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Silberband 012 - Der Anti

Titel: Silberband 012 - Der Anti
Autoren: Perry Rhodan
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krank und kommen
anschließend zu mir. Wir werden dann schon sehen …«
    »Krank melden?« M-7 schien erschrocken. »Nur um …«
    Er stockte. Fast hätte er zuviel gesagt. Er konnte doch dem Arzt nicht verraten, daß er nur
Sehnsucht danach hatte, sich mit jemandem auszusprechen. Seine Welt bestand nur aus Fragen, die
niemals beantwortet wurden. Sicher, auch der Arzt würde die gesuchten Antworten nicht geben
können, aber es wäre doch immerhin interessant zu erfahren, ob er sich die gleichen Fragen
stellte.
    »Nur um – was?«
    M-7 zuckte mit den Schultern.
    »Nichts«, sagte er knapp und sprang aus dem Lift. Es machte ihm nichts aus, daß er den
falschen Korridor erwischt hatte, wenn er nur den forschenden und mißtrauischen Blicken des
Arztes entgehen konnte. Er sah die Beine von A-3 nach oben verschwinden und wartete zwei Minuten.
Dann trat er erneut in den Lift und erreichte zehn Minuten später seine Wohnkabine, die er mit
M-4 teilte, den er nur selten zu Gesicht bekam. Meist hatten sie unterschiedliche
Arbeitsschichten, aber wenn sie wirklich einmal beide gleichzeitig frei hatten, lag M-4 untätig
auf seinem Bett und ließ sich auf keine Diskussionen ein.
    M-7 seufzte, wusch sich und legte sich dann hin.
    Warum lebte er eigentlich?
    Der Kommandant saß einsam in seiner Kabine.
    Der kräftig gebaute Körper war ein wenig nach vorn gebeugt und verriet so sein Alter. Dieser
Eindruck wurde durch die schneeweißen Haare erhöht, die das schmale und ovalgeformte Gesicht
umrahmten, in dem zwei rötlich schimmernde Augen und eine fast frauliche Nase über dem engen Mund
standen. Das Kinn war energisch und verriet ungewohnte Tatkraft, aber die weichen Linien um den
Mund sprachen wiederum vom Gegenteil.
    Die Hände des Kommandanten ruhten auf einem dünnen Stapel hauchfeiner Plastikakten, als
wollten sie dafür sorgen, daß sie ihm niemand wegnahm. Ausgestreckt reichten die Füße fast bis
zur anderen Seite des Metalltischs, der mit dem Boden verschraubt war. Lediglich der leichte
Sessel konnte verrückt werden.
    Die eine Wand bestand aus durchsichtigem Material und gab den Blick in den Weltraum frei. Zwei
andere Wände waren mit technischen Kommandoinstrumenten bedeckt – den ganzen Reihen kleiner
Bildschirme, Schalttafeln, Hebeln und Skalen. Dazu Stellknöpfe, Regulatoren und
Nachrichtengeräte. In der vierten Wand waren lediglich zwei Türen. Eine davon führte in den Raum,
den niemand außer dem Kommandanten betreten durfte.
    Er sah auf, als ein leises Summen ertönte und der oberste linke Bildschirm aufleuchtete. Müde
nickte er, erhob sich und drehte an dem Knopf, der unter dem Schirm zu sehen war. Sofort
materialisierte darauf das Gesicht eines Mannes, der trotz der ebenfalls weißen Haare noch jung
und frisch wirkte. Energische Gesichtszüge verrieten die Freude an schnellen Entschlüssen, und
die farblosen Augen besaßen eine Schärfe, die jeden Gegner zur Vorsicht gemahnt hätte.
    »Warum stören Sie mich, Offizier Eins?«
    Der Mann auf dem Bildschirm verzog keine Miene.
    »Ich muß mit Ihnen sprechen, K-Eins«, sagte er kurz. »Es ist wichtig«, fügte er hinzu.
    Der Kommandant seufzte.
    »Ich weiß, was Sie wollen.« Er nickte resigniert. »Warum hat die Jugend nie Zeit, bis sie dran
ist? Ich weiß, daß meine Zeit fast abgelaufen ist, aber warum diese Eile, O-Eins? Sie sind mein
Nachfolger …«
    »Ich merke kaum etwas davon«, gab der andere zornig zurück. »Wie soll das Junge sich entfalten
können, wenn das Alte ihm keine Gelegenheit dazu gibt?«
    Der Kommandant lächelte. »Entfalten, O-Eins? Sie wollen sich entfalten? Wenn Sie
wüßten …«
    »Ich will es ja wissen! Also – haben Sie Zeit für mich?«
    Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Noch nicht, O-Eins. Ich werde Sie benachrichtigen, wenn
es soweit ist. Sie ahnen nicht, nach welcher Verantwortung Sie drängen. Wenn Sie erst einmal an
meinem Platz sitzen werden, werden Sie Ihre Voreiligkeit bereuen. Wer an meinem Platz sitzt, wird
zum einsamsten Geschöpf der Welt.«
    »Niemand kann einsamer sein als der, der sich freiwillig von den anderen abschließt. Und das
tun Sie, Kommandant.«
    »Sie werden es nicht anders machen, weil Ihnen keine Wahl bleibt. Eines Tages werden Sie mich
schon verstehen, bis dahin gedulden Sie sich, bitte. Ich warne Sie, O-Eins! Jedes Drängen kann
verhängnisvoll für Sie werden. Die Zeit ist noch nicht gekommen …«
    Der junge Mann auf dem Bildschirm nickte grimmig.
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