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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Autoren: James Rollins
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Pater Varick ging zur Kohlentür zurück. Er wischte dem Säugling Blut und Wasser ab. Das Haar des Kindes war ganz fein, aber schneeweiß. Es war höchstens einen Monat alt.
     
    Der Junge schrie lauter, und sein Gesicht verzerrte sich, doch er war immer noch schlaff, kraftlos und kalt.
     
    Ja, wein du nur, mein Kleiner.
     
    Als er die Stimme hörte, schlug der Junge die verquollenen Augen auf. Sie waren blau und klar. Anderseits hatten die meisten Neugeborenen blaue Augen. Varick aber hatte das Gefühl, dass sich diese Augen ihre strahlend blaue Schönheit bewahren würden.
     
    Behutsam drückte er den Jungen an dich, um ihn zu wärmen. Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge. Nanu, was ist denn das? Er drehte den Fuß des Jungen vorsichtig herum. Auf die Ferse hatte jemand ein Zeichen aufgemalt. Nein, nicht aufgemalt. Der Pater rieb daran. Das Zeichen war mit scharlachroter Tinte eintätowiert. Es hatte Ähnlichkeit mit einem Krähenfuß.
     
    Vater Varick hatte einen Großteil seiner Jugend in Finnland verbracht. Deshalb kannte er das Symbol: es war eine nordische Rune. Allerdings hatte er keine Ahnung, welche Rune das war oder was sie bedeutete. Er schüttelte den Kopf. Wer tat so etwas? Nachdenklich musterte er die tote Mutter. Egal.
     
    Der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters. Er wischte das Blut vom Scheitel des Jungen und wickelte ihn in seine warme Kutte. Armer Junge… Welch ein Willkommen in der Welt.
     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     
Eins
     
Das Dach der Welt
     

     
    Gegenwart
     
    16. Mai, 06:34
     
    Himalaya
     
    Basislager Mount Everest, 5360 Meter ü. d. M.
     

     
    Der Wind brachte den Tod.
     
    Taski, der Anführer der Sherpas, verkündete sein Urteil mit dem feierlichen Ernst und der Selbstgewissheit seines Berufs. Der untersetzte Mann war nur knapp einssechzig groß, und das mitsamt dem zerflederten Cowboyhut. Dabei tat er so, als wäre er hier in den Bergen der Größte. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die flatternden Gebetsfahnen.
     
    Dr. Lisa Cummings nahm den Mann mit ihrer Nikon D-100 ins Visier und betätigte den Auslöser. Taski war nicht nur der Führer der Gruppe, sondern auch Lisas psychometrische Testperson. Ein perfektes Forschungsobjekt.
     
    Sie hatte ein Stipendium bekommen, das es ihr ermöglichte, in Nepal die physiologischen Auswirkungen einer Everestbesteigung ohne Sauerstoffgeräte zu untersuchen. Bis zum Jahre 1978 hatte niemand den Everest ohne technische Hilfsmittel bestiegen. Die Luft war zu dünn. Selbst erfahrene Bergsteiger mit Sauerstoffflaschen hatten unter extremer Erschöpfung, Koordination Schwierigkeiten, Doppeltsehen und Halluzinationen zu leiden. Es galt als unmöglich, einen Achttausender ohne Luftvorrat zu bezwingen. 1978 aber hatten Reinhold Messner und Peter Habeler das Unmögliche geschafft und den Gipfel allein mithilfe ihrer keuchenden Lungen erreicht. In den folgenden Jahren folgten etwa sechzig Männer und Frauen ihren Fußstapfen und setzten der Bergsteigerelite ein neues Ziel.
     
    Bessere Testbedienungen unter niedrigem Luftdruck hätten sie sich nicht wünschen können.
     
    Zuvor hatte Dr. Lisa Cummings mithilfe eines Fünfjahresstipendiums die Auswirkung von hohem Luftdruck auf die physiologischen Vorgänge beim Menschen erforscht. Auf dem Forschungsschiff Deep Fathom hatte sie Tiefseetaucher untersucht. Anschließend hatten Veränderungen angestanden – sowohl beruflich als auch Privat. Sie hatte ein Stipendium der National Sciece Fondation zur Durchführung antithetischer Forschungen bewilligt bekommen: zur Untersuchung der physiologischen Auswirkungen von Niederdrucksystemen. Deshalb befand sie sich jetzt hier auf dem Dach der Welt.
     
    Lisa wechselte die Position, um noch eine Aufnahme von Taski Sherpa zu machen. Wie so viele hatte Taski die Stammesbezeichnung als Familiennamen angenommen. Der Mann entfernte sich von den wehenden Gebetsfahnen, nickte energisch und zeigte mit einem zwischen zwei Fingern eingeklemmten Zigarettenstummel zum Gipfel hoch. Ein schlechter Tag. Der Wind bringt den Tod, wiederholte er, dann steckte er sich eine neue Zigarette an und wandte sich ab. Es war alles gesagt. Für die anderen Mitglieder der Gruppe galt das freilich nicht. Enttäuschte Bemerkungen wurden gewechselt. Die Bergsteiger blickten zum strahlend blauen Himmel auf. Das zehnköpfige Bergsteigerteam hatte neun Tage darauf gewartet, dass sich ein
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