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Silber

Titel: Silber
Autoren: Steven Savile
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Interessen wider, und sie waren ein weiterer Teil des Spiels. Er hätte den Kessel mit allem möglichen schmücken können. Geld spielte dabei eben so wenig eine Rolle, wie es eine Frage des Geschmacks war; beides besaß Sir Charles im Übermaß. Nein, die Statuen waren eine kleine, aber bedachtsame Geste der Anerkennung an die Vergangenheit, den Tod und – auf ironische Weise – an den Ruhm.
    Außer den Bücherregalen gab es nur noch ein weiteres Zugeständnis an den traditionellen Stil: In der Mitte des Raumes stand ein großer Mahagoni-Tisch im Sheraton-Stil, bei dem allerdings die gesamte Fläche der ledernen Tischeinlage durch einen leistungsstarken Touchscreen-Computer ersetzt worden war.
    Um den Tisch herum standen fünf grüne Lederstühle mit hohen Rückenlehnen.
    Auf vier von ihnen saß jeweils ein Mitglied von Sir Charles Wyndhams Schöpfung mit dem Codenamen Ogmios. Sie unterstanden dem Mandat 7266, ausgestellt durch den Secret Service Ihrer Majestät, und ihre Aufgabe bestand darin, alles Erforderliche zu tun, um die Souveränität der Britischen Inseln sicherzustellen. Was das im Einzelfall genau bedeutete, war allerdings schwer zu erklären. Sie waren keine Spione. Offiziell standen sie außerhalb des Gesetzes, ausgeschlossen von der Sicherheit einer Staatszugehörigkeit. Ihre Existenz konnte geleugnet werden. Wenn etwas schief ging, waren sie auf sich selbst gestellt. Wenn etwas gut lief, erhielten sie keinen Dank dafür. Wenn es brenzlig wurde, waren sie zur Stelle.
    Der Alte nannte sein Team gern „die Schmiede“, für Noah waren sie allerdings die „Hoffnungslosen Fälle“. Das war eine etwas andere Interpretation. Noah wusste nicht, wem sie unterstanden – wer die Wächter überwachte, wenn man so wollte – doch er vermutete, dass es jemand vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 war. Jemand, der die dünnere Luft von Denenganz-oben atmete. Der alte Mann sprach vom ihm oder ihr nur als der Kontrolle.
    Noah wusste nicht, wie der Alte sein Team zusammengestellt hatte. Er wusste überhaupt nicht viel über die anderen, außer, dass jeder einzelne von ihnen für Sir Charles sein Leben riskieren würde. Das wusste er, weil sie es jeden Tag unter Beweis stellten.
    Sie besuchten die eher unruhigen Regionen der Welt: manchmal, um zu vermitteln, manchmal zur Unterstützung, und manchmal auch, um durchzugreifen.
    Einfache Lügen sind die besten, deshalb waren auch ihre erfundenen Hintergrundgeschichten so knapp wie möglich gehalten. Je weniger Details man sich merken musste, desto weniger konnte man vergessen. Und nachdem man ihre Existenz verleugnen konnte, ergab eine Überprüfung der Mitglieder des Teams natürlich auch keine Verbindung zum Secret Service.
    Direkt neben ihm saß Ronan Frost, der blauäugige Junge mit den stahlgrauen Haaren, der einen stahlgrauen, maßgeschneiderten Anzug von Ted Baker trug. Frost blickte nicht auf. Er hatte 1999 im Kosovo beim ersten Bataillon des British Parachute Regiments gedient, bis er dem Special Projects Team der SAS beigetreten war – der Antiterroreinheit. Daneben saß Orla Nyrén, die mit ihrem makellosen, olivfarbenen Teint, den tiefbraunen Augen und dem schulterlangen schwarzen Haar voll und ganz dem mediterranen Schönheitsideal entsprach. Ihr Gesicht war fein geschnitten und ihre Lippen hatten die Form eines Herzes. Eigentlich war sie von gemischter Abstammung: Ihr Vater kam aus einer kleinen italienischen Stadt an der Amalfiküste, ihre Mutter aus dem eisigen Norden Schwedens. Orla selbst war eine eigenartige Mischung aus diesen beiden Anlagen. Ihr skandinavisches Erbe zeigte sich in ihrem Körperbau. In Verbindung mit ihrer Schönheit – und sie war unglaublich schön, dachte Noah – und ihrer Körpergröße von einem Meter achtzig bot sie eine eindrucksvolle Erscheinung. Ihre italienische Seite offenbarte sich in anderen Dingen, und die meisten von ihnen lagen unter der Haut, wie etwa ihr stürmisches Temperament. Noah hatte es einmal am eigenen Leib zu spüren bekommen, und das hatte ihm mehr als gereicht. Nyrén war ehemalige Mitarbeiterin des MI6, Spezialistin für den Nahen Osten und sprach fließend zwölf Sprachen, zwei davon tot. Außerdem kam sie dem am nächsten, was man als einen Schwarm von Noah hätte bezeichnen können.
    Auf der anderen Seite des Tisches neigte Konstantin Khavin kurz den Kopf zum Gruß. Konstantin war ein ehemaliger KGB-Agent, und er war der Prototyp des Spions, der aus der Kälte kam: Er war 1988 über die Mauer
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