beugte sich vor und fuhr mit dem Finger über eine Zahlenreihe, die Holston
vom Bett aus nicht lesen konnte. »Zwanzig Jahre«, sagte sie, »achtzehn, vierundzwanzig.«
Ihr Finger machte ein Geräusch auf dem Monitor. »Achtundzwanzig. Sechzehn. Fünfzehn.«
    Holston bahnte sich
einen Weg durch die Akten zu seinen Füßen, er stapelte sie aufeinander, während
er sich zum Schreibtisch vorbewegte. Er setzte sich auf die Bettkante, legte
seiner Frau die Hand in den Nacken und blickte über ihre Schulter auf den Bildschirm.
    »Sind das die
Daten?«, fragte er.
    Sie nickte. »Etwa
alle zwanzig Jahre hat es eine große Revolte gegeben. In diesem Bericht sind
die Jahreszahlen festgehalten. Die Datei wurde beim jüngsten Aufstand gelöscht – unserem Aufstand.«
    Sie sagte »unser
Aufstand«, als wären sie beide oder einer ihrer Freunde damals schon am Leben
gewesen. Aber Holston wusste, was sie meinte – sie waren im Schatten dieses
Aufstands groß geworden, er hatte sie geprägt: der große Konflikt, der über
ihrer
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