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Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen

Titel: Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Autoren: PERRY RHODAN
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Erdschwere verschwunden wäre. Es gab kein Oben oder Unten mehr. Er spürte keinen Schmerz, als er am Boden ankam, sondern nur, dass sich ihm etwas in den Weg stellte.
    Marcel Boulmeester lachte auf. Natürlich, das war die Lösung. Wieso war er nicht sofort auf diesen Gedanken gekommen? Seine Hand tastete in die Jackentasche. Er zog ein kleines Kombiwerkzeug heraus und ritzte sich damit einen Schnitt in die linke Hand, gerade so tief, dass ein Tropfen Blut hervorquoll. Er konnte den Tropfen weder sehen noch spüren, aber er wusste, dass er genau das Richtige tat.
    Der Blutstropfen fiel zu Boden.
    Aktivierung. Boulmeester wusste nicht, woher dieser Gedanke kam, doch gleichzeitig nahm seine Umgebung wieder Gestalt an.
    Schritte kamen näher. Marcel Boulmeester kniete auf dem Boden. Schwankend bemühte er sich, wieder auf die Beine zu kommen.
    Ein Mann und eine Frau standen jetzt neben ihm. Der Mann ergriff ihn unter den Armen und zog ihn hoch. »Fühlst du dich nicht gut?«, fragte er.
    Boulmeester strich seinen Anzug glatt. An seiner linken Hand spürte er einen stechenden Schmerz. Er musste sich gestoßen haben, denn in der Handfläche bemerkte er eine kleine Wunde. »Es ist alles in Ordnung«, versicherte er. »Ich bin nur umgeknickt und unglücklich gestürzt.«
    Die Frau bückte sich und reichte ihm sein Kombiwerkzeug. »Hast du das verloren?«
    »Danke«, murmelte Boulmeester und steckte das kleine Vielzweckgerät ein.
    Er wusste nichts von der submikroskopisch kleinen Maschine, die sich aus dem Blutstropfen herauswand und sich vom lauen Nachtwind davontragen ließ.
     
    Nicht einmal nach Mitternacht fand Adelaie Bletz Ruhe. Sie ärgerte sich, weil Boulmeester ihre Vorhaltungen über die Widersprüche ignoriert hatte. Mehr als zuvor war sie überzeugt, dass sie sich nicht irrte. Sie rief im Institut an.
    »Wenn du den Chef sprechen willst, das ist kein Problem«, hörte sie. »Er befindet sich seit fünfundvierzig Minuten hier.«
    Wieder ein Widerspruch, überlegte Adelaie. Boulmeester hatte bei der Verabschiedung behauptet, er wolle in seine Wohnung.
    »Danke, nicht nötig«, sagte sie ausweichend und unterbrach die Verbindung.
    Zweifel befielen sie. Sah sie Probleme, wo gar keine waren?
    Sie verließ die Wohnung. Ihr Ziel war das Institut. Auf irgendeine Weise wollte sie Boulmeester aus der Zurückhaltung locken.
     
    Während Adelaie im zentralen Antigravschacht des Hochhauses abwärtsglitt, kam ihr eine einzelne Brutzelle entgegen. Natürlich hatte Adelaie keine Möglichkeit, das winzige Gebilde von knapp einem zehntausendstel Millimeter Länge überhaupt zu erkennen.
    Die Zelle manövrierte geschickt. Ihre wenigen dünnen Glieder klammerten sich an einer von Adelaies Wimpern fest. Sekunden später drang der Winzling durch das Auge in den Körper ein.
    Damit war der erste Teil des Programms abgeschlossen. Vor der Aktivierung des zweiten Teils würde geraume Zeit vergehen, denn der lange Flug mit einer Vielzahl komplizierter Ortungen und Steuermanöver hatte nahezu alle Energiereserven aufgebraucht.
    Die Cyber-Brutzelle ruhte und sammelte neue Energie.
     
    Routinemäßig trafen sich Perry Rhodan und Julian Tifflor am frühen Morgen. »Ich gewinne den Eindruck, dass wir uns festgefahren haben«, eröffnete Tifflor. »Obwohl wir wissen, dass es sich bei den Cyber-Brutzellen um eine Art Zwitter handelt, die äußerlich weitgehend Viren ähneln. Im Unterschied zu Viren, die organisches Leben befallen und ihren Wirt mehr oder weniger schnell umbringen, befallen die Brutzellen nur positronische Systeme.«
    »Das ist längst bekannt«, wandte Rhodan ein.
    »Wir können nicht oft genug darüber nachdenken.« Tifflor rieb sich die Schläfen. »Ich erwähnte die Zwitterstellung dieser Maschinenviren. Die Analysen in Boulmeesters Institut haben ergeben, dass diese Biester nicht ausschließlich im technischen Sinn leben. Sie verfügen über einen Lebensnerv, der biologischem Leben gleichzusetzen ist. Damit stehen sie zwischen organischem und anorganischem Leben oder sind sozusagen die kleinsten vorstellbaren Biopositroniken.«
    »Was hat Boulmeester über ihre Programmierung herausgefunden?«
    »Der Kode ähnelt dem genetischen unserer normalen Chromosomen. Trotzdem scheinen wesentliche Unterschiede zu bestehen, denn erst etwa ein Viertel konnte entschlüsselt werden. Das ist zu wenig für klare Aussagen. Ein Ansatzpunkt liegt in den Modalitäten ihrer Vermehrung. Die Sequenz der molekularen Programmierung wurde
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