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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber
Autoren: Heinrich Kraus
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sitzen.
    ,,Wie heißt du?“ fragte mich Kitty.
    ,,Sigi Wulle .“
    „Und wie alt bist du?“
    „Zwölf.“
    „Hast du schon eine Freundin?“
    Ich wurde rot, denn ich hatte mal eine, die Lissi hieß und braune Locken hatte und braune Haut. Ich hatte ihr mindestens fünf Eis spendiert und eine Limo, aber sie zeigte keine Dankbarkeit, sondern meinte, ich sollte froh sein, wenn sie etwas von mir annehme. Die Sache wurde allmählich zu teuer, und so machte ich Schluß mit ihr. Die Gangster lachten, aber ich schüttelte den Kopf und sagte nein, ich hätte keine und wäre nur deshalb rot geworden, weil es heiß sei.
    Der Wald fing an, und wir rasten zwischen den Bäumen hindurch, aber nicht weit. Dann bogen wir ab und rollten langsam über einen Weg in ein dichtes Gestrüpp, wo Lulu den Wagen anhielt und wir endlich ausstiegen.
    „Darf ich nun gehen?“ fragte ich.
    Sie lachten nur und begannen Zweige abzubrechen, um damit ihr Auto zu tarnen und für ein Polizistenauge unsichtbar zu machen.

Kapitel 5
    Es mußte absolute Ruhe herrschen. Ich durfte keine Silbe sprechen, und auch die Gangster flüsterten nur, wenn es unbedingt sein mußte, was sehr selten vorkam. Einmal stellten sie das Radio ganz leise an, um Nachrichten zu hören. Darin sagten sie, wir seien spurlos verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt, und es sei eine Geisel dabei, ein kleiner Junge — was mich gefuchst hat, denn ich bin immerhin zwölf Jahre alt — , der Sigi Wulle heiße. Sie gaben eine genaue Beschreibung von mir durch, und es freute mich, daß sie im Radio und vielleicht auch im Fernsehen über mich berichteten, weil wahrscheinlich alle Pauker und Schulkameraden staunen würden: Mensch, der Sigi!
    Dann wurde die Stille langweilig und die Hitze stärker, denn die Sonne brannte. Wir lagen neben dem Auto im Laub und gähnten, und es gab weder zu essen noch zu trinken, so daß sie nach einer Weile einnickten. Karlchen fing sogar an zu schnarchen; aber es sirrten einige Schnaken um seinen viereckigen Schädel, um ihn in die Nase zu stechen, worauf er schreckliche Grimassen schnitt, die lustiger aussahen als die von manchen Komikern im Fernsehen. Ich mußte darüber lachen, weil es mich auch freute, daß sie ihn stachen. Danach bin ich aufgestanden, um zu fliehen, was sie erst nicht merkten. Ein paar Schritte waren mir schon gelungen, aber dann lag ein Ast unter dem Laub, der knackte.
    „Der Giftzwerg ist weg!“ schrie Lulu und sprang auf.
    Alle hopsten wie verrückt umher, und Karlchen rannte schlaftrunken gegen einen Baum und fiel zu Boden; aber die andern flitzten hinter mir her durch den Wald und schnauften wie zwei Lokomotiven. Wenn nicht Strups aus meiner Jacke gepurzelt wäre, hätten sie mich nicht gekriegt. Doch ich konnte ihn nicht allein lassen, denn er ist mein Freund und gehört mir, und man trägt die Verantwortung für alles, was einem gehört.
    „Was ist das für ein Viech?“ fauchte der Lulu.
    „Ein Meerschweinchen“, sagte Kitty.
    „Mein Strups!“ schrie ich.
    Lulu wollte ihn tottreten; doch ich bat flehentlich, ihn leben zu lassen, und versprach, künftig zu gehorchen und keinen Fluchtversuch mehr zu unternehmen. Kitty meinte auch, es sei besser, ihn nicht zu killen, da sie dann noch eine Geisel hätten, mit der sie mich in der Hand hätten. Da ließen sie mir den Strups, zerrten mich aber zum Auto, wo mich Karlchen mit den Fäusten verdrosch, wobei mir Lulu den Mund zuhielt, um ein Wehgeschrei zu verhindern; aber ich biß ihm in den Finger, so daß er losschrie. Wütend stopften sie mir mein Taschentuch in den Mund, banden ihn zu und verhauten mich so sehr, daß ich blaue Flecken kriegte und sogar blutete. Am meisten schlug Karlchen auf mich ein.
    Dann fesselten sie mich an das Hinterrad und ließen immer noch den Knebel im Mund, so daß ich nur durch die Nase atmen und keinen Pieps machen konnte. Dafür piepste nun mein Strups, den sie quälten und dann in meine Jacke krabbeln ließen. Nun merkte ich erst, was ein Gangster ist, nämlich ein Scheusal und Schurke, der nicht arbeiten will, sondern nur andere piesackt und bestiehlt. Ich nahm mir fest vor, nie ein Ganove zu werden, sondern ein Detektiv, der sie fängt, wie Onkel Edilein, damit sie nicht andere Kinder und Meerschweinchen so gemein quälen wie mich. Mir wurde klar, daß sie Strups nur am Leben ließen, um mich zu erpressen, und mich nur am Leben ließen, um der Polizei zu drohen, mich zu erschießen, wenn sie geschnappt werden sollten.

    Der Tag verging
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