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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Autoren: James Rollins
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Stiefelkappe irgendwo hängen und geriet ins Stolpern, fand jedoch das Gleichgewicht wieder, ohne den Säugling fallen zu lassen. Sie richtete den Blick wieder aufs graue Wasser und die Rauchwolke. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. Selbst ihre Augen wurden hart wie Kiesel, als sie sich nach einem Sitzplatz für sich und das Kind umsah. Sie setzte sich auf die Steuerbordbank, ihre Bewacher nahmen neben ihr Platz.
     
    Jakob setzte sich ihr gegenüber und gab dem Steuermann das Zeichen zum Ablegen. Wir müssen uns beeilen. Suchend blickte er den Fluss entlang. Sie wandten sich nach Westen, weg von der Front im Osten, weg von der aufgehenden Sonne. Er sah auf die Uhr. Inzwischen würde auf einem zehn Kilometer entfernten verlassenen Flugplatz ein Transportflugzeug vom Typ Ju 52 auf sie warten. Es trug das Emblem des Deutschen Roten Kreuzes und war als Verwundetentransport getarnt, um sie gegen Angriffe abzusichern.
     
    Die Boote schwenkten ins tiefere Wasser hinaus, die Motoren kamen auf Touren. Jetzt konnten die Russen sie nicht mehr aufhalten. Sie hatten es geschafft.
     
    Plötzlich fiel ihm an der anderen Seite des Bootes eine Bewegung ins Auge.
     
    Tola hatte sich über den Säugling gebeugt und hauchte ihm zärtlich einen Kuss aufs flaumige Haar. Dann hob sie den Kopf und sah Jakob in die Augen. In ihrem Blick lagen keine Verachtung und auch kein Zorn. Nur Entschlossenheit. Jakob wusste, was sie vorhatte. Nicht…. Zu spät.
     
    Tola schob sich hoch, rutschte mit dem Rücken über die niedrige Reling und stieß sich mit den Füßen ab. Den Säugling an die Brust gedrückt, kippte sie rücklings ins kalte Wasser.
     
    Ihr überraschter Bewacher drehte sich um und feuerte aufs Geradewohl hinterher.
     
    Jakob stürzte hinüber und riss den Arm des Mannes nach oben. Nicht. Sie könnten das Kind treffen.
     
    Jakob beugte sich über die Reling. Auch die anderen Männer waren aufgesprungen. Das Boot schaukelte. Das Einzige, was Jakob im bleifarbenen Wasser sah, war sein eigenes Spielbild. Er befahl dem Steuermann, einen Kreis zu fahren.
     
    Nichts.
     
    Er hielt Ausschau nach den sprichwörtlichen Luftblasen, doch das Kielwasser des schwer beladenen Bootes zu erzeugte zu viele Wellen. Er schlug mit der Faust auf die Reling.
     
    Wie der Vater, so die Tochter….
     
    Das sah einem Mischling ähnlich. Er kannte das bereits. Jüdische Mütter, die ihre eigenen Kinder ersticken, um ihnen größeres Leid zu ersparen. Er hatte geglaubt Tola wäre stärker. Aber vielleicht hatte sie ja gar keine andere Wahl gehabt.
     
    Er ließ das Boot noch eine Weile kreisen. Seine Männer suchten beide Ufer ab. Die Frau blieb verschwunden. Eine Granate pfiff über sie hinweg. Sie durfte nicht länger warten.
     
    Jakob befahl seinen Männern, sich wieder hinzusetzen. Er zeigte nach Westen, zum wartenden Flugzeug. Sie hatten immer noch die Kisten mit den Akten. Es war ein Rückschlag, doch damit ließ sich leben. Das Kind war zu ersetzen. Rückzug, sagte er.
     
    Die beiden Boote fuhren unter voller Kraft weiter. Kurz darauf verschwanden sie in der Qualmwolke der brennenden Stadt Breslau.
     
    Tola hörte, wie der Motorenlärm in der Ferne verhallte. Hinter einem der dicken Pfeiler verborgen, welche die alte, schmiedeeiserne Kathedralen-Brücke stützten, trat sie Wasser. Mit einer Hand hielt sie dem Säugling den Mund zu, damit er nicht schrie. Sie konnte nur hoffen, dass er durch die Nase genug Luft bekam. Aber das Kind war geschwächt.
     
    Und sie ebenfalls.
     
    Sie hatte einen Streifschuss am Hals abbekommen. Das Blut färbte das Wasser rot. Ihr Gesichtsfeld engte sich immer mehr ein. Trotzdem kämpfte sie weiter und bemühte sich, das Kind über Wasser zu halten.
     
    Als sie sich in den Fluss gestürzt hatte, wollte sie sich zusammen mit dem Kind eigentlich ertränken. Dann aber traf sie der Kälteschock, und der Hals begann zu brennen, und sie änderte ihren Entschluss. Sie dachte an die funkelnden Kirchtürme. Das war nicht ihre Religion, nicht ihr kulturelles Erbe. Dennoch erinnerten die Türme sie daran, dass es jenseits des gegenwärtigen Dunkels Licht gab. Irgendwo gab es Menschen, die ihre Mitmenschen nicht quälten. Einen Ort, wo Mütter ihre Kinder nicht ertränkten. Sie schwamm weiter auf dem Fluss hinaus und ließ sich zur Brücke treiben. Unter Wasser kniff sie dem Kind die Nase zu und pustete ihm Luft in den Mund. Obwohl sie eigentlich hatte sterben wollen, flammte der Lebenswille, einmal entzündet, immer
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