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Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
Autoren: Lisa Capelli
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„Stimmt“, gab sie zu und lehnte sich gegen die kalte, steinige Wand des Klostergangs.
    Mannito lehnte sich neben sie. „Und jedes Mal, wenn du diesen Blick hast, heckst du was aus.“
    „Das stimmt auch“, gab Annit ehrlich zu. Sie verzog das Gesicht. „Die Igoumeni will, dass ich hier warte, bis meine Mutter irgendwann mal aufkreuzt. Aber das geht nicht. Wer weiß, wie lange das dauert! Daher werde ich zu ihr nach Ostanatolien fahren.“
    Mannito, der im Gegensatz zu Annit Ahnung von Geografie hatte, blickte skeptisch drein. „Ostanatolien liegt ziemlich weit weg, sehr weit weg sogar...“
    „Jetzt fängst du auch noch damit an“, unterbrach ihn Annit wild gestikulierend. „Mir doch egal! Und wenn es am Ende der Welt liegt! Ich werde dorthin fahren, um endlich meine Eltern zu treffen. Noch heute Nacht werde ich Silberstern satteln und losreiten.“
    Mannito nickte. „Ich versteh dich, Annit. Aber..."
    „Was aber?“, unterbrach ihn Annit erneut. Ihre Augen funkelten. „Es gibt genau zwei Möglichkeiten: Entweder du kommst mit oder eben nicht! Denn ich werde auf jeden Fall aufbrechen.“
    „Was soll das, Annit?“, fragte Mannito. Der Freund war zwar nur ein Jahr älter als sie, wirkte aber manchmal schon um so viel reifer. „Erstens versteh ich deine Eile nicht, und zweitens würde ich dich nie im Leben allein nach Ostanatolien reisen lassen.“ Er straffte seine Schultern. „Wir rumänischen Männer sind nämlich noch echte Gentlemen.“
    Wider Willen musste Annit schmunzeln.
    In diesem Augenblick kehrte die Igoumeni aus der Küche zurück, mit großen Schritten und wehendem Gewand kam sie den Gang entlang. Vor Annit blieb sie stehen. „Ich habe nachgedacht, und ich werde deinen Wunsch respektieren. Du hast ein Recht darauf.“
    Annit schaute sie mit großen Augen an. „Ja?“
    „Ich werde dir erlauben, zu deiner Mutter zu fahren. Aber ich möchte dich bitten, dich noch so lange zu gedulden, bis ich jemanden gefunden habe, der dich und deinen Freund auf dieser langen Reise begleiten kann.“
    Annit schwieg. Doch in ihrem Inneren brodelte es. Wenn es ein Wort gab, das sie nicht mehr hören konnte, dann war es das Wort „Geduld“. Nein, liebe Tante, ich werde nicht mehr warten! Auf gar keinen Fall! Ich kann nicht mehr warten, dachte sie aufgebracht.
    „Ich werde dich informieren.“ Die Äbtissin strich Annit noch kurz übers Haar und verschwand dann in ihrem Büro. „Ich werde mich beeilen.“
    Annit sah Mannito an. Mannito erwiderte ihren Blick. Er verstand auch ohne Worte und nickte.
    Mannito hatte zwar seinen kleinen, uralten Wecker gestellt, aber das war eigentlich überflüssig. Denn Annit war so aufgeregt, dass sie in dieser Nacht ohnehin kein Auge zugemacht hatte. Als der Wecker endlich klingelte, packten die beiden in Windeseile ihre Habseligkeiten zusammen.
       Bereits am Abend zuvor hatte Annit einen Abschiedsbrief für ihre Tante geschrieben, den sie nun auf dem Nachttisch platzierte. Ein klein wenig plagte sie schon das schlechte Gewissen, dass sie sich einfach so aus dem Staub machten. Denn schließlich hatte man sie mit offenen Armen in dem Kloster aufgenommen und beherbergt. „Tut mir leid, Tante! Aber es geht einfach nicht anders“, murmelte Annit und seufzte tief.
    Auf Zehenspitzen stahlen sich die beiden dann aus dem Klostergebäude, holten die Pferde aus dem Stall und machten sich auf den Weg.
    Im Schutz der Dunkelheit ritten Annit und Mannito, so weit sie kamen, und als schließlich der Morgen heraufdämmerte, waren sie schon ein recht ordentliches Stück vorangekommen.
    Im ersten größeren Ort legten sie eine Pause ein. Annit kaufte im Supermarkt ein paar eingeschweißte Gebäckteile, Mannito erstand in einem kleinen Buchladen eine Landkarte. Auf einer Wiese am Ortsrand banden sie die Pferde an einen Baum und ließen sich ins Gras fallen.
    Mannito breitete die Karte aus. „Ostanatolien befindet sich ganz im Osten der Türkei, am anderen Ende von hier. Wie heißt der Ort noch mal, wo deine Mutter wohnt?“
    „Dedeli.“ Annit holte eins der klebrigen Gebäckstücke aus der Folie und reichte es Mannito. „Muss in der Nähe eines Sees liegen. Van-See oder so ähnlich.“
    Hungrig biss Mannito in das Gebäck. Mit einem Finger klopfte er auf die Landkarte. „Guck mal, den See hab ich gefunden“, schmatzte er.
    Annit beugte sich zu ihm. „Und wo sind wir jetzt?“
    Mit dem Zeigefinger deutete Mannito auf einen
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