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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm
Autoren: James Rollins
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Präsenz würde ihrer Gestalt vorauseilen, wie die plötzlich steigende Spannung vor einem Gewitter. Sie war sehr groß, eine ganze Handspanne über einsachtzig, und sie trug einen langen Tartan-Mantel, der jetzt vor Nässe triefte, doch ihre schulterlangen, sandblonden Haare waren trocken und zu weichen Locken geföhnt, die wie in einer leichten Brise zu schwingen schienen. Offensichtlich hatte sie ihren Regenschirm nicht vergessen.
    Commander Randolph nahm Haltung an, trat vor, und seine Stimme klang plötzlich respektvoll. »Lady Kensington.«
    Die Frau ignorierte ihn und suchte den Raum ab, bis sie Safia entdeckt hatte. Erleichterung blitzte in ihrem Gesicht auf. »Saffie … Gott sei Dank!« Sie eilte zu ihr, drückte sie fest an sich und flüsterte ihr ins Ohr. »Als ich es erfahren habe … du arbeitest doch so oft bis spät in die Nacht. Und telefonisch konnte ich dich nicht erreichen …«
    Safia drückte die Frau nun ebenfalls und spürte das Zittern in ihren Schultern. Die beiden kannten sich von Kindesbeinen an, standen sich näher als zwei Schwestern. »Mir geht’s gut, Kara«, murmelte sie an der Schulter der anderen.
    Sie war überrascht von der Tiefe dieser echten Angst in der ansonsten so starken Frau. Eine solche Zuneigung hatte sie von ihr schon lange nicht mehr erfahren, nicht mehr seit ihrer Jugend, nicht mehr seit dem Tod von Karas Vater.
    Kara zitterte. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich dich verloren hätte.« Sie drückte Safia noch fester, sowohl zum Trost wie aus eigenem Bedürfnis.
    Tränen stiegen Safia in die Augen. Sie erinnerte sich an eine ähnliche Umarmung, ähnliche Worte. Ich will dich nicht verlieren.
    Als Safia vier war, starb ihre Mutter bei einem Busunfall. Da auch ihr Vater nicht mehr lebte, brachte man Safia in ein Waisenhaus, einen schrecklichen Ort für ein Mädchen gemischter Abstammung. Ein Jahr später nahm der Kensington-Haushalt Safia als Spielkameradin für Kara auf, und sie erhielt ihr eigenes Zimmer. An diesen Tag konnte sie sich kaum noch erinnern. Ein großer Mann war ins Waisenhaus gekommen und hatte sie abgeholt.
    Es war Reginald Kensington gewesen, Karas Vater.
    Wegen der Ähnlichkeiten im Alter und in ihrem ungezügelten Wesen wurden Kara und Safia schnell Freundinnen … nachts teilten sie Geheimnisse, sie spielten zwischen Datteln und Palmen, schlichen sich ins Kino, tuschelten unter der Bettdecke über ihre Geheimnisse. Es war eine wunderbare Zeit gewesen, ein endloser, süßer Sommer.
    Dann, als sie zehn Jahre alt war, die niederschmetternde Nachricht: Lord Kensington kündigte an, dass Kara nach England reisen würde, um dort zwei Jahre lang zu studieren. Safia war bestürzt und hatte den Esstisch verlassen, ohne sich zu entschuldigen. Sie war in ihr Zimmer gerannt, voller Panik und verzweifelt darüber, dass man sie ins Waisenhaus zurückschicken würde wie ein Spielzeug, das man wieder in eine Kiste steckte. Aber Kara war ihr gefolgt. Ich will dich nicht verlieren , hatte sie unter Tränen und Umarmungen versprochen. Ich bringe Papa dazu, dass er dich mit mir kommen lässt.
    Und Kara hatte Wort gehalten.
    Für diese zwei Jahre also ging Safia mit Kara nach England. Sie studierten zusammen, wie Schwestern, wie beste Freundinnen. Als sie nach Oman zurückkehrten, waren sie unzertrennlich. Zusammen schlossen sie ihre Schule in Maskat ab. Alles schien wunderbar bis zu dem Tag, als Kara sonnenverbrannt und rasend von einem Geburtstags-Jagdausflug zurückkam.
    Ihr Vater war nicht mit ihr zurückgekehrt.
    In einem Schlundloch umgekommen , lautete die offizielle Version, aber Reginald Kensingtons Leiche wurde nie gefunden.
    Seit diesem Tag war Kara nicht mehr dieselbe. Noch immer suchte sie Safias Nähe, aber es war mehr die Sehnsucht nach dem Vertrauten als echte Freundschaft. Kara vertiefte sich in den Abschluss ihrer Ausbildung und die Übernahme des väterlichen Konglomerats aus Firmen und Unternehmungen. Mit neunzehn machte sie in Oxford ihren Abschluss.
    Die junge Frau erwies sich als finanzielles Genie und verdreifachte noch während ihres Studiums das Nettovermögen ihres Vaters. Kensington Wells wuchs immer weiter und betätigte sich in neuen Geschäftsbereichen: Computertechnologie, Entsalzungspatente, Fernsehen. Dennoch vernachlässigte Kara nie den Ursprung des Familienreichtums: das Öl. Erst im letzten Jahr übertraf Kensington die Halliburton Corporation, was die lukrativsten Kontrakte anging.
    Und wie die Kensington’schen
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