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Silo 1: Roman (German Edition)

Silo 1: Roman (German Edition)

Titel: Silo 1: Roman (German Edition)
Autoren: Hugh Howey
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sich.
    »Schatz?« Er packte
die Gitterstäbe und zog sich auf die Knie.
    Sie drehte sich um.
Es war, als würde die Sonne ihre Meinung ändern und noch einmal über die Hügel
zurückkommen. Dass sie ihn ansprach, gab ihm Hoffnung. Es schnürte ihm die
Kehle zu, es gab ihm Anlass zu denken, alles sei nur ein Anfall gewesen, ein
Fieber, etwas, wofür der Arzt ein Attest ausschreiben und all das entschuldigen
könnte, was sie ausgesprochen hatte.
    »Nichts, was man
sieht, ist real«, sagte sie ruhig.
    »Komm her, sprich
mit mir.« Holston winkte sie zum Gitter.
    Allison schüttelte
den Kopf. Sie klopfte auf den Platz neben sich auf der dünnen Matratze der
Koje.
    Holston sah auf die
Uhr. Die Besuchszeit war lange vorbei. Schon für das, was er nun tun würde,
konnte er selbst zur Reinigung verurteilt werden.
    Ohne zu zögern,
öffnete er die Tür. Ein lautes metallisches Schleifen ertönte.
    Holston trat in die
Zelle und setzte sich neben seine Frau. Es brachte ihn um, sie nicht anfassen,
nicht in die Arme schließen zu können, sie nicht an einen sicheren Ort bringen
zu dürfen, zurück in ihr gemeinsames Bett, wo sie so tun könnten, als wäre
alles nur ein böser Traum.
    Aber er wagte es
nicht, sich zu bewegen. Allison flüsterte:
    »Es muss nicht
unbedingt real sein. Nichts davon. Nichts von all dem.« Sie blickte zum
Bildschirm. Holston beugte sich so nah zu ihr, dass er ihren getrockneten
Schweiß riechen konnte, die Erschöpfung nach dem Kampf in der Kantine, der erst
wenige Stunden zurücklag.
    »Was ist los,
Schatz?«
    Sie streckte die
Hand aus und rieb über den sich allmählich verdunkelnden Monitor, sie spürte
die Bildpunkte.
    »Es könnte jetzt
Morgen sein, wir haben keine Möglichkeit, die Tageszeit mit Sicherheit zu
bestimmen. Da draußen könnten Menschen sein.« Sie wandte sich ihm zu. »Wir
werden womöglich beobachtet«, sagte sie mit einem bitteren Grinsen.
    Holston hielt ihrem
Blick stand. Was sie sagte, war verrückt. »Wie kommst du auf so einen
Gedanken?«, fragte er. Er konnte es sich selbstverständlich denken, fragte aber
trotzdem: »Hast du etwas auf den Festplatten gefunden?« Er hatte gehört, dass
sie direkt aus ihrem Labor zur Luftschleuse gerannt war und währenddessen irre
daher geredet hatte. Es musste also etwas bei der Arbeit passiert sein. »Was
hast du herausgefunden?«
    »Es ist mehr
gelöscht worden als nur die Daten vom Aufstand«, sagte sie leise. »Natürlich.
Alles wird gelöscht. Auch die aktuellen Dateien.« Sie lachte. Auf einmal wurde
ihre Stimme laut, ihre Augen blickten scharf. »Ich wette, da waren Mails von
dir, die ich nie bekommen habe.«
    »Schatz!« Holston
traute sich, ihre Hände zu nehmen, sie zog sie nicht zurück. Er hielt sie fest.
»Was hast du gefunden? Eine Mail? Von wem?«
    Sie schüttelte den
Kopf. »Nein. Ich habe das Programm gefunden, mit dem sie arbeiten – das
Programm, das die Bilder auf den Monitoren so real aussehen lässt!« Sie blickte
wieder in das nachlassende Licht der Dämmerung. »Es ist die IT – die Informationstechnik. Die Leute aus der IT wissen Bescheid. Sie kennen als Einzige das Geheimnis.«
Sie schüttelte den Kopf.
    »Welches Geheimnis?«
Holston konnte nicht beurteilen, ob sie Unsinn redete, oder ob sie tatsächlich
etwas von Bedeutung herausgefunden hatte. Er wusste nur, dass sie endlich mit
ihm sprach.
    »Ich komme zu dir
zurück, ich schwöre es. Dann wird alles anders. Wir durchbrechen den Kreis, du
und ich. Ich komme zurück, und dann gehen wir zusammen über diesen Hügel.« Sie
lachte. »Wenn es den überhaupt gibt!«, sagte sie laut. »Wenn dieser Hügel dort
steht und grün ist, dann werden wir ihn hinter uns lassen.«
    Sie sah ihn an.
    »Es gibt keine
Revolte, keine richtige, nur ein Leck, das langsam immer größer wird. Es gibt
nur die Leute, die Bescheid wissen und hinauswollen.« Sie lächelte. »Und sie
bekommen, was sie wollen. Ich weiß, warum die Reinigung von allen erledigt
wird, warum sie sagen, sie würden es nicht tun, es am Ende aber trotzdem machen.
Ich weiß es. Ich weiß es. Sie kommen nicht mehr zurück, sie warten und warten,
worauf auch immer, aber ich werde nicht warten, ich werde gleich zurückkommen.
Dieses Mal ist alles anders.«
    Holston drückte ihre
Hände, Tränen tropften von seinen Wangen. »Schatz, warum tust du uns das an?
Warum musst du gerade jetzt raus?« Er hatte das Gefühl, dass sie sich nun, da
es dunkel war im Silo und sie ganz allein waren, erklären wollte.
    »Ich weiß
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